VW wendet sich stärker neuem China-Partner JAC zu
Reuters Peking
Volkswagen will beim Ausbau der E-Mobilität in China offenbar ihren Einfluss auf eines der Gemeinschaftsunternehmen verstärken und riskiert damit Konflikte mit anderen Partnern. Der deutsche Konzern führe Gespräche über den Kauf einer weiteren Fabrik des chinesischen Unternehmens JAC, sagten drei mit der Angelegenheit vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Der weltweit zweitgrößte Autobauer hatte sich im vergangenen Jahr die Mehrheit an dem Joint Venture JAC-Anhui gesichert, nachdem die Regierung in Peking die Regeln für Auslandsbeteiligungen gelockert hatte. Dabei hatte VW bereits die Kontrolle über eines der Werke in der ostchinesischen Stadt Hefei übernommen. Dort entsteht ein Zentrum für E-Autos von VW.
Die beiden staatlichen Partner SAIC und FAW befürchten Nachteile, sollte sich Volkswagen JAC stärker zuwenden. Sie verlangten Eingeweihten zufolge Zusicherungen, dass ihre Geschäfte nicht leiden, wenn VW ihre Investitionen in Hefei ausweitet. „Wir haben für Volkswagen in China eine gute Basis geschaffen, so dass sie uns in Zukunft nicht im Stich lassen können“, sagte ein hochrangiger FAW-Insider. Man sei enttäuscht, dass Volkswagen eine so wichtige Frage ankündige, ohne sich vorher abzustimmen.
FAW und SAIC arbeiten seit Jahrzehnten mit Volkswagen zusammen und haben dem Konzern zu seiner führenden Stellung in der Volksrepublik verholfen. Am Gemeinschaftsunternehmen mit SAIC ist VW zur Hälfte beteiligt, an dem mit FAW halten die Wolfsburger 40%.
Sollte Volkswagen ihre Beteiligung von 75% an JAC-Anhui ausbauen, müsste der Konzern weniger Gewinn mit dem Partner teilen. Experten gehen davon aus, dass VW den Vorstoß in die Elektromobilität dadurch beschleunigen kann.
„Nicht direkte Konkurrenz“
Volkswagen teilte Reuters auf Anfrage mit, das Portfolio des Joint Ventures mit JAC stehe nicht in direkter Konkurrenz zu den anderen Partnern, sondern sei komplementär. „Die Investition ist eine langfristige strategische Entscheidung, da wir davon ausgehen, dass der Gesamtmarkt in China bis 2030 auf rund 30 Millionen Einheiten anwachsen wird“, erklärte das Unternehmen. Darin enthalten sind mehr als zwölf Millionen New Energy Vehicles (NEVs). Im vergangenen Jahr waren in China rund 1,4 Millionen NEVs verkauft worden. Unter NEVs werden in der Volksrepublik rein batteriegetriebene Autos, Plug-in-Hybride und Wasserstoff-Fahrzeuge zusammengefasst.