Fußballvereine

Türkgücü München gibt Börsen­plan noch nicht auf

Die sportliche Talfahrt in der dritten Liga stoppte offenbar den Einstieg eines Ankeraktionärs. Eine Entscheidung, wie es weitergeht und ob es doch noch zu einem IPO kommt, soll im Frühjahr fallen.

Türkgücü München gibt Börsen­plan noch nicht auf

Von Joachim Herr, München

Aus dem Plan ist vorerst nichts geworden: Als dritter deutscher Fußballverein wollte Türkgücü München an die Börse gehen – nach Borussia Dortmund und der Spielvereinigung Unterhaching. Ziel war ein Initial Public Offering (IPO) an der Bayerischen Börse im Jahr 2021. Doch vermutlich wegen des zuletzt schwachen sportlichen Abschneidens blieb es bei der Ankündigung, die der Verein erstmals im August des vergangenen Jahres gemacht hatte. Eine Stellungnahme, wie es nun weitergeht, gibt es von Türkgücü nicht.

Nach Informationen der Börsen-Zeitung soll im Frühjahr, etwa im März, eine Entscheidung fallen. Wie zu hören ist, soll es Interessenten für die Übernahme einer Mehrheit der Türkgücü München Fußball GmbH & Co. KGaA geben. Bisher ist der Unternehmer und Vereinspräsident Hasan Kivran Hauptgesellschafter.

Zu den Interessenten gehörten Finanzinvestoren, darunter Family Offices, und Fondsgesellschaften, die zum Teil schon im Sport engagiert seien, heißt es. Sie hätten sich im Rahmen einer vorbörslichen Kapitalerhöhung bei Türkgücü gemeldet. Von Ende August bis Mitte Oktober wurden 666666 neue Aktien zum Preis von 12 Euro gezeichnet. Das ergab rechnerisch eine Summe von knapp 8 Mill. Euro. Das Analysehaus Sphene Capital hatte damals für Türkgücü einen Unternehmenswert von 30,4 Mill. Euro angenommen.

Auf den 16. Platz abgerutscht

Der Einstieg eines Ankeraktionärs soll sich – zumindest vorerst – aber zerschlagen haben, weil auf die Ankündigung der Börsenpläne eine sportliche Talfahrt folgte. Ende August 2021 hatte Türkgücü München nach fünf Spieltagen in der dritten Bundesliga auf dem siebten Tabellenplatz gelegen, mit lediglich zwei Punkten Rückstand auf den Tabellenführer. Doch jetzt nach 20 der 38 Saisonspiele steht der Club als 16. mit 21 Punkten nur zwei Punkte vor dem ersten Abstiegsplatz, dem 17. Rang. Seit acht Spielen ist die Mannschaft, die einige ihrer Heimpartien im Olympiastadion austrägt, sieglos.

Am kommenden Samstag steht das Auswärtsspiel beim Halleschen FC an – erstmals mit dem neuen Trainer Andreas Heraf. Der Österreicher ist schon der dritte in der aktuellen Saison – Interimslösungen nicht mitgezählt. Für den Verein, der auch im Spielerkader mit einer hohen Fluktuation auffällt, kommt es jetzt in erster Linie darauf an, einen Abstieg in die vierte Liga zu verhindern. So soll der Investor, der sich für ein größeres Aktienpaket interessiert und mit dem Gespräche geführt würden, doch noch gewonnen werden.

Ob es im Fall eines solchen Einstiegs einen Börsengang geben wird oder nicht, sei noch offen, heißt es. „Das Thema ist noch nicht vom Tisch.“ Die Bayerische Börse jedenfalls hat noch keinen Antrag des Vereins erhalten, der im Fall eines IPOs in das Mittelstandssegment M:access strebt.

Ziel zweite Liga

Im Fall eines Abstiegs in die vierte Liga, wie ihn die SpVgg Unterhaching in der vergangenen Saison als Tabellenletzter hinnehmen musste, wird Türkgücü München den Börsenplan offenbar aufgeben – zumindest solange die Rückkehr ins Profigeschäft nicht gelingen sollte.

Um die wirtschaftliche Lage des Vereins entscheidend zu verbessern, peilte Türkgücü wie der Münchner Vorortverein Unterhaching den Aufstieg in die zweite Bundesliga an, in der die Einnahmen aus Medienrechten wesentlich höher als in der dritten Klasse sind. Doch dieses Ziel ist derzeit noch weiter entfernt als ein Börsengang.

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