Speziallogistik

Transoflex rüstet Logistik-Netzwerk auf

Der Speziallogistiker Transoflex macht derzeit vor allem mit einem möglichen Börsengang von sich reden. CEO Wolfgang Albeck rechnet sich unter anderem bei Arzneimitteltransporten hohe Wachstumschancen aus.

Transoflex rüstet Logistik-Netzwerk auf

Von Karolin Rothbart, Frankfurt

„Wir sind wieder im profitablen Bereich“, freut sich der Vorsitzende der Geschäftsführung von Transoflex, Wolfgang Albeck. Für den vornehmlich auf die Arzneimittelbranche spezialisierten Logistiker, der gleichzeitig auch den Transport von Gütern aus den Bereichen Kosmetik und Haushalts- sowie Unterhaltungselektronik anbietet, war das lange Zeit nicht der Fall. Der frühere Eigentümer, die Österreichische Post, tat sich nach der vollständigen Übernahme im Jahr 2008 schwer im Umgang mit der damals strauchelnden Logistiktochter und dem harten Wettbewerb in deren heimischen Markt. „Der vorherige Besitzer des Unternehmens hat versucht, aus uns einen Paketdienst zu machen“, sagt Albeck heute. „Transoflex ist aber kein Paketdienst, sondern ein Speziallogistikdienstleister im Pharma− und im Hightech-Bereich. Das mit dem Standard-Paketgeschäft zu vermischen ist schiefgegangen.“ Die Österreichische Post verkaufte das verlustbringende Sorgenkind im Jahr 2016 wieder − und zwar zu gleichen Teilen an zwei alte Bekannte: die früheren Gesellschafterfamilien Amberger aus Tegernsee und Schoeller aus München, beziehungsweise Zürich. Ihnen stellt Albeck, der als gelernter Speditionskaufmann selbst rund 50 Jahre Berufserfahrung in der Logistikbranche vorweisen kann, ein deutlich besseres Zeugnis aus: „Die kennen sich mit dem Geschäft aus. Mit ihnen haben wir uns vom Transport von Massengütern abgekehrt und uns wieder auf das Kerngeschäft konzentriert.“

Kühlung stärker im Fokus

In der Corona-Pandemie war diese Expertise über den aktiv temperierten Arzneimitteltransport zuletzt besonders gefragt. Mitte Juni hatte Transoflex die Marke von 200 Millionen ausgelieferten Corona-Testkits übersprungen. Einen Auftrag für die Auslieferung von Covid-Impfstoffen hatte sich das Unternehmen zudem in Bayern gesichert. Hinzu kommt die generell gestiegene Nachfrage nach Medikamenten − sowohl online als auch stationär. Neben 3000 Krankenhäusern beliefert Transoflex auch regelmäßig etwa 19000 Apotheken. Im ersten Halbjahr hat das Unternehmen seinen Umsatz somit im Vergleich zum Vorjahr um knapp 5% auf 264 Mill. Euro gesteigert. Das bereinigte Ebitda legte um 4 % auf 31 Mill. Euro zu.

Auch für die zweite Jahreshälfte ist Albeck optimistisch. Nicht nur gebe es immer mehr Spezialmedikamente, die kühlkettenpflichtig sind. Die Corona-Krise habe auch dafür gesorgt, dass sich das Bewusstsein für die Einhaltung der notwendigen Temperatur beim Transport von Arzneimitteln verstärkt hat. Noch würden viele Medikamentenhersteller nach wie vor den normalen, nicht temperierten Transportweg wählen − dabei könne nicht ausgeschlossen werden, dass die vorgesehenen Temperaturbereiche selbst bei normaler Außentemperatur nicht eingehalten werden und dass kühlpflichtige Arzneimittel ihre Wirkung somit leicht verlieren können. Die Entsorgung danach gestalte sich zudem äußerst kompliziert.

Kontrollen noch uneinheitlich

Die europäischen Regeln für den Arzneimitteltransport, die sogenannten Good Distribution Practices (GDP) würden in den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union noch unterschiedlich umgesetzt und kontrolliert. So hätten Länder wie Frankreich und Österreich beispielsweise sehr strikte Kontrollen, Deutschland habe dagegen „noch ein bisschen aufzuholen“, so Albeck. Er findet: „Die Behörden müssen künftig stärker darauf achten, dass die vorgeschriebenen Temperaturen tatsächlich eingehalten werden.“ Die EU müsse diesbezüglich noch einheitliche Richtlinien erarbeiten. Dann könne auch das Eurotemp-Transportnetzwerk weiter ausgebaut werden, über das Transoflex seine temperaturgeführte Logistik in derzeit sieben europäischen Ländern anbietet. Zum klassischen Transportnetz für nicht temperierte Güter, Eurodis, gehören mittlerweile 36 Länder. Hier ist Transoflex einer der größten Partner.

Nachdem das Unternehmen unter den neuen alten Eigentümern die „Strukturen wieder geradegezogen“ habe, wie Albeck sagt, arbeite man nun an einem Plan, der den Weg bis zum Jahr 2025 vorzeichnen soll. Dazu gehöre unter anderem eine stärkere Digitalisierung und Modernisierung des bestehenden Netzwerkes. „Wir haben jetzt zwei neue hochmoderne Logistikzentren errichtet, das dritte kommt 2022, das vierte 2023.“ Alte Standorte sollen ebenfalls modernisiert werden. Sicherlich werde man auch in neue Fahrzeuge investieren und sich auch in Österreich erweitern. „Zudem wollen wir die Internationalisierung in Europa vorantreiben“, sagt Albeck. Es seien einige Vorhaben in der Pipeline, für deren Umsetzung verschiedene Möglichkeiten geprüft würden.

Ende Juni hatte Reuters in dem Zusammenhang über Pläne des Unternehmens für einen Gang an die Frankfurter Börse berichtet. Dabei berief sich die Nachrichtenagentur auf Insider, denen zufolge der Speziallogistiker auf eine Bewertung von 1 Mrd. Euro und auf Einnahmen von 300 Mill. Euro kommen könnte. Mit den Vorbereitungen für die Emission sei die Investmentbank J.P. Morgan beauftragt worden. Viel Zeit wäre dafür nicht mehr. Schon im September könnte es so weit sein, hieß es damals.