Batterie-Start-up in der Krise

VW stützt angeschlagenen Batteriehersteller Northvolt

Volkswagen hilft Northvolt in der Krise. Der künftig nicht mehr von Mitgründer Peter Carlsson geführte schwedische Batteriezellhersteller, der Gläubigerschutz nach US-Insolvenzrecht beantragt hat, erhält vom Lastwagenbauer Scania einen Brückenkredit.

VW stützt angeschlagenen Batteriehersteller Northvolt

VW stützt angeschlagenen Batteriehersteller Northvolt

Scania stellt Brückenkredit – Start-up beantragt Gläubigerschutz – CEO tritt ab

ste Hamburg

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Volkswagen steht weiterhin zu Northvolt. Der zur VW-Nutzfahrzeugholding Traton gehörende Lastwagenbauer Scania stellt dem finanziell angeschlagenen schwedischen Batteriezellhersteller, der am Donnerstag bei einem Gericht in Texas Gläubigerschutz nach US-Insolvenzrecht beantragt hatte, ein Darlehen in Höhe von 100 Mill. Dollar zur Verfügung, wie aus Gerichtsunterlagen hervorgeht.

Mit dem Brückenkredit, der speziell auf Unternehmen zugeschnitten ist, die sich in einem Chapter-11-Verfahren in der Restrukturierung befinden, unterstützt der von Northvolt belieferte schwedische Lkw-Hersteller die Produktion von Batteriezellen für Elektrofahrzeuge in der ersten Northvolt-Fabrik im nordschwedischen Skellefteå. Um den Betrieb aufrechtzuerhalten, erhält der Batteriezellhersteller von Kreditgebern zudem Zugang zu etwa 145 Mill. Dollar. Den Gerichtsunterlagen zufolge verfügte Northvolt bei einem Schuldenstand von 5,8 Mrd. Dollar zuletzt noch über 30 Mill. Dollar Liquidität.

Investoren halten sich zurück

Das 2016 als Hoffnungsträger der europäischen Autoindustrie gestartete Start-up, das es mit den dominierenden Batterieherstellern aus Asien aufnehmen soll, hatte nach Problemen beim Hochlauf der Zellfertigung und wegbrechenden Kundenaufträgen mit Geldgebern monatelang vergeblich über eine langfristige Finanzierung verhandelt. Auch VW, mit einem Anteil von mehr als 20% größter Einzelgesellschafter von Northvolt, zeigte sich nicht zu einer Eigenkapitalstärkung bereit. Die schwedische Regierung schloss eine staatliche Rettung des Unternehmens aus.

Das Sanierungs- und Restrukturierungsverfahren nach Chapter 11 des US-Insolvenzrechts ermöglicht es Northvolt, sich finanziell neu aufzustellen und gleichzeitig den Betrieb fortzusetzen. Zentrales Ziel, so eine Aussage in den Gerichtsunterlagen, sei es, mit einem oder mehreren langfristigen strategischen oder Finanzinvestoren zusammenzuarbeiten. Der Batteriezellhersteller, der am Freitag über die Demission von Firmenmitgründer und CEO Peter Carlsson informierte, erwartet, die Restrukturierung bis zum ersten Quartal 2025 abzuschließen.

Fabrikpläne für Heide gelten weiter

Solange die Restrukturierung der Muttergesellschaft Northvolt AB nicht abgeschlossen ist, sollen auch die vom Bund und dem Land Schleswig-Holstein für den Bau der Batteriefabrik im schleswig-holsteinischen Heide zugesagten Fördermittel von insgesamt gut 900 Mill. Euro nicht abgerufen werden. Das Bauvorhaben der unabhängig von der Muttergesellschaft finanzierten Northvolt-Deutschlandtochter bleibe „ein strategischer Grundpfeiler“ des Unternehmens, so Northvolt. Die Restrukturierung und das aktuelle Marktumfeld verzögern allerdings den bislang für Ende 2026 geplanten Beginn der Zellmontage in Heide. Die Rede ist nun von der zweiten Jahreshälfte 2027.

Volkswagen erklärte, man stehe im engen Austausch mit Northvolt. Zu etwaigen Folgen des Sanierungs- und Reorganisationsverfahrens von Northvolt für den VW-Konzern äußere man sich nicht. Im vergangenen Jahr hatten die Wolfsburger den Buchwert der Beteiligung an Northvolt um rund 220 Mill. Euro auf knapp 700 Mill. Euro wertberichtigt. Auf die Ende September gekappte Prognose von VW für 2024 wirken sich etwaige weitere Wertkorrekturen offenbar nicht aus.

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