China

VW stellt Geschäft in Xinjiang auf den Prüfstand

Nach dem Chemiekonzern BASF prüft nun auch Volkswagen eine Neuordnung der Aktivitäten in der chinesischen Region Xinjiang. Hintergrund sind Berichte über mögliche Menschenrechtsverletzungen

VW stellt Geschäft in Xinjiang auf den Prüfstand

Bei Volkswagen deutet sich nach erneuten Vorwürfen zu Zwangsarbeit von Uiguren in der chinesischen Provinz Xinjiang ein Ausstieg aus dem dortigen Werk an. Der Konzern prüfe mit seinem chinesischen Joint-Venture-Partner SAIC die künftige Ausrichtung seiner Geschäftsaktivitäten in Xinjiang, erklärte VW am Mittwoch. "Derzeit werden verschiedene Szenarien intensiv geprüft." Der Autobauer reagierte auf einen Bericht des "Handelsblatt", wonach es Belege für den Einsatz uigurischer Zwangsarbeiter im vergangenen Jahrzehnt beim Bau einer Teststrecke von VW und SAIC in Turpan gibt. Für die Fondsgesellschaft Union Investment haben die Vorwürfe eine neue Dimension: "Damit ist Volkswagen für unsere nachhaltigen Publikumsfonds jetzt nicht mehr investierbar", erklärte Nachhaltigkeitschef Janne Werning. Das Land Niedersachsen, mit 20% zweitgrößter VW-Aktionär, bezeichnete die Berichterstattung zu den Bedingungen, unter denen die Teststrecke in Turpan errichtet wurde, als besorgniserregend.

Grund- und Menschenrechte müssten eingehalten werden, erklärte Ministerpräsident Stephan Weil (SPD). Die Landesregierung begrüße, dass der Konzern diesen neuen Hinweisen konsequent nachgehen werde. Niedersachsen unterstütze, das VW mit SAIC verschiedene Szenarien intensiv prüft.,

Der Ludwigshafener Chemiekonzern BASF gab vergangene Woche bekannt, sich wegen der Menschenrechtslage von einem Joint Venture in Xinjiang zurückzuziehen.

Das "Handelsblatt" beruft sich auf Recherchen von Adrian Zenz, einem auf Menschenrechtsverstöße in China spezialisierten Wissenschaftler. Zenz erklärte, auf der Website der Firmen, die die VW-SAIC-Teststrecke gebaut hätten, gebe es "eindeutige Belege dafür, dass in der Bauphase uigurische Zwangsarbeiter eingesetzt wurden, die über Arbeiter-Transferprogramme und sogenannte Armutsbekämpfungs-Maßnahmen eingestellt wurden." Es habe während des Baus der Teststrecke Maßnahmen zur Kontrolle und Unterdrückung von Uiguren gegeben. Zenz, der in den USA bei einer Stiftung für Opfer des Kommunismus tätig ist, bekräftigte das auf Anfrage und ergänzte: "Nach meiner Meinung sollte Volkswagen öffentlich ankündigen, dass sie so bald sie können rausgehen." Der Ruf des Konzerns stehe auf dem Spiel.

Knapp 200 Mitarbeiter

Eine Prüfung der Lage an dem VW-SAIC-Standort Urumqi hatte im vergangenen Jahr ergeben, dass es in dem Werk selbst keine Belege für Zwangsarbeit und andere Menschenrechtsverletzungen gegen die muslimische Minderheit gab. In dem gemeinsam mit dem chinesischen Partnerunternehmen SAIC betriebenen VW-Werk arbeiten nach früheren Angaben knapp 200 Menschen, von denen rund 50 der muslimischen Minderheit angehören. Das Testgelände wird von einer Tochter des Joint Ventures betrieben.

"Selbstverständlich nehmen wir die kritischen Berichte zur Situation in der Region wahr und diese sehr ernst", erklärte VW. Auch wenn kein Volkswagen-Manager in der für die Teststrecke zuständigen Betreibergesellschaft vertreten sei, stehe VW im permanenten Austausch darüber mit SAIC und dem Betreiber. "Bisher lagen uns keine Hinweise auf Menschenrechtsverletzung vor." Eine Überprüfung des Testgeländes müsse mit SAIC abgestimmt und von Behörden vor Ort genehmigt werden. Priorität hatte zunächst die Untersuchung in Urumqi. Auch über das weitere Vorgehen im Hinblick auf Turpan tausche sich VW mit SAIC aus.

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Reuters Frankfurt