Voestalpine surft auf Konjunkturwelle
ab Düsseldorf
Die österreichische Voestalpine hat einen Auftakt nach Maß in das neue Geschäftsjahr gefunden. „Voestalpine konnte den Konjunkturaufschwung nach der pandemiebedingten Rezession voll nutzen“, freute sich Vorstandschef Herbert Eibensteiner bei der Vorlage des Zwischenberichts. Mit Ausnahme der Luftfahrtindustrie habe die Nachfrage in allen Markt- und Produktsegmenten spürbar angezogen. Diese Entwicklung werde sich auch in den kommenden Quartalen fortsetzen, glaubt der Voestalpine-Chef. Zumal neben den aufgehellten Konjunkturaussichten auch die staatlichen Investitionsprogramme zur Überwindung der Pandemiefolgen beitragen sollten.
Entsprechend legt der Stahlkonzern die Latte für das im April angelaufene Geschäftsjahr höher. Im Gesamtjahr wird nun mit einem operativen Ergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) von 1,9 bis 2,2 Mrd. Euro gerechnet. Das sind 300 Mill. Euro mehr als noch im Juni erwartet. Damit würde Voestalpine sogar das Vor-Corona-Niveau toppen.
Der Umsatz erhöhte sich im Berichtsquartal um fast 46% auf 3,5 Mrd. Euro. Zugleich hat sich das Ebitda auf 540 Mill. Euro mehr als verdreifacht. Das lag auch daran, dass die gestiegene Nachfrage satte Preiserhöhungen erlaubte. Dadurch seien die spürbar gestiegenen Rohstoffpreise mehr als kompensiert worden, sagte Eibensteiner. Wenngleich es nach Einschätzung des Voestalpine-Chefs auch im weiteren Jahresverlauf zu steigenden Inputpreisen kommt, geht Voestalpine davon aus, die Marge halten zu können.
Chipmangel ohne Folgen
Bislang habe bei den Kunden kein Lageraufbau stattgefunden, auch das halte die Nachfrage nach vorne geblickt auf hohem Niveau. Die Lieferprobleme in der Automobilindustrie für Mikrochips hätten für Voestalpine bislang nicht zu nennenswerten Rückgängen in der Nachfrage nach hochqualitativen Stahlprodukten geführt. Die Halbleiterknappheit sei vorwiegend ein europäisches Problem, sagte Eibensteiner. Die Automobilindustrie in Nordamerika sei bislang kaum betroffen.
Allerdings geht der Manager davon aus, dass der Chipmangel noch länger andauert. Von daher dürften auch die Österreicher etwas weniger Stahl an die Autohersteller ausliefern als gedacht. Angesichts der breiten Stahlnachfrage werde der Stahl letztlich in andere Branchen umgeleitet, gab sich Eibensteiner zuversichtlich. Belegt werden diese Aussagen auch von der Entwicklung der Stahlsparte, die ihre operative Marge im ersten Quartal auf stolze 14,1% ausbaute.
Auch bilanziell hat sich die Situation von Voestalpine weiter verbessert. So drehte der operative Cash-flow im Berichtsquartal auf 272 (i.V. – 34) Mill. Euro. Zugleich ging die Nettoverschuldung auf 2,6 Mrd. Euro zurück. Das Gearing, bei dem die Nettoverschuldung in Relation zum Eigenkapital gesetzt wird, verringerte sich auf 43,8 (i.V. 71,7)%.
Voestalpine | ||
Konzernzahlen* nach IFRS | ||
1. Quartal | ||
in Mill. Euro | 2021/22 | 2020/21 |
Umsatz | 3 490 | 2 397 |
Ebitda | 540 | 158 |
Ebit | 340 | – 49 |
Konzernergebnis | 259 | – 70 |
Operativer Cash-flow | 272 | – 34 |
Nettofinanzschulden | 2 617 | 3 956 |
*) Geschäftsjahr zum 31.3.Börsen-Zeitung |