US-Einreisestopp trifft Airlines hart

Nordatlantikgeschäft wichtigster Ergebnisbringer - Aktienkurse stark unter Druck

US-Einreisestopp trifft Airlines hart

Der am Mittwoch verkündete Einreisestopp für Schengen-Bürger in die USA hat die Aktien von Airlines in den Keller geschickt. Lufthansa notierten am Donnerstagnachmittag zeitweise unter 9 Euro. Die deutsche Airline ist stark im Transatlantikgeschäft engagiert, das als wichtiger Ergebnisbringer gilt.lis Frankfurt – Das Einreiseverbot, das die USA für Europäer verhängt haben, wird die Fluggesellschaften hart treffen. Nach Einschätzung von Daniel Röska, Analyst von Bernstein Research, betrifft der Bann 3 500 Flüge wöchentlich und bis zu 800 000 Passagiere. Der Flugverkehr zwischen dem Schengenraum in Europa und den USA komme damit zum Erliegen. Am stärksten betroffen seien die Lufthansa sowie die US-Airlines Delta und United, so Röska. British Airways leide weniger darunter, weil das Einreiseverbot nicht über Großbritannien verhängt wurde. “Das Flugverbot für Europa wird ausländische Gesellschaften umhauen”, zitiert Reuters Mike Boyd, Branchenexperte der Boyd Group International. Lufthansa brechen einDer amerikanische Präsident Donald Trump hatte am Mittwoch einen Einreisestopp für Nichtamerikaner aus EU-Ländern für 30 Tage verhängt. Die überraschende Maßnahme im Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie soll von Freitag ab Mitternacht an gelten. Am Aktienmarkt brachen Airline-Aktien daraufhin am Donnerstag ein. Lufthansa-Papiere verloren 14 % an Wert und notierten zum Handelsschluss bei 8,76 Euro. Aktien der ohnehin schon schwächelnden norwegischen Fluggesellschaft Norwegian Air Shuttle waren mit einem Minus von 20 % am stärksten betroffen. Das Langstreckengeschäft von Norwegian besteht fast vollständig aus Verbindungen über den Nordatlantik.Die Lufthansa erklärte zunächst, sie prüfe die Auswirkungen noch. Es sei noch zu früh, konkrete Auswirkungen auf Flugplan und Betrieb zu nennen. Am Abend kündigte das Unternehmen an, trotz des Einreisestopps weiterhin Ziele in den Vereinigten Staaten nach einem Sonderflugplan anzubieten. So blieben Chicago, Newark (New York) und Washington von den Abflugorten Frankfurt, Zürich, Wien und Brüssel im Programm.Am Vortag hatte der Lufthansa-Konzern weitere 23 000 Flüge für die Zeit bis zum 24. April gestrichen. Üblicherweise fliegen die Gesellschaften des größten Luftverkehrskonzerns Europas im Schnitt gut 3 200 Flüge pro Tag. Bislang hat der Konzern angekündigt, sein Programm für Lufthansa sowie die Töchter Swiss, Austrian Airlines, Eurowings und Brussels bis zur Hälfte zusammenzustreichen. Auch die Ferienfluggesellschaft Condor, deren Übernahme durch die polnische Luftfahrtgesellschaft Lot wegen der Coronakrise angeblich auf der Kippe steht (vgl. BZ vom 12. März), fliegt Ziele in den USA an. Fraport leidet Die Routen über den Nordatlantik sind normalerweise der wichtigste Ergebnisbringer für die europäischen Fluggesellschaften. Vor diesem Hintergrund dürfte der Einreisestopp in die USA für die Unternehmen gravierendere Folgen haben als die ausgesetzten China-Flüge.Der Airline-Verband IATA, der bisher von Umsatzeinbußen von bis zu 113 Mrd. Dollar wegen der Coronakrise ausging, teilte am Donnerstagabend mit, die Maßnahme der US-Regierung werde den finanziellen Druck auf die Fluglinien weiter erhöhen. Der US-Schengen-Markt hatte 2019 ein Volumen von 20,6 Mrd. Dollar, wovon 4 Mrd. Dollar – und damit der größte Batzen – auf die Verbindungen zwischen Deutschland und USA entfielen.Bernstein-Analyst Röska geht davon aus, dass der Frachtflugverkehr in Cargo-Maschinen nicht von dem Einreiseverbot betroffen ist. Allerdings wird auch Fracht in den Bäuchen von Passagiermaschinen transportiert, so dass die transportierte Menge zurückgehen dürfte. “Wenn der Bann fortgesetzt oder möglicherweise ausgeweitet wird, könnte das die Unterbrechung von Lieferketten zur Folge haben”, so der Experte. Einen Vorteil haben vor diesem Hintergrund Fluggesellschaften, die mit eigenen Frachtflugzeugen unterwegs sind, also etwa Lufthansa mit ihrer Cargo-Tochter.Von der Coronakrise ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen ist mittlerweile der Flughafenbetreiber Fraport. Am wichtigsten Standort Frankfurt herrscht derzeit schon wenig Betrieb, nun dürfte der Wegfall von Flugverkehr in die USA für eine zusätzliche Belastung des Geschäfts sorgen. Dies drückt auch auf das für Fraport wichtige Infrastrukturgeschäft – mit Parkraum – und das Handelsgeschäft. Im Februar zählte der Flughafenbetreiber mit 4,4 Millionen Passagieren rund 4 % weniger als ein Jahr zuvor. In der letzten Februarwoche bis 1. März habe der Rückgang bereits 14,5 % betragen, teilte das Unternehmen am Donnerstag in Frankfurt mit. “Diese negative Dynamik hat sich in der ersten Märzwoche sogar verstärkt.”An der Börse sorgten die Nachrichten für einen Kursrutsch um 12 % auf 38,77 Euro. Die im MDax gelistete Fraport-Aktie sank auf den tiefsten Stand seit 2012. Seit dem Jahreswechsel hat das Papier damit fast die Hälfte seines Werts verloren.