Anleger verschreckt

VW verfehlt Erwartungen mit mauem Jahresstart

Volkswagen hält nach dem ersten Quartal an den Finanzzielen für 2024. Der Start ins Jahr ist aber mau ausgefallen, der operative Gewinn ist um ein Fünftel gesunken. Anleger gehen auf Distanz.

VW verfehlt Erwartungen mit mauem Jahresstart

Volkswagen verfehlt Erwartungen mit schwachem Jahresstart

Operativer Gewinn schrumpft um ein Fünftel – Wolfsburger Autobauer bekräftigt aber Prognose – Aktie verliert fast 5 Prozent

ste Hamburg

Volkswagen ist mit einem stärkeren Gewinnrückgang als von Branchenexperten erwartet in das laufende Geschäftsjahr gestartet, hält aber an den Finanzzielen für 2024 fest. Arno Antlitz, Finanzchef des Wolfsburger Mehrmarkenkonzerns, signalisierte bei der Vorlage der Ergebnisse für die ersten drei Monate am Dienstag mit Verweis auf einen „starken“ Monat März, auf eine „solide“ Auftragslage sowie auf einen sich verbessernden Auftragseingang in den vergangenen Monaten bessere Zahlen ab dem zweiten Quartal. Anleger zeigten sich dennoch verunsichert: VW-Vorzüge gaben am Dienstag in der Spitze um 5,4% auf 114,20 Euro nach.

Die Ergebnisse des ersten Quartals spiegelten den erwartet verhaltenen Start ins Jahr wider, meinte Antlitz. Bei einem Umsatz, der dank stark gestiegener Erlöse im Bereich Finanzdienstleistungen nur um 1% auf rund 75,5 Mrd. Euro sank, schrumpfte das operative Ergebnis um gut ein Fünftel auf knapp 4,6 Mrd. Euro. Die operative Umsatzrendite landete mit 6,1 (i.V. 7,5)% deutlich unterhalb des Zielkorridors von 7 bis 7,5 (7,0)% für das Gesamtjahr. Das niedrigere Ergebnis führt VW vor allem auf eine unvorteilhafte Absatz- und Mixentwicklung, höhere Vorleistungen für neue Produkte sowie gestiegene Zinsaufwendungen im Bereich Finanzdienstleistungen zurück.

Audi schwach

Das operative Ergebnis verfehlte allerdings auch Markterwartungen. Der Analystenkonsens war von einem Ergebnis über 4,9 Mrd. Euro und einer operativen Marge von 6,5% ausgegangen. Die US-Bank Goldman Sachs, die die VW-Aktie bei einem unveränderten Kursziel von 140 Euro neutral einstuft, hob Belastungen durch hohe Ausgaben für Forschung und Entwicklung sowie das schwache Abschneiden der Marke Audi hervor. Bei der Markengruppe „Progressive“, der Audi angehört, rutschte der Umsatz um fast 19% auf 13,7 Mrd. Euro ab, während das operative Ergebnis um rund drei Viertel auf 466 Mill. Euro einbrach. Die Marge erreichte 3,4 (10,8)%.

Konzern-CFO Antlitz begründete den Erlösrückgang mit vorübergehenden Lieferengpässen bei V6- und V8-Motoren. Die Umsatzrendite sei volumen- und mixbedingt gesunken. Ohne negative Bewertungseffekte von Derivaten außerhalb des Hedge Accounting, die das operative Ergebnis mit rund 400 Mill. (1,3 Mrd.) Euro weniger stark belasteten als vor Jahresfrist, hätte die Marge der Markengruppe „Progressive“ mit 6,1% um 6,3 anstatt um 7,4 Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert gelegen.

Volumenmarken verbessert

Auch die Markengruppe „Sport Luxury“ mit Porsche verbuchte im Startquartal mit 14,8 (18,5)% eine geringere operative Marge als im Vorjahr. Hier hätten das geringere Volumen, das den Angaben zufolge aus zwei Modellreihenanläufen sowie Verzögerungen bei der Auslieferung einiger Modelle resultierte, sowie Entwicklungsleistungen in die Digitalisierung und das Produktportfolio das Ergebnis belastet. Vor allem dank positiver Preis-/Mix-Effekte verbesserte sich hingegen die Umsatzrendite der Markengruppe „Core“ mit Volumenherstellern wie VW Pkw auf 6,4 (5,2)%. Auch die Nutzfahrzeugtochter Traton zeigte sich im Startquartal verbessert mit 9,0 (7,9)%.

Jefferies-Analysten, die bei einem Kursziel von 150 Euro weiterhin zum Kauf der VW-Aktie raten, bemängelten die Cashflow-Entwicklung, die schlechter ausgefallen sei als erwartet. VW erklärte, die Umkehr das starken Abbaus von Working Capital zum Ende vergangenen Jahres sowie der erwartete Aufbau von Vorräten in Vorbereitung der Produktoffensive hätten den Netto-Cashflow im Konzernbereich Automobile im ersten Quartal mit 5,9 Mrd. Euro belastet. Im Gesamtjahr 2024 wird weiterhin ein Niveau zwischen 4,5 und 6,5 (10,7) Mrd. Euro erwartet.

Hohe Investitionsquote

Der VW-Konzern erwartet zusätzliche Impulse beim Auftragseingang durch Einführung von mehr als 30 neuen Modellen im Jahresverlauf. Finanzchef Antlitz unterstrich, mit Blick auf das Gesamtjahr müsse dem Anstieg der Fixkosten entgegengewirkt und diszipliniert investiert werden. Die Investitionsquote im Konzernbereich Automobile soll 2024 mit 13,5 bis 14,5 (13,5)% ihren Höhepunkt erreichen und 2027 unter 11% liegen. Im ersten Quartal lag sie bei 14,4 (11,9)%.

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