IPO an der Themse

Shein bläst der Wind ins Gesicht

Der chinesische Einwegmode-Hersteller Shein bekommt auch in London Gegenwind. Die Kritik am möglichen Börsengang wächst – nicht nur wegen der sozialen Missstände in der Fast-Fashion-Branche.

Shein bläst der Wind ins Gesicht

Shein bläst auch in London
der Wind ins Gesicht

Zunehmender Widerstand gegen Pläne für Börsengang

hip London

Der chinesische Einwegmode-Hersteller Shein wird auch in London Widerstände überwinden müssen, sollte er sich zu einem Börsengang an der Themse entschließen. Es waren nicht nur Kritiker der sozialen Missstände in der Fast-Fashion-Branche wie die Initiative Labour Behind the Label oder die Gewerkschaftler von UNI Global Union, die in den vergangenen Tagen Stimmung gegen ein Initial Public Offering an der London Stock Exchange machten.

„Shein steht schwer in der Kritik“, sagte Susannah Streeter, Head of Money & Markets bei Hargreaves Lansdown. Dabei gehe es um „die enormen Mengen billiger Textilien, die das Unternehmen produziert, die mangelnde Transparenz der Beschaffungskette und die Aneignung der Arbeit anderer Designer“. Anleger könnten sich deshalb fragen, ob ESG zu den Prioritäten des Managements gehöre.

Farage gegen Shein

Die Konservativen könnten behaupten, dass sich ihre Bemühungen auszahlen, Unternehmen an die Londoner Börse zu holen, argumentierte Streeter. Nigel Farage, der an der Spitze der Rechtspartei Reform UK Wahlkampf macht, sagte, es wäre „eine sehr schlechte Idee“, dem in Singapur angesiedelten Unternehmen ein Listing zu ermöglichen. Um den IPO-Markt wiederzubeleben, bedürfe es aufsichtsrechtlicher Veränderungen.

Auch der British Fashion Council meldete sich zu Wort. Es sei besorgniserregend, wenn man sehe, wie die britische Regierung Shein umwerbe, während sich die Branchenführer weltweit bemühten, umweltverträglicher sowie sozial und wirtschaftlich nachhaltiger zu arbeiten, sagte Caroline Rush, die Chefin des Verbands.

Indexaufnahme fraglich

Wie die „Sunday Times“ berichtet, könnte Shein die Mindestanforderungen an den Streubesitz (25%) für eine Aufnahme in den Standardwerteindex FTSE 100 verfehlen. Dabei wäre das 2012 in der Volksrepublik China gegründete Unternehmen nach einem IPO vermutlich eine der zehn größten an der Londoner Börse notierten Gesellschaften.

Der Sonntagszeitung zufolge könnte der August verstreichen, bevor der Börsengang über die Bühne geht. Sky News hatte zuvor gemeldet, dass Shein noch in diesem Monat ihren Emissionsprospekt bei der Finanzaufsicht FCA einreichen will.

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