Gaskrise

Uniper will 2023 Verlust reduzieren

Unipers Wohl und Wehe hängt auch in den Jahren 2023 und 2024 stark am Gaspreis.

Uniper will 2023 Verlust reduzieren

ak Köln – Der vom Bund gerettete Uniper-Konzern rechnet auch für die kommenden zwei Jahre mit einer hohen Ergebnisvolatilität infolge des ausbleibenden russischen Gases. Der Energieriese und größte deutsche Gasimporteur will jedoch im laufenden Jahr seinen Verlust reduzieren. In welchem Maße das gelingen kann, blieb bei der Vorlage des Geschäftsberichts für das Horrorjahr 2022 jedoch unklar.

„Wir müssen uns bewusst sein, dass auch in den zukünftigen Quartalen Unipers Ergebnis maßgeblich von der Höhe der Gasersatzbeschaffungskosten abhängen wird“, sagte die scheidende CFO Tiina Tuomela in einer Analystenkonferenz.

Abhängig von der Gaspreisentwicklung könnten Uniper unter Berücksichtigung der bereits getroffenen Risikovorsorge erhebliche Mehr- oder Minderkosten aus der zukünftigen Gasersatzbeschaffung entstehen, heißt es im Geschäftsbericht. Im Dezember hatte der Bund mit zwei Kapitalerhöhungen von insgesamt 13,5 Mrd. Euro die zusätzlichen Kosten aus dem teuren Gaseinkauf an den Spotmärkten aufgefangen. Er ist mittlerweile mit 99,12% an Uniper beteiligt. Weitere knapp 20 Mrd. Euro genehmigtes Kapital des Bundes steht bereit, um die Ersatzbeschaffung auch in den Jahren 2023 und 2024 zu ermöglichen.

Den gigantischen Konzernfehlbetrag von 19,1 Mrd. Euro – der durch den gegen Ende des Jahres stark gesunkenen Gaspreis gleichwohl deutlich geringer ausgefallen ist als noch im Herbst erwartet – hatte Uniper bereits Anfang Februar bekannt gegeben. Jetzt schlüsselte der Vorstand detaillierter auf, was darin alles enthalten ist: Unter anderem hat Uniper 3,1 Mrd. Euro auf Vermögenswerte und Goodwill wertberichtigt, darunter 1 Mrd. Euro Darlehen für Nord Stream 2. Außerdem steht die Beteiligung von 84% an der russischen Kraftwerkstochter Unipro nur noch mit einem symbolischen Euro in den Büchern – durch die Entkonsolidierung fiel ein Verlust von 4,4 Mrd. Euro an.

Den Verkauf hatte Uniper schon vor dem Krieg in die Wege geleitet. Die Übernahme ist im vergangenen Jahr mit einem nicht genannten Interessenten vereinbart worden, doch laut Tuomela fehlt immer noch die Genehmigung der russischen Regierung. Uniper selbst hat wegen Unipro in seiner nichtfinanziellen Berichterstattung nur ein eingeschränktes Testat vom Wirtschaftsprüfer erhalten, da Unipro relevante Daten nicht mehr geliefert habe.

Neben den tatsächlich 2022 angefallenen Mehrkosten für die Gasbeschaffung von 13,2 Mrd. Euro hat Uniper für die kommenden beiden Jahre eine Rückstellung von 5,9 Mrd. Euro gebildet. Bei hohen Gaspreisen könnte diese jedoch nicht ausreichen.

Weiter belastete noch der Feuerschaden am Freeport-LNG-Terminal in Texas das Uniper-Ergebnis, da Flüssiggas-Lieferungen ausfielen. Im Juni 2022 war durch eine Explosion die Produktion dort ausgefallen. Sie soll im laufenden Quartal wieder aufgenommen werden.

Verlustdämpfend wirkte sich bei Uniper das „deutlich“ gestiegene Ergebnis im Stromhandel aus. Auch die Kraftwerke lieferten mit 741 Mill. Euro ein um 57% höheres bereinigtes Ebit als im Vorjahr.

Ein wichtiges Aufgabenpaket für den in den kommenden Monaten komplett neuen Vorstand sind die Auflagen der EU-Kommission, die mit der Verstaatlichung von Uniper verbunden sind. Am Tag vor der Bilanzvorlage hatte Uniper einen weiteren Schritt zur Portfoliobereinigung getan. Das Handelsgeschäft mit Schiffskraftstoffen in den Vereinigten Arabischen Emiraten ist an ein Konsortium aus dem Flüssiggashändler Montfort und einem Mitglied der Herrscherfamilie von Dubai verkauft worden. Die Aktivitäten umfassen auch den Betrieb einer Rohölverarbeitungsanlage im Hafen von Fujairah. Im Januar hatte Uniper seinen Anteil an der BBL-Gaspipeline zwischen Großbritannien und den Niederlanden verkauft. Zusammen mit der Abgabe von Unipro hat Uniper drei der zehn wesentlichen Verkaufsaufgaben auf der To-do-Liste damit weitgehend abgearbeitet.

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