Trübe Aussichten zwingen Snap-Aktie in die Knie
det Washington
Die deutlich eingetrübten Konjunkturaussichten, der russische Angriffskrieg in der Ukraine und zurückhaltende Werbekunden haben die Aktie des Tech-Pioniers Snap in eine Talsohle gerissen und bei anderen Branchengiganten ebenfalls zu Kursverlusten geführt. Am Montag nach Börsenschluss hatte Snap-Gründer Evan Spiegel gewarnt, dass die Umsatz- und Gewinnziele für das laufende Jahr verfehlt werden könnten. Im nachbörslichen Handel brach die Snap-Aktie um mehr als 30% ein, und am Dienstag beschleunigte sich die Talfahrt.
Schwieriges Umfeld
Spiegel hatte gesagt, dass „sich das makroökonomische Umfeld deutlicher und stärker verschlechtert hat, als wir das erwartet haben“. Am Dienstagnachmittag hatte die Aktie gegenüber dem Vortag mehr als 40% ihres Werts eingebüßt und lag um 83% unter dem 52-Wochen-Hoch, das im September vergangenen Jahres erreicht worden war. Seit Jahresbeginn hat der Titel 70% seines Werts verloren. Zu teilweise kräftigen Einbußen kam es auch bei anderen Plattformen, die auf Werbeeinnahmen angewiesen sind, unter anderem Alphabet, Meta, denen Google und Facebook gehören, sowie bei dem Kurznachrichtendienst Twitter. Snaps wichtigste Umsatzquellen sind diverse Anzeigenformate, derer sich das Unternehmen bedient. Großer Beliebtheit, vor allem bei Kunden, die auf junge Nutzer abzielen, erfreut sich das Flaggschiff-Produkt, die Foto-App Snapchat, wegen der Bilder, die in 15 Sekunden permanent verschwinden. Erweitert hatte Snap ihr Angebot zuletzt um verschiedene Medien- und Shopping-Inhalte sowie Augmented Reality (AR), welche digitale Inhalte auf dem Bildschirm in einer realistischen Umgebung darstellt. Dies wiederum ermöglicht es Nutzern, verschiedene Produkte virtuell auszuprobieren.
Zurückhaltende Kunden
Zwar hatte das Unternehmen im ersten Quartal noch ein kräftiges Umsatzplus aufgewiesen und prognostizierte für die Periode von April bis Juni eine Wachstumsrate von bis zu 25%. Dieser Optimismus ist angesichts der hohen Inflation, der geopolitischen Unruhen und der Rezessionswarnungen, die viele Experten ausgesprochen haben, aber längst verflogen. Experten stellen fest, dass sich Werbekunden aus diesen Gründen zunehmend zurückhalten.
„Das Anzeigengeschäft ist zyklisch, und wir erwarten, dass alle Online-Anzeigenplattformen die Folgen des Rückzugs seitens der Verbraucher spüren werden“, schrieben Morgan-Stanley-Analysten nach Snaps Warnung und dem daraus resultierenden Kurseinbruch. Alles andere als optimistisch ist auch Snaps CFO Derek Andersen. „Das operative Umfeld könnte sogar noch schwieriger werden.“ Laut Andersen hat während der letzten Monate insbesondere der Krieg auf das Geschäft durchgeschlagen. „Es ist außerordentlich schwierig, vorauszusagen, wie sich dieser künftig auswirken wird“, so der CFO.