Secondhand-Plattform

Vinted vervierfacht den Gewinn

Der Online-Flohmarkt aus Litauen hat seinen Gewinn im vergangenen Jahr kräftig gesteigert, was auch die neuen Investoren freuen dürfte. Trotz des anhaltenden Secondhand-Booms hat sich das Wachstum allerdings deutlich verlangsamt. Vinted steht damit in der Branche nicht allein da.

Vinted vervierfacht den Gewinn

Secondhand-Plattform Vinted vervierfacht den Gewinn

kro Frankfurt

Beim Online-Flohmarkt Vinted sprudeln derzeit die Gewinne. Die Firma hat im vergangenen Geschäftsjahr nach eigenen Angaben unter dem Strich 76,7 Mill. Euro verdient – und damit mehr als vier Mal so viel wie im Vorjahr. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) lag bei knapp 159 Mill. Euro. Im Vergleich zum Vorjahr hat es sich damit mehr als verdoppelt.

Die Zahlen dürften vor allem bei den Anteilseignern gut ankommen. Erst im Oktober hat das Unternehmen aus Litauen im Rahmen eines Sekundärverkaufs von Aktien neue Investoren an Bord geholt und seine Bewertung dabei auf 5 Mrd. Euro gesteigert. Der Deal wurde damals vom texanischen Vermögensverwalter TPG angeführt.

Vinted, 2008 gegründet und hierzulande in den ersten Jahren unter dem Namen Kleiderkreisel bekanntgeworden, gilt heute als größte europäische Onlineplattform für den Handel von gebrauchter Mode, Accessoires und weiteren Produkten. Das Unternehmen war in den vergangenen Jahren stark gewachsen: 2022 ging der Umsatz um rund die Hälfte nach oben, 2023 sogar um gut 60% auf 596 Mill. Euro.

Dieses hohe Tempo konnte der Marktplatz-Betreiber zuletzt allerdings trotz des Eintritts in neue Märkte und der Erschließung neuer Produktkategorien nicht mehr halten: 2024 stiegen die Erlöse noch um 36% auf 813 Mill. Euro.

Der Kuchen wird größer, die Konkurrenz nimmt zu

Es ist eine Entwicklung, die zuletzt auch bei anderen Secondhand-Unternehmen zu beobachten war. Der Berliner Gebraucht-Elektronik-Händler Rebuy war seinerseits in den vergangenen Jahren ebenfalls regelmäßig zweistellig gewachsen, 2023 ging es dann nur noch einstellig nach oben – für 2024 rechnete die Firma zuletzt mit einem Plus von 1%.

Das langsamere Wachstum der Unternehmen liegt nicht etwa an einem Ende des Secondhand-Booms. Im Gegenteil, Marktforscher rechnen auch in den kommenden Jahren jeweils mit zweistelligen Wachstumsraten bei gebrauchter und generalüberholter Elektronik sowie bei gebrauchter Bekleidung.

Allerdings tummeln sich auf dem Feld schlicht immer mehr Anbieter. Einige davon sind komplette Neueinsteiger, andere wiederum kommen noch aus dem klassischen Einzelhandel. So sind zum Beispiel Saturn, Amazon, Ebay, H&M, Zalando oder Zara längst auf den Gebrauchtwaren-Zug aufgesprungen.

Vinted will sich breiter aufstellen

Um das eigene Wachstum in dem umkämpften Markt voranzutreiben, ist Vinted zuletzt auch in das Elektroniksegment eingestiegen. Verkaufswillige Besitzer von Lautsprechern, Kopfhörern, Laptops und anderen Elektro-Geräten können diese nun auch über die Plattform loswerden. Auch im laufenden Jahr sollen neue Produktkategorien und Märkte erschlossen werden, wie Vinted weiter mitteilte.

Daneben setzt Vinted auf den Ausbau des Logistikgeschäfts. Der hauseigene Versanddienstleister Vinted Go, der unter anderem automatische Schließfächer für die Paketsendungen betreibt, soll in diesem Jahr auch in Spanien und Portugal starten. Bislang ist Vinted Go in Frankreich und den Benelux-Ländern aktiv.

Vinted hatte im Jahr 2019 als erstes litauisches Start-up eine Milliardenbewertung erreicht. Nun will sich die Firma selbst als Wagniskapitalinvestor versuchen – und hat dafür ein entsprechendes Vehikel namens „Vinted Ventures“ ins Leben gerufen. Die Mittel sollen ebenfalls in Start-ups aus dem Re-Commerce-Bereich fließen, wie das Unternehmen weiter mitteilte.

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