In der Krise

Volkswagen will Jobgarantie bis 2029 aufkündigen

Die Marke Volkswagen will mehr sparen, um bis 2026 wettbewerbsfähig zu werden. Der Vorstand will die Jobgarantie bis 2029 kippen und stellt Werke infrage. Der Betriebsrat kündigt erbitterten Widerstand an.

Volkswagen will Jobgarantie bis 2029 aufkündigen

Volkswagen will Jobgarantie bis 2029 aufkündigen

Kernmarke muss Kosten stärker senken und stellt auch Werksstandorte in Frage

ste Hamburg
Nebenstehender Kommentar

Die Lage bei der kriselnden Marke Volkswagen spitzt sich zu. Um eine Milliardenlücke im erst Ende 2023 mit dem Betriebsrat vereinbarten Performance-Programm zu schließen, stellt der Vorstand nun auch Werksschließungen in den Raum. Die noch bis 2029 für die deutschen Standorte geltende Beschäftigungsgarantie steht auf der Kippe.

„Die Lage ist äußerst angespannt und nicht durch einfache Sparmaßnahmen zu bewältigen“, sagte Thomas Schäfer, seit Mitte 2022 amtierender Markenchef und Mitglied des VW-Konzernvorstands, am Montag bei einem Führungskräftetreffen in Isenbüttel bei Wolfsburg an. „Deshalb wollen wir schnellstmöglich in Gespräche mit der Arbeitnehmervertretung eintreten, um über die Möglichkeiten einer nachhaltigen Restrukturierung der Marke zu sprechen.“ Ein Umbau allein entlang der demografischen Entwicklung sei, so das Unternehmen, nicht mehr ausreichend, um kurzfristig notwendige Strukturanpassungen für mehr Wettbewerbsfähigkeit zu erreichen.

Operative Rendite zu gering

Das Ziel, die operative Rendite von 2,3 (i.V. 3,8)% im ersten Halbjahr 2024 auf 6,5% im Jahr 2026 zu hieven, gilt nach VW-Angaben unverändert. Um es zu erreichen, hatten sich Management und Betriebsrat im Dezember 2023 auf Maßnahmen für eine Ergebnisverbesserung um 10 Mrd. Euro verständigt und einen positiven Ergebnisbeitrag von 4 Mrd. Euro bei der Marke bereits für 2024 avisiert.

Das Performance-Programm der Marke VW zeige Wirkung, doch der Gegenwind sei deutlich stärker geworden, so Schäfer, dessen Vertrag vor kurzem um fünf Jahre verlängert wurde. „Wir müssen deshalb jetzt nochmal nachlegen und die Voraussetzungen schaffen, um langfristig erfolgreich zu sein.“ Neben der Marke VW müssten auch die Volkswagen Komponente, die Volkswagen Nutzfahrzeuge und die Konzernstellen, die ebenso zur Volkswagen AG gehören, einen zusätzlichen finanziellen Beitrag leisten.

Aktie legt zu

Die VW-Vorzugsaktie zog nach Bekanntwerden der Pläne an und schloss den Handel bei 97,38 Euro mit 1,3% im Plus ab. Konzernbetriebsratschefin Daniela Cavallo warf dem Vorstand Versagen vor und kündigte „erbitterten Widerstand der Arbeitnehmerseite“ an. Der Vorstand stelle mit dem Angriff auf deutsche Werke, Haustarif und Beschäftigungssicherung die Kernmarke VW infrage. Für Verbindlichkeit, Sicherheit und Perspektiven sei ein „Masterplan mit kurz-, mittel- und langfristigen Etappen“ notwendig. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD), Mitglied im VW-Aufsichtsrat, rief Vorstand und Arbeitnehmerseite auf, „sehr zügig vertrauensvolle und ergebnisorientierte Verhandlungen“ aufzunehmen.

Die deutsche Autoindustrie und auch der VW-Konzern seien durch rückläufige Verkäufe und ein neues Wettbewerbsumfeld in einer schwierigen Lage, so Weil. Auch die Kosten von VW gehörten daher auf den Prüfstand. Niedersachsens Landesregierung unterstütze die Initiative des Markenvorstands. Es müsse aber auch ein gemeinsames Verständnis entwickelt werden, wie VW in den kommenden Jahren am Markt erfolgreicher agieren könne.

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