Für europäische Immobilienkonzerne war der Bondmarkt lange de facto verschlossen. Nun mehren sich Anzeichen, dass der Kapitalmarkt wieder bereit ist zu investieren. Vonovia hat sich gerade 400 Mill. Pfund (465 Mill. Euro) am britischen Anleihemarkt besorgt. Zuvor hatten der französische Immobilienkonzern Covivio und der Shoppingcenter-Betreiber Unibail-Rodamco-Westfield im November/Dezember Bonds platziert.

Die Vonovia-Anleihe stieß auf hohe Nachfrage. Nach Firmenangaben kamen im Peak Kaufaufträge über 3,45 Mrd. Pfund herein. Das sei sektorübergreifend das dickste Orderbuch in Pfund im Bereich der Unternehmensanleihen seit Juni 2020, teilt der Wohnungskonzern mit.

Zuletzt hatte Vonovia im November 2022 den Bondmarkt angezapft. 2023 emittierte der Vermieter keine Anleihen mehr, sondern wich auf besicherte Bankfinanzierungen aus. Denn der Zinsaufschlag für unbesicherte Finanzierungen war ungewöhnlich hoch. Seit November 2023 hätten sich Zinssätze und Spreads aber wieder verengt, sagt Corporate-Finance-Leiter Fabian Lander. Daher habe Vonovia beschlossen, nach 15 Monaten wieder an den Kapitalmarkt zu gehen. Der Bondmarkt ist eine zentrale Finanzierungsquelle des Konzerns.

Für den kapitalintensiven Immobiliensektor sind die jüngsten Emissionen ein Signal, dass sich der Bondmarkt wieder für die kriselnde Branche öffnet. Dies würde es erleichtern, die nahende Refinanzierungswelle zu bewältigen. Europäische Immobilienkonzerne stehen vor einem sprunghaften Anstieg des Finanzbedarfs durch auslaufende Bonds. Im laufenden und in den beiden kommenden Jahren müssen gemäß einer Studie der Ratinggesellschaft Scope mehr als 120 Mrd. Euro refinanziert werden. Allein in den Jahren 2025 und 2026 stehen 44 Mrd. bzw. 45 Mrd. Euro zur Rückzahlung an – jeweils knapp doppelt so viel wie 2022 mit 24 Mrd. Euro.