Überreaktion nervöser Anleger auf solide Zahlen
Kommentar
Überreaktion nervöser Anleger auf solide Zahlen
Von Martin Dunzendorfer
Kurseinbrüche sind in dieser Zeit an der Tagesordnung. Sie sind eine Reaktion auf die im August vorigen Jahres gestartete, großteils auf vagen Hoffnungen basierende Aktienrally an den Weltbörsen. Diese wird nun von durchwachsenen Konjunkturaussichten, launenhaften, aber folgenreichen Ankündigungen von US-Präsident Donald Trump sowie in Deutschland von enttäuschenden Ergebnissen der Sondierungsgespräche zwischen CDU/CSU und SPD ausgebremst. In diesem Umfeld genügen schon leicht unbefriedigende Geschäftszahlen, Prognosen oder Aussagen eines Konzernvorstandes, um eine Notierung in den Keller zu treiben. So kann es nicht wundern, dass der Kurs der im Dax enthaltenen Henkel-Vorzüge am Dienstag in der Spitze um 10,6% einbrach. Dabei entsprachen die Zahlen für 2024 den Markterwartungen. Zudem prognostizierte der Vorstand für 2025 organisches Wachstum und eine steigende operative Marge, die ebenfalls den Konsensschätzungen gerecht wurde.
Suche nach dem Haar in der Suppe
Für einige Investoren rechtfertigten Zahlen und Ausblick aber offenbar nicht den jüngsten Kursaufschwung. Analysten behagte teilweise das enttäuschende Schlussquartal 2024 und der maue Start ins laufende Jahr nicht. Wieder andere empfanden die angekündigten Zuwächse als zu gering oder es sagte ihnen nicht zu, dass die Zielerreichung im Gesamtjahr von der vom Management angekündigten stärkeren Dynamik im zweiten Halbjahr abhängt.
Insbesondere der letztgenannte Grund hat eine gewisse Berechtigung. Denn auch wenn Henkel-Chef Carsten Knobel darauf hinwies, dass die Ergebnisse des ersten Halbjahres 2024 eine hohe Vergleichsbasis darstellen, weil die Resultate vom guten Geschäft mit besonders vielen Innovationen geprägt waren, so schwingt in der Prognose für das zweite Halbjahr doch ein wenig Konjunkturoptimismus mit. Insofern ist fraglich, ob der traditionell konservative Ausblick von Henkel wie so oft im Jahresverlauf erhöht werden kann; 2024 war das sogar zweimal der Fall.
Kurssturz trotz Underperformance und moderater Bewertung
Der Kurssturz von Henkel – der größte seit drei Jahren – ist auf Basis der vorgelegten Zahlen und Vorstandsaussagen übertrieben, zumal sich gerade diese Aktie verglichen mit dem Kurs von Anfang August stark unterdurchschnittlich entwickelt hat. Doch das Beispiel zeigt, dass selbst Titel, die wenig konjunkturabhängig und nicht überbewertet sind, zurzeit vor Korrekturen nicht gefeit sind.