Thyssen bringt Reallabor H2Stahl an den Start
ab Köln
Thyssenkrupp tritt im Stahlgeschäft bei der vom Bund geförderten Versuchsreihe zur klimafreundlicheren Stahlproduktion in eine neue Phase ein. Zusammen mit den Konsortialpartnern Air Liquide und dem VDEh-Betriebsforschungsinstitut (BFI) fiel jetzt der Startschuss für das Projekt, im Rahmen dessen der Wasserstoff im Hochofen breit eingesetzt wird, wie die Stahlsparte von Thyssenkrupp mitteilte. Vorausgegangen war eine Testreihe, in der an einer Blasform im Hochofen 9 Wasserstoff anstatt Kohlenstaub eingeblasen wurde. In der nächsten Phase soll Wasserstoff an allen 28 Blasformen eingesetzt werden.
Brückentechnologie
Es handelt sich dabei zwar immer noch um ein Forschungsprojekt, allerdings in großtechnischer Anwendung, wie ein Sprecher sagte. Das Forschungsprojekt wird vom Bund mit 37 Mill. Euro gefördert. Die Gesamtkosten des auf fünf Jahre angelegten Projekts liegen nach den Angaben im hohen zweistelligen Millionenbereich.
Auf dem Weg zur klimaneutralen Stahlproduktion ist das Projekt zwar nur ein Zwischenschritt – Thyssen spricht von Brückentechnologie –, doch geht man bei Thyssenkrupp Steel davon aus, viel für Betrieb in der Direktreduktion lernen zu können. Um die Wasserstoffversorgung des Hochofens sicherzustellen, baut der Projektpartner eine 6 km lange Pipeline, die das Stahlwerk mit dem Produktionsnetzwerk der Franzosen verbindet. Der mit dem Einblasen von Wasserstoff im Hochofen produzierte Stahl soll die CO2-Emissionen um bis zu 20 % verringern.
Pilotanlage
Um letztlich den Technologiewechsel vom Hochofen auf die wasserstoffbasierte Direktreduktion vorzubereiten, wird im Rahmen von H2Stahl zudem eine Direktreduktions-Pilotanlage gebaut. Diese wird vom BFI betrieben. Die erste Direktreduktionsanlage im Industriemaßstab will Thyssenkrupp 2025 fertigstellen.
„Mit H2Stahl verschränken wir zwei Phasen unserer Klimastrategie: zum einen die Industrialisierung des Wasserstoffeinsatzes im bestehenden hochofenbasierten Technologierahmen und zum anderen die Vorbereitung der Direktreduktion durch den Aufbau der Infrastruktur“, erläutert Arnd Köfler, Technologievorstand von Thyssenkrupp Steel.