Trendwende am Markt für Industrieimmobilien
fed Frankfurt
Die Mieten für Industrieimmobilien sind 2020 erstmals seit vielen Jahren gesunken – und zwar um 2,2%. Das geht aus einer Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag der Beratungsfirma Industrial Port hervor. Maßgeblicher Grund für den Mietpreisrückgang ist, dass im Zuge der Pandemie die bundesweite Industrieproduktion geschrumpft ist. Kurzfristig konnten Immobilien zwar alternativ genutzt werden – beispielsweise für die Lagerung von Masken oder als Impfzentren –, langfristig dürften aber einige Kapazitäten nicht mehr benötigt werden.
Logistikzentren gefragt
„Wir beobachten einen Umschwung“, erklärt Industrial-Port-Geschäftsführer Peter Salostowitz im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Die Zeit der stetigen Mietsteigerungen sei zu Ende. „Insbesondere Industrieimmobilien in peripheren Lagen werden nicht mehr so nachgefragt“, berichtet Salostowitz. Schließlich profitiere die Peripherie davon, dass es in Citylagen keine geeigneten Immobilien beziehungsweise Grundstücke gebe. Wenn jedoch die Hallen in den Ballungsräumen nicht mehr knapp seien oder sich gesetzliche Umweltauflagen bezüglich des CO2-Ausstoßes von Fahrzeugen erhöhten, sei das vor allem nachteilig für die Anbieter von Immobilien in der Fläche.
Die Studie zeigt, dass die Mieten für Produktionshallen mit –13% besonders stark eingebrochen sind. Im größten Nutzungssegment, nämlich den Lagerhallen, lag das Minus im vergangenen Jahr bei 3,9%. Einzig die Logistikimmobilien – also die Hallen, in denen Waren nicht gelagert, sondern umgeschlagen werden – trotzten dem Trend. Die Mieten für Logistikimmobilien stiegen 2020 um 5,4%. Ursächlich dafür waren der boomende Online-Handel und die damit einhergehende dynamische Nachfrage nach City-Logistikhallen und Last-Mile-Standorten. „Nachgefragt wird zunehmend die schnelle Logistik“, erklärt Ralph Henger, Senior Economist beim IW. Längst würden auch, wo es möglich sei, klassische Lagerhallen als Logistikzentren genutzt.
Aus Sicht der Investoren bedeute die Trendwende bei den Mietpreisen, dass sie – anders als in den vergangenen Jahren – nicht mehr nehmen sollten, was sie kriegen. „Investoren in Industrieimmobilien müssen sich künftig intensiver mit der Drittverwendungsfähigkeit des Standorts und der Gebäudequalität beschäftigen“, ist Salostowitz überzeugt.
Insgesamt sei der Industrieimmobilienmarkt freilich noch recht gut durch die Krise gekommen, heißt es in der Studie – vor allem verglichen mit Hotelgebäuden oder Einzelhandelsgeschäften. Die stabilen Transaktionsvolumina dokumentierten, dass das Segment für Investoren weiterhin attraktiv sei. Entscheidend für die weitere Entwicklung der Mieten werde sein, inwieweit Nachfrageverschiebungen in Richtung E-Commerce und Lieferung zur Haustür mit Auslieferung am gleichen oder am nächsten Tag Bestand haben, wenn die Corona-Maßnahmen gelockert werden.