Aktionärstreffen 2025

Viel Diskussionsstoff zum Auftakt der HV-Saison

Warmlaufen für die nächste Hauptversammlungssaison: Im Dax macht die Siemens-Familie den Auftakt, noch früher dran sind die MDax-Unternehmen Thyssenkrupp und Tui. Für Diskussionsstoff ist gesorgt mit Abstimmungen über Online-Format, Vorstandsvergütung und die Neuwahl von Aufsichtsräten.

Viel Diskussionsstoff zum Auftakt der HV-Saison

Viel Diskussionsstoff zum Auftakt der HV-Saison

Siemens-Familie zieht im Dax den Vorhang auf − Virtuelles Format setzt sich weiter durch − Managergehälter und Aufsichtsratsbesetzung im Fokus

Warmlaufen für die nächste Hauptversammlungssaison: Im Dax macht die Siemens-Familie den Auftakt, noch früher dran sind die MDax-Unternehmen Thyssenkrupp und Tui. Für Diskussionsstoff ist gesorgt mit Abstimmungen über Online-Format, Vorstandsvergütung und der Neuwahl von Aufsichtsräten.

Von Sabine Wadewitz, Frankfurt

Die Vorbereitungen für die Hauptversammlungs-Saison 2025 laufen auf Hochtouren. Schon in den ersten Aktionärstreffen des Jahres sind kontroverse Themen geboten, Spannung und Dissonanzen erwarten Berater und Juristen aber auch für die gesamte Spielzeit.

Den Auftakt im Dax macht die Siemens-Familie mit dem Traditionskonzern am 13. Februar, gefolgt von den Abspaltungen Healthineers am 18. und Energy am 20. Februar. Warmlaufen können sich die Aktionäre beim MDax-Wert Thyssenkrupp, der am 31. Januar in die virtuelle Arena geht. Auch der im MDax geführte Touristikkonzern Tui schiebt sich am 11. Februar nach vorn. Infineon trifft ihre Aktionäre wie Siemens Energy am 20. Februar.

Einigkeit besteht in der Auftaktgruppe darüber, die Hauptversammlung (HV) virtuell durchzuführen. Damit bestätigt sich im Kreis großer Unternehmen der Trend der vergangenen Jahre. Für 2025 ist davon auszugehen, dass noch mehr Dax-Konzerne als 2024 das Online-Format präferieren. So haben BASF und SAP bereits angekündigt, diesmal zu virtuell zu wechseln.

Infineon 2026 in Präsenz

Bei aller Einigkeit über den Vorteil der virtuellen HV, lassen die meisten Gesellschaften weiterhin Vorsicht walten, wenn sie ihre Anteilseigner um die Ermächtigung für weitere Online-Versammlungen in den kommenden Jahren bitten. Das Gesetz lässt fünf Jahre zu. Zum Auftakt der gegen den Widerstand von Investoren eingeführten Neuregulierung hatten die meisten Unternehmen ohne Mehrheitsaktionär den Spielraum nicht ausgeschöpft und auf zwei Jahre begrenzt, um die Kritiker zu besänftigen.

Das Thema steht somit 2025 bei vielen Emittenten wieder auf der HV-Agenda. Siemens und Siemens Energy bleiben bei zwei Jahren genauso wie Tui. Healthineers hatte sich mit Rückendeckung der „Muttergesellschaft“ schon in der HV 2023 für fünf Jahre freie Bahn verschafft.

Auch Infineon will den Beschluss für zwei Jahre erneuern lassen, kündigt aber einen Wechsel des Formats für 2026 schon in der aktuellen Einladung an. „ Aus ökologischen und organisatorischen Gründen sowie aus Kostenerwägungen wird die Hauptversammlung am 20. Februar 2025 nochmals als virtuelle Hauptversammlung stattfinden. Der Vorstand plant aber, die ordentliche Hauptversammlung der Gesellschaft im Februar 2026 als Präsenzveranstaltung abzuhalten“, heißt es in den Erläuterungen.

Siemens Energy reserviert Räumlichkeiten

Die Ermächtigung solle dennoch erneuert werden, „damit auch dann, wenn eine Präsenzveranstaltung im Jahr 2026 nicht rechtssicher durchführbar sein sollte (beispielsweise im Falle einer erneuten Pandemie), die ordentliche Hauptversammlung stattfinden kann“, teilt Infineon ihren Aktionären mit. Vorstand und Aufsichtsrat seien zwar der Ansicht, dass sich das virtuelle HV-Format als solches in den vergangenen Jahren grundsätzlich bewährt habe; allerdings sollten die Aktionäre darüber selbst in regelmäßigen Abständen entscheiden können. Daher solle die neue Ermächtigung auf einen Zeitraum von zwei Jahren beschränkt werden.

Siemens Energy, die noch nie zur HV in Präsenz eingeladen hat, erwägt Aufsichtsratschef Joe Kaeser zufolge für 2026 ebenfalls „eine physische Hauptversammlung in Präsenz zu Vergleichszwecken“. Entsprechende Räumlichkeiten habe man reserviert.

Diskussionsstoff dürften wie in den Vorjahren auch 2025 die Abstimmungen über die Vergütungsberichte und gegebenenfalls Vergütungssysteme bieten. Investoren nehmen in der Regel keinen Anstoß an der Höhe der Vorstandsgehälter, sofern sie im Einklang mit der Performance des Unternehmens steht. Sie schauen aber kritisch auf Sonderzahlungen und diskretionäre Anpassungen. Auch die intensive Einbindung von ESG-Zielen zur Incentivierung wird zunehmend eingefordert.

Energy will Boni-Verzicht heilen

Siemens Energy tritt mit einer besonderen Anpassung im Vergütungssystem an die Aktionäre heran, um den im Zusammenhang mit einer Staatsbürgschaft erzwungenen Gehaltsverzicht der Vorstände  zu kompensieren. Der Bund hatte Siemens Energy Ende 2023 eine Bürgschaft von 7,5 Mrd. Euro gewährt als Teil von Garantielinien des Unternehmens im Gesamtvolumen von 12 Mrd. Euro, vereinbart mit Privatbanken und anderen Stakeholdern. Damit verbunden war – wie üblich – ein Dividenden- und Boniverbot.

Der Vorstand des Energietechnikunternehmens müsse somit voraussichtlich bis 2026 für drei Geschäftsjahre komplett auf variable Gehaltsbestandteile verzichten, was die Managementvergütung nach Angaben des Aufsichtsrats auf etwa 35% des regulären Zielbetrags senke. „Bei der Unternehmensperformance im Geschäftsjahr 2024, einschließlich der Aktienkursentwicklung, sind es lediglich 20%“, erläutert Aufsichtsratschef Kaeser in einem Schreiben an die Aktionäre.

Faire Lösung gesucht

Das Salär für CEO Christian Bruch reduzierte sich somit 2024 laut Vergütungsbericht auf Fixum und Altersversorgungsentgelt – in Summe 2,12 Mill. Euro. Im Vorjahr hatte der Vorstandschef einen Bonus von 1,2 Mill. Euro eingestrichen, was seine Vergütung in Summe auf 3,33 Mill. Euro brachte. Bruch hatte trotz des Aderlasses im September 2024 der Verlängerung seines Vertrags um weitere 5 Jahre zugestimmt.

Der Vergütungsausschuss des Aufsichtsrats sei bemüht gewesen, eine faire Lösung für die Mitglieder des Vorstands zu erarbeiten. Das Unternehmen wolle „eine wettbewerbsfähige Vergütung für die Zeit nach den Restriktionen“ anbieten, um den Vorstand während der Phase der Bonusrestriktionen zu halten.

„Höchste“ Avalprovision

Vorgesehen ist nun, dem Vorstand für das erste Geschäftsjahr nach dem Ende der Vergütungsbeschränkungen – vermutlich 2027 –  über eine Einmalvergütung für den Verzicht zu entschädigen. Dabei nennt Kaeser drei Komponenten: Den größten Teil sollen eine einmalige Barzahlung sowie Aktienzusagen ausmachen, die vom Unternehmenserfolg in den zwei Jahren nach Wegfall der Vergütungsbeschränkungen abhängig sind. Eine dritte – erfolgsabhängige – Komponente will Siemens Energy gewähren, sofern es dem Vorstand gelingt, die Inanspruchnahme der Bundesbürgschaft vor Ablauf der eigentlichen Laufzeit zu beenden, „was für das Unternehmen eine voraussichtliche jährliche Gebühreneinsparung in Höhe eines dreistelligen Millionenbetrags bedeuten würde“. Diese Einsparungen kämen dadurch zustande, „dass der Bund neben den höchsten Avalgebühren in der Branche auch noch eine „Erfolgsprovision“ in dreistelliger Millionenhöhe verlangt, wenn das Unternehmen seinen mittelfristigen Businessplan erfüllt.“

In welcher Summe der Aufsichtsrat den Energy-Vorstand kompensieren will, wird nicht beziffert. Die HV soll zustimmen, dass die Maximalvergütung für ein Jahr auf 400% des bislang eingeräumten Betrags erhöht wird. Die Maximalvergütung beträgt in den anderen Jahren 9,95 Mill. Euro für den CEO und 5,95 Mill. Euro für die anderen Vorstandsmitglieder.

Tui verkleinert Aufsichtsrat

Eine grundlegende Änderung steht bei Tui ins Haus. Das Unternehmen will ab der HV 2026 den paritätisch besetzten Aufsichtsrat von 20 auf 16 Mitglieder verkleinern. Dies lasse das Gesetz zu, nachdem die Mitarbeiterzahl unter 10.000 liege. In der HV 2025 endet die Amtszeit von Jutta Dönges, Edgar Ernst und Janina Kugel, wobei sich beide Frauen zur Wiederwahl stellen. Ernst, seit 2011 im Gremium, soll ersetzt werden durch Pepijn Rijvers, Executive Vice President des World Business Council for Sustainable Development. Die drei Nominierten sollen für vier Jahre gewählt werden. Bei der geplanten Verkleinerung würden im kommenden Jahr zwei Mitglieder des Kontrollgremiums ihr Amt niederlegen, heißt es in der HV-Einladung.  Aufsichtsratswahlen stehen auch bei Siemens, Infineon, und Siemens Energy auf der Tagesordnung.  

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