Twitter öffnet Elon Musk die Tür
kro Frankfurt
Tesla-Chef Elon Musk ist mit seinem Versuch, Twitter zu übernehmen, so gut wie am Ziel: Der Verwaltungsrat hat dem Deal nach anfänglichem Widerstand am Montag einstimmig zugestimmt und seinen Aktionären empfohlen, das Angebot von 54,20 Dollar je Aktie anzunehmen. Musk selbst besitzt bereits gut 9 % der Anteile. Für den erfolgreichen Kauf muss er nun lediglich die Schwelle von 50 % überschreiten. Der Verkauf, den die Behörden noch absegnen müssen, soll noch in diesem Jahr abgeschlossen werden, teilte der Kurznachrichtendienst mit.
„Der Twitter-Vorstand hat das Angebot von Elon sorgfältig und umfassend mit einem bewussten Fokus auf den Wert, die Sicherheit und die Finanzierung geprüft“, erklärte Twitter-Chairman Bret Taylor die Entscheidung. Die Transaktion werde eine beträchtliche Barprämie mit sich bringen, „und wir glauben, es ist für die Twitter-Aktionäre der beste Weg vorwärts“. Der Twitter-Vorstand hatte sich Mitte April zunächst noch gegen die Übernahme gewehrt und ein Verfahren in Gang gesetzt, das Großinvestoren eine Erhöhung ihres Anteils erschweren soll. Nach einer Wertanalyse durch Twitters Unternehmensberater, zu denen unter anderem Vertreter von Goldman Sachs und J.P. Morgan Chase gehören, soll der Vorstand jedoch zu der Einsicht gelangt sein, dass es ohne den Deal schwer wird, den Aktienkurs des Konzerns in absehbarer Zeit auf die Höhe von Musks Angebot zu bringen. Darüber berichtete Bloomberg unter Berufung auf Insider. Der Milliardär selbst habe gar nicht erst in die Bücher von Twitter geschaut. Stattdessen habe er vor den Verhandlungen das Bankenkonsortium um Morgan Stanley in Videotelefonaten und Präsentationen von seiner Vision für Twitters Zukunft und einer entsprechenden Zusammenarbeit überzeugt. Am Ende konnte Musk Kreditzusagen von 25,5 Mrd. Dollar auf den Tisch legen − womit es sich bei dem Deal um eine der größten fremdfinanzierten Übernahmen in der Geschichte handelt. Zudem erklärte der 50-Jährige, Aktien im Wert von rund 21 Mrd. Dollar einbringen zu wollen.
Der Vorstand habe „mit dem Rücken zur Wand“ gestanden, kommentierte Medienanalyst Daniel Ives von der Investmentfirma Wedbush den Schritt. Wegen der im Vergleich zu anderen Social-Media-Plattformen eher mauen Geschäftsentwicklung war Twitter in der Vergangenheit regelmäßig vorgeworfen worden, sein Potenzial nicht richtig zu nutzen. Bei gut 5 Mrd. Dollar Umsatz schrieb das Unternehmen 2021 unter dem Strich einen Verlust von etwa 221 Mill. Dollar. Der Börsenwert liegt derzeit bei etwa 39 Mrd. Dollar. Facebook bringt dagegen 490 Mrd. Dollar auf die Waage.
Musk, der Twitter nach der Übernahme von der Börse nehmen will, hatte zuletzt bereits durchblicken lassen, wie er den Wert des Konzerns heben will. Unter anderem hatte er die Idee geäußert, das vornehmlich werbefinanzierte Geschäftsmodell in ein Abo-Modell umzuwandeln, einen Bearbeitungsbutton einzuführen und die Begrenzung von 280 Zeichen pro Tweet aufzuheben. Außerdem hat er sich immer wieder für mehr Meinungsfreiheit und weniger Inhalte-Moderation auf der Plattform ausgesprochen. Dass das die Geschäfte ankurbelt, wird von Analysten allerdings zum Teil bezweifelt. „Die Trolle übernehmen, sie werden zu feindselig und vertreiben Menschen von der Plattform“, zitierte jüngst die Nachrichtenagentur AFP den Analysten Rob Enderle.