Venture-Einheiten von Porsche und Bosch investieren in Cylib
Venture-Einheiten von Porsche und Bosch investieren in Cylib
Start-up für Batterie-Recycling sammelt 55 Mill. Euro ein
sar Frankfurt
Die vor zwei Jahren gegründete Aachener Cylib will mit den Mitteln aus der frisch abgeschlossenen Series-A-Finanzierung den nächsten Wachstumsschritt gehen und die Produktionskapazitäten industriell skalieren. Mit 55 Mill. Euro ist es dem Start-up zufolge die bislang größte Finanzierungsrunde eines europäischen Batterierecycling-Unternehmens. Cylib zählt derzeit gut 60 Beschäftigte und will die Series-A-Finanzierung auch nutzen, um weiteres Fachpersonal einzustellen.
Zu den Investoren zählen auch Venture-Einheiten großer Industrie- und Automotive-Konzerne. Die Finanzierungsrunde ist Cylib zufolge das erste Venture-Co-Investment von Porsche und Bosch in Deutschland. Porsche Ventures, der Venture-Arm des Sportwagenbauers, führt die Series-A-Finanzierung gemeinsam mit dem Climate-Tech-VC World Fund an, das bereits als Lead-Investor bei einer erweiterten Seed-Runde im vergangenen Jahr aufgetreten ist. An der Series A beteiligten sich zudem Bosch Ventures, Deep Tech & Climate Fonds, NRW Venture sowie die bestehenden Investoren Vsquared Ventures, Speedinvest, 10x Founders und Business Angels.
Cylib will Produktionskapazität erweitern
CEO Lilian Schwich, die Cylib 2022 gemeinsam mit Paul Sabarny (CTO) und Gideon Schwich (COO) gegründet hat, bezeichnete die Finanzierungsrunde als „Meilenstein“. Cylib ist als Spin-off der RWTH Aachen im Oktober 2022 mit einer Seed-Finanzierung über 3,6 Mill. Euro gestartet, die im Februar 2023 auf 11,6 Mill. Euro erweitert wurde.
Die Mittel steckte das Start-up in eine Pilotanlage in Aachen, die im September 2023 in Betrieb gegangen ist. Dass nun Investoren aus den Bereichen Climate und Deep Tech sowie aus der Industrie gemeinsam investieren, sieht Cylib als Zeichen für „das gemeinsame Bestreben, eine resiliente und nachhaltige Batterie-Infrastruktur in Europa aufzubauen“.
Cylib kooperiert nach eigenen Angaben bereits mit OEMs und Batterieherstellern und will mit den frischen Mitteln weitere Produktionskapazitäten schaffen. Eine Brownfield-Industrieanlage in Deutschland habe man bereits erworben. Das Start-up will das Recycling der in Batterien verwendeten Materialien effizienter machen. Eine lokale Infrastruktur sei zentral, um die Nachfrage zu decken und stabile Lieferketten zu gewährleisten, heißt es in einer Mitteilung.
Batterie-Recycling gilt als Wachstumsmarkt
Patrick Huke, Head of Porsche Ventures, nannte das Start-up „ein perfektes Beispiel dafür, wie wissenschaftliche Spitzenforschung schnell kommerzialisiert werden kann“. Cylib erreicht nach eigenen Angaben derzeit eine Recyclingeffizienz von über 90% und gewinnt Elemente aus Produktionsabfällen, Elektroauto- sowie Mikromobilitätsbatterien zurück. Der Rückgewinnungsprozess für Lithium und Grafit ist wasserbasiert, dies soll den ökologischen Fußabdruck (THG-Potenzial) im Vergleich zu Wettbewerbern um 30% senken.
Mit Batterie-Recycling beschäftigen sich viele Unternehmen auch auf regulatorischen Druck hin. Die in Automobil-Batterien enthaltenen Rohstoffe werden von der EU als strategisch kritisch eingestuft, eine Batterieverordnung legt Mindestanteile für den Einsatz rückgewonnener Rohstoffe in neuen Batterien fest. Eine Studie der RWTH Aachen und der Unternehmensberatung PwC geht davon aus, dass recyceltes Material im Jahr 2035 bis zu 30% des Bedarfs an Lithium, Nickel und Kobalt in der Batteriezellenproduktion decken könnte.