Autoindustrie

Toyota startet stark ins Geschäftsjahr

Der Chipmangel trifft Toyota nur geringfügig. Daher profitiert der japanische Autobauer besonders von der gestiegenen Autonachfrage. Dennoch reagierten die Anleger enttäuscht auf den Ausblick des Unternehmens.

Toyota startet stark ins Geschäftsjahr

mf Tokio –

Ungeachtet der Rekordzahlen im ersten Geschäftsquartal hat Toyota die Prognose von 2,3 Bill. Yen (17,7 Mrd. Euro) Nettogewinn im Gesamtjahr nicht angehoben und damit den Finanzmarkt enttäuscht. An der Tokioter Heimatbörse fiel die Aktie um bis zu 2,3% unter die Marke von 10000 Yen, die in diesem Jahr erstmals überwunden wurde, und ging mit einem Minus von 0,8% aus dem Handel. Toyotas Ausblick zum Auftakt des Geschäftsjahres, das in Japan im April beginnt, fällt normalerweise zurückhaltend aus, wird danach aber meistens quartalsweise angepasst. Doch diesmal verwies der Autobauer auf die Unsicherheiten bei der Versorgung mit Halbleitern, den Verlauf der Covid-Pandemie sowie die Materialkosten.

Im Vierteljahr zwischen April und Juni übertraf Toyota ihr bisher bestes Halbjahr im Jahr 2019 und verdiente mehr als Rivale VW. Unterm Strich verbuchte der Autohersteller einen Ertrag von 897,8 Mrd. Yen (6,9 Mrd. Euro), fast sechsmal mehr als im ersten vollen Pandemie-Quartal vor einem Jahr. Der Umsatz sprang um 73% auf den Höchstwert von 7,94 Bill. Yen (61,1 Mrd. Euro). Das operative Ergebnis erreichte 997,5 Mrd. Yen (7,7 Mrd. Euro) und übertraf die Analystenschätzungen von 752 Mrd. Yen laut Refinitiv deutlich.

Daraus ergibt sich eine für einen Massenhersteller selten hohe operative Marge von 12,9%. Im Vorjahr war Toyota mit 13,9 Mrd. Yen und einer Marge von 0,3% gerade noch im grünen Bereich geblieben. Für die Steigerungen war vor allem die rasche Erholung der Nachfrage verantwortlich. Die Abschwächung des Yen zum Dollar und Euro erhöhte das Betriebsergebnis um immerhin 140 Mrd. Yen.

Die Zahl der verkauften Autos einschließlich der Tochtermarken Daihatsu und Hino von 2,148 Millionen Stück lag um 85% über dem Vorjahr. Damit unterstrich Toyota seine herausragende Stellung in der Branche. Während viele Rivalen durch den Chipmangel ihre Produktion verringern mussten, blieben die Japaner davon weitgehend unbeeinträchtigt. Nur in einigen Werken, etwa in Thailand, liefen weniger Fahrzeuge von den Bändern.

Lektion gelernt

Entgegen der eigenen „Just in Ti­me“-Lehre für die zeitnahe Lieferung von Bauteilen an die Fertigungsbänder legt Toyota einen größeren Vorrat von Steuerchips an, um mögliche Versorgungsengpässe überbrücken zu können. Lieferanten müssen wichtige Teile für sechs Monate vorhalten. Der Puffer ist eine Lehre aus dem Megabeben von 2011, als die japanischen Fabriken wegen Teilemangels monatelang stillstanden oder nur begrenzt arbeiteten. Die Logistikstärke spiegelte sich in den Absatzzahlen wider. In den ersten sechs Monaten lieferte Japans umsatzstärkstes Unternehmen eine rekordhohe Zahl von 5,47 Millionen Fahrzeugen an die Kunden aus. Dies entsprach einem Wachstum von 31,3% zum Vorjahr. Der vorige Spitzenwert von 5,31 Millionen stammte ebenfalls aus dem ersten Halbjahr 2019.

Die VW-Gruppe blieb mit 4,98 Millionen verkauften Einheiten, ein Plus von 28% zum Vorjahr, deutlich hinter Toyota zurück. Selbst im VW-Heimatgebiet Europa konnten sich die Ja­paner mit 599000 Einheiten auf den Rekord-Marktanteil von 6,6% steigern. Der Absatz im Ausland kletterte um 36,5% auf 4,3 Millionen und in Japan um 15% auf 1,2 Millionen.

Toyota
Konzernzahlen nach US-GAAP
1.4.–30.6. 
in Mrd. Yen20212020
Umsatz7935,54600,7
Operatives Ergebnis997,413,9
Ergebnis vor Steuern1257,2118,2
Nettogewinn897,8158,8
Verk. Fahrzeuge (Mill.)2,1481,158
Gewinn je Aktie (Yen)321,1156,87
1 Euro = 130 YenBörsen-Zeitung
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