Vodafone erhöht Investitionen in Deutschland
Vodafone erhöht Investitionen in Deutschland
„Umfassende Transformation“ – Gespräche mit Wettbewerbshütern zur Fusion des britischen Mobilfunkgeschäfts mit Three UK auf der „letzten Meile“
hip London
Das Geschäft von Vodafone in Deutschland ist im abgelaufenen Quartal um 6,9% geschrumpft. Das geht vor allem auf die Abschaffung des Nebenkostenprivilegs zurück. Die Auswirkungen dieser Änderung dürften jedoch noch im laufenden Jahr abflauen. Man werde ins kommende Jahr hinein in Deutschland wachsen und sich einen „fairen Marktanteil“ sichern, sagte CEO Margherita Della Valle in einer Telefonkonferenz mit Journalisten.
Das Nebenkostenprivileg ermöglichte Eigentümern und Verwaltern von Mehrfamilienhäusern, die über einen gemeinsamen Kabelanschluss verfügten, die Kabelgebühren mit den anderen Nebenkosten abzurechnen. Auch Mieter, die den Anschluss nicht nutzten, mussten zahlen.
„Extrem gut gemanagt“
Per Ende September konnte Vodafone 4 Millionen der betroffenen 8,5 Millionen Haushalte halten. „Das Team hat das extrem gut gemanagt“, sagte Della Valle. „Das Ergebnis steht in exakter Übereinstimmung mit unseren ursprünglichen Annahmen.“ Das Deutschlandgeschäft von Vodafone gehe durch eine „umfassende strukturelle Transformation“. Nach dem Wechsel an der Spitze treten nun neue Chefs der Bereiche Consumer, Business und IT ihre Arbeit an.
Für das erste Geschäftshalbjahr wies Vodafone einen Gewinn von 1,2 Mrd. Euro aus. Vor einem Jahr hatte an dieser Stelle noch ein Verlust von 155 Mill. Euro gestanden. Der Umsatz stieg von 18,0 Mrd. auf 18,3 Mrd., Euro. „Wir sind das am schnellsten wachsende Telekomunternehmen in Europa“, sagte Della Valle. Der Rivale BT rechnet dagegen mit einem schrumpfenden Umsatz im Gesamtjahr.
Mehr in Deutschland investiert
„Auf Grundlage der guten Performance über alle anderen Märkte hinweg, haben wir die bewusste Wahl getroffen, stärker in den deutschen Markt zu gehen und mehr zu investieren“, sagte Finanzchef Luka Mucic. Dazu gehörten Investitionen in die Marke und den Rollout des KI-Chatbots Supertobi. „Das ist vielleicht ein Aspekt, den man an den Märkten nicht in vollem Umfang auf der Rechnung hatte.“
Die britische Wettbewerbsaufsicht CMA (Competition & Markets Authority) erklärte vor einer Woche, die Übernahme von Three UK unter bestimmten Voraussetzungen absegnen zu wollen. Vodafone will den kleineren Rivalen akquirieren und mit ihrem Geschäft auf dem Heimatmarkt verschmelzen. Er gehört CK Hutchison, der Holding des Hongkonger Milliardärs Li Ka-shing.
Kritische Masse angestrebt
Beide Seiten wollen auf diese Weise auf die erforderliche kritische Masse kommen, um weitere Investitionen in das Netz stemmen zu können. Beiden fehlte die nötige Größe, um ihre Kapitalkosten zu verdienen. Della Valle sprach bei der Bekanntgabe des Vorhabens von einem „Game Changer auf unserem Heimatmarkt“. Vodafone würde dadurch zum größten britischen Mobilfunkanbieter mit 27 Millionen Kunden. Bislang ist der Ex-Monopolist BT mit der Marke EE die Nummer 1.
Vodafone soll nach Abschluss 51% am fusionierten Geschäft halten, CK Hutchison 49%. Binnen zehn Jahren wollen sie 11 Mrd. Pfund in das 5G-Netz stecken. Ab dem fünften Jahr nach Abschluss erwarten sie Einsparungen von 700 Mill. Pfund pro Jahr.
Deal könnte Wettbewerb fördern
„Wenn unseren Bedenken Rechnung getragen wird, glauben wir, dass dieser Deal das Potenzial hat, den Wettbewerb auf dem britischen Mobilfunkmarkt voranzubringen“, sagte Stuart McIntosh, der Vorsitzende des Untersuchungsausschusses der Wettbewerbsbehörde, der sich mit dem Vorhaben befasste.
Zu den von der CMA genannten Voraussetzungen für eine Genehmigung gehört, dass sich die Unternehmen verpflichten, bestimmte Tarife für mindestens drei Jahre beizubehalten, um die Kunden in den ersten Jahren vor kurzfristigen Preiserhöhungen zu schützen. Zudem müssten sie zu den mit virtuellen Mobilfunkanbietern (MVNOs) wie Sky Mobile oder Lebara ausgehandelten Preisen und Vertragsbedingungen stehen.
Abschluss Anfang 2025 erwartet
Aus Sicht der Unternehmen werden die Preise auf Grund des intensiveren Wettbewerbers zwischen Netzbetreibern und MVNOs nach dem Merger entweder auf dem aktuellen Niveau verharren oder fallen. „Wir glauben, den Bedenken der CMA Rechnung getragen zu haben“, sagte Della Valle. „Wir sehen einen Weg zur Genehmigung.“ Man befinde sich auf der „letzten Meile“ und rechne mit dem Abschluss der Transaktion Anfang 2025.
Voraussetzung sei allerdings, dass der Investment Case dabei nicht ausgehöhlt werde, sagte Della Valle. Die geplanten Investitionen dürften zwischen 8.000 und 12.000 Arbeitsplätze in Großbritannien schaffen. Das seien weitaus mehr Stellen als in Folge der Hebung von Synergieeffekten gestrichen werden könnten. Eine endgültige Entscheidung der CMA wird nicht vor dem 7. Dezember erwartet.
Vodafone hat die Abschaffung des Nebenkostenprivilegs in Deutschland in den vergangenen Quartalen zu schaffen gemacht. Kabelkunden nutzten die Chance zur Kündigung. Doch das Management erwartet 2025 Wachstum. In Europa sieht sich Vodafone bereits als der am schnellsten wachsende Telekomkonzern.