Verkaufsverhandlungen von Atos und Kretinsky gescheitert
IT-Dienstleister
Verkaufsgespräche von Atos gescheitert
IT-Dienstleister wird nicht mit Kretinsky handelseinig
wü Paris
Gesche Wüpper, Paris
Die Verhandlungen von Atos über den Verkauf des traditionellen Geschäftsbereichs Tech Foundations an den tschechischen Geschäftsmann Daniel Kretinsky sind gescheitert. Der angeschlagene IT-Dienstleister hat parallel zum Ende der Gespräche angekündigt, er werde seine Bilanz für das letzte Jahr erst am 20. März veröffentlichen und nicht wie ursprünglich geplant an diesem Donnerstag.
Als Begründung für die Verschiebung nannte Atos den noch nicht erfolgten Abschluss der Prüfung einer nicht cashwirksamen Goodwill-Wertminderung. Die Wirtschaftsprüfer Deloitte und Grand Thornton warteten noch auf einen unabhängigen Aktivitätsbericht, um dies zu tun, erklärte der Konzern.
Was die Verhandlungen mit EPEI angehe, dem Investmentfonds Kretinskys, so habe man sich nicht auf neue vertragliche und finanzielle Bedingungen verständigen können. Es seien keine Entschädigungen wegen des Abbruchs fällig, so Atos. Man werde Tech Foundations und Eviden weiter wie zwei getrennte Aktivitäten mit einer koordinierten Geschäftsstrategie führen.
Das Scheitern der Verhandlungen hatte sich zuletzt abgezeichnet. So hatten sich die Gespräche in die Länge gezogen, nachdem die bis dahin geplanten Bedingungen bei einigen Aktionären für Unmut gesorgt hatten. Mehrere Politiker in Frankreich hatten zudem einen Souveränitätsverlust befürchtet, da sich Atos um strategische Aktiva der französischen Armee und des Staates kümmert.
Abgesagte Kapitalerhöhung
Deshalb hatten beide Seiten versucht, neue Bedingungen zu verhandeln. Der neue Verwaltungsratschef Jean-Pierre Mustier habe nach seinem Amtsantritt im Oktober probiert, 500 Mill. Euro zusätzlich in bar für Tech Foundations herauszuschlagen, berichtet AFP unter Berufung auf namentlich nicht genannte Quellen. Ursprünglich war geplant, dass Kretinsky für den schwächelnden Geschäftsbereich 100 Mill. Euro in bar zahlt und 1,9 Mrd. Euro an Verpflichtungen in die Bilanz transferiert.
Nach der Übernahme von Tech Foundations hätte er sich zudem an einer Kapitalerhöhung beteiligen und im Gegenzug eine Beteiligung von 7,5% an Eviden erhalten sollen, der Sparte, zu der neben dem Bereich Big Data & Cybersicherheit (BDS) auch Superrechner und Beratungsaktivitäten gehören. Atos hatte zuletzt mehrfach betont, dass es nicht sicher sei, dass die Verhandlungen mit Kretinsky zu einem Abschluss führen. Anfang des Monats hatte der Konzern zudem die eigentlich für dieses Jahr geplante Kapitalerhöhung abgesagt und einen sogenannten Ad-hoc-Bevollmächtigten zu Hilfe gerufen, um mit den Banken die Refinanzierung der Schulden zu verhandeln.
Weitere Interessenten
Angesichts all der Unsicherheiten hatte der Konzern bereits im Januar angekündigt, mehr Aktivitäten zu verkaufen als zunächst vorgesehen, darunter den Bereich BDS, für den sich Airbus interessiert. Atos hatte für BDS im Januar eine Due-Diligence-Phase eingeleitet.
Die Aktivitäten des angeschlagenen IT-Dienstleisters dürften andere Interessenten auf den Plan rufen. So könnte Thales von den Superrechnern angetan sein, heißt es in Paris. Astek, ein französischer Softwareentwickler, und das Start-up Chapsvision, eine Art französische Palantir, sollen ebenfalls Interesse bekundet haben. Der Digitalisierungsspezialist Onepoint wiederum hatte letztes Jahr für Eviden geboten, war jedoch abgewiesen worden. Er hält inzwischen 11% des Kapitals von Atos.