Tourismusbranche und Maschinenbau atmen auf
kro/dpa-afx/Reuters Frankfurt
Die aufgehobene Einreisesperre in die USA, einem der wichtigsten deutschen Handelspartner, für vollständig gegen das Coronavirus Geimpfte hat für Erleichterung in der Tourismus- und Maschinenbaubranche gesorgt und bei europäischen Fluggesellschaften mit Fokus auf Transatlantikverbindungen Kurssprünge ausgelöst. So legten die Papiere der British-Airways-Mutter IAG seit Montag um mehr als 14 % zu. Für die Aktie von Air France-KLM ging es im gleichen Zeitraum um knapp 7 % nach oben. Die Titel der Lufthansa verbesserten sich auch wegen der Aussicht auf eine geringere Abhängigkeit vom Staat durch eine 2,14 Mrd. Euro schwere Kapitalerhöhung (siehe Bericht Seite 7) um 2 %.
„Dass Geimpfte aus der EU und aus Großbritannien von November an wieder auch zu touristischen Zwecken in die USA einreisen können, ist eine sehr erfreuliche und hoffnungsvolle Nachricht – sowohl für Kunden als auch für die Reiseanbieter“, sagte der Präsident des Deutschen Reiseverbandes (DRV), Norbert Fiebig. Die USA seien mit jährlich über zwei Millionen Besuchern aus der Bundesrepublik das wichtigste Fernreiseziel für den deutschen Markt. Allein bei der Lufthansa gingen die Buchungen für Flüge über den Nordatlantik schon in den ersten Stunden nach der Ankündigung durch die US-Regierung im Wochenvergleich um 40 % nach oben. Das britische Online-Reiseunternehmen Skyscanner verzeichnete zudem innerhalb einer Stunde 28 % mehr Zugriffe von Nutzern auf seiner deutschen Website.
Die neue Richtlinie gilt für 26 Länder aus dem europäischen Schengen-Raum sowie für Großbritannien, Irland, China, Indien, Südafrika, Iran und Brasilien. Der weitgehende Einreisestopp aus der EU war zu Beginn der Corona-Pandemie Anfang 2020 vom damaligen US-Präsidenten Donald Trump verhängt und bisher von seinem Nachfolger Joe Biden aufrechterhalten worden. Vielfach wurde bereits aus verschiedenen Teilen der Wirtschaft eine Lockerung zumindest für gegen das Coronavirus geimpfte Reisende gefordert.
„Schon lange waren die Gründe für die US-Einreisebeschränkungen nicht mehr nachvollziehbar“, sagt Ulrich Ackermann, Abteilungsleiter Außenwirtschaft beim Maschinenbauverband VDMA. „Denn die Impfraten sind im Schengen-Raum mittlerweile höher als in den Vereinigten Staaten und die 7-Tage-Inzidenzen wesentlich niedriger als in den USA.“ Für die deutschen Maschinen- und Anlagenbauer waren die USA im ersten Halbjahr 2021 mit einem Exportvolumen von 9,8 Mrd. Euro das größte Absatzland. Nun richte sich das Augenmerk auf China, den zweitwichtigsten Markt, das nach wie vor eine rigide Einreisepolitik fahre, so Ackermann.
Es müsse jedoch auch ein System für den Umgang mit Risiken für Reisende gefunden werden, die keinen Zugang zu Impfungen hätten, mahnte IATA-Generaldirektor Willie Walsh an. „Die Datenlage deutet hier auf Corona-Tests als Lösung hin. Gleichzeitig ist aber auch entscheidend, dass Regierungen den globalen Start von Impfkampagnen beschleunigen und sich auf ein weltweites Rahmenwerk im Reiseverkehr einigen, in dem Testressourcen vornehmlich den ungeimpften Reisenden zur Verfügung stehen.“
Gemäß der neuen Regel muss für die Einreise in die USA neben der vollständigen Impfung mit einem von der WHO zertifizierten Impfstoff auch noch ein negativer Corona-Test vorgelegt werden, der nicht älter als drei Tage sein darf.