Traton legt die Latte etwas höher
Traton legt die Latte etwas höher
Neue Renditeziele für Gruppe und Marken – Umsatzwachstum vor allem in Nordamerika und Asien angepeilt
jh München
Der Vorstand von Traton preist seine neuen mittelfristigen Geschäftsziele als ambitioniert an. Die bereinigte operative Marge soll im Jahr 2029 möglichst zweistellig sein. Der Umsatz soll bis dahin um bestenfalls 40% wachsen. Die Aktionäre des Lkw- und Busherstellers reagieren zunächst allerdings kühl.
Der Vorstand von Traton will das Unternehmen profitabler machen. Im Jahr 2029 soll die um Sondereffekte bereinigte Umsatzrendite der Nutzfahrzeugholding von Volkswagen im günstigen Fall zweistellig sein. Konzernchef Christian Levin nannte auf dem Kapitalmarkttag in München 9 bis 11% als Ziel. Finanzvorstand Michael Jackstein ergänzte, der Wert hänge auch von den Marktbedingungen ab. Für dieses Jahr strebt Traton eine Spanne von 8 bis 9% an nach 9,1% im ersten Halbjahr.
Zum Vergleich: Der deutsche Konkurrent Daimler Truck erzielte im vergangenen Jahr 9,9% und 8,9% in den ersten sechs Monaten dieses Jahres.
Der Aktienkurs von Traton reagierte am Dienstag zunächst mit einem Anstieg von gut 2%, beendete den Xetra-Handel aber bei 28,70 Euro 2,4% unter dem Schlusskurs des Vortags. Der Umsatz soll verglichen mit dem Wert in diesem Jahr um 20 bis 40% zulegen. Wegen der Schwäche der Nachfrage nach Lkw in Europa, besonders in Deutschland, stellt sich das Management für 2024 auf einen möglichen Rückgang des Vorjahreswerts von 46,9 Mrd. Euro ein. Die Spanne der Prognose reicht allerdings von minus 5 bis plus 10%. Im ersten Halbjahr stieg der Erlös um 2%.
Eigene Produktion in China
Levin kündigte an, ein Wachstum in Nordamerika und Asien werde wesentlich dazu beitragen, das Umsatzziel zu erreichen. Mit der eigenen Fertigung in China werde Traton endlich die Chance bekommen, auch im größten Nutzfahrzeugmarkt der Welt Produkte aus lokaler Herstellung sowie in anderen asiatischen Ländern anzubieten.
In Nordamerika wolle Traton das Potenzial noch besser ausschöpfen, sagte Levin. Der 2021 übernommene Lkw- und Bushersteller Navistar wird nun in International Motors umbenannt. „Damit kehrt die Marke zu ihren Wurzeln zurück“, berichtete Levin. 1831 hatte die Geschichte des Unternehmens mit einer Getreidemähmaschine begonnen. „Mit einem deutlich stärkeren Fokus auf Lösungen rund um Lkw und Busse will International den Marktanteil in Nordamerika vergrößern.“
Service als Wachstumsfeld
Auch die anderen drei Marken – Scania, MAN und Volkswagen Truck & Bus in Südamerika – sollen mit Dienstleistungen wie Wartungen und Ersatzteilen sowie Angeboten etwa zum Laden von Elektro-Fahrzeugen vorwärts kommen. „Wir sehen hier für die die gesamte Traton-Gruppe großes Potenzial und entsprechend ein weiteres Wachstumsfeld der kommenden Jahre“, sagte Finanzvorstand Michael Jackstein. Auch Konkurrenten wie Daimler Truck haben das in der Regel margenstarke Servicegeschäft erweitert und wollen dies weiter tun.
Traton werde zudem das Angebot an Finanzdienstleistungen deutlich ausbauen, kündigte Jackstein an. „Bis 2029 soll hier die Bilanzsumme deutlich gesteigert werden.“ Traton Financial Services sei schon in 67 Ländern aktiv. „Die Finanzierung elektrischer Fahrzeuge und neue Geschäftsmodelle wie Vehicle-as-a-Service werden künftig an Bedeutung gewinnen.“
Besserer Preismix
Jackstein nannte weitere Ansatzpunkte für eine höhere Profitabilität. Die anstehenden Einführungen neuer Produkte ermöglichten einen besseren Preismix. Zudem werde die Gruppe dank der verstärkten Zusammenarbeit der vier Marken deutlich effizienter. Der Finanzchef erwähnte die Zusammenführung der Forschung und Entwicklung sowie das Baukastensystem.
Höhere Ziele auch für Marken
Traton hat sich zudem das Ziel gesteckt, die Nettoverschuldung des Industriegeschäfts bis 2029 vollständig abzubauen. Ende Juni betrug diese 2,4 Mrd. Euro. Die Dividende soll weiterhin 30 bis 40% des Nettoergebnisses ausmachen. Da der Vorstand ein steigendes Konzernergebnis in Aussicht stellt, wäre eine absolut höhere Ausschüttung möglich.
MAN senkt Kosten erheblich
Für die vier Marken gelten nun höhere strategische Ziele, für MAN 9 nach bisher 8%. Ein Jahr wird dafür wie bisher nicht genannt. In der ersten Hälfte dieses Jahres erzielte das Münchner Unternehmen 8,2 (i.V. 6,8)%. Das sei gelungen, obwohl 22% weniger Lkw als im Vorjahreszeitraum ausgeliefert wurden, wie der MAN-Vorstandsvorsitzende Alexander Vlaskamp berichtete. Dank der Ende 2023 abgeschlossenen Neuausrichtung habe MAN die variablen Kosten in der Produktion von Lkw um 30% verringert. MAN sei jetzt robuster, resilienter und flexibler, sagte Vlaskamp. Das neue Ziel für Scania sind 15 (12)%.