Jahresbilanz

Wacker Chemie erwartet Rückgang nach Rekordjahr

Der Vorstand rechnet mit einem deutlichen Rückgang von Umsatz und Ergebnis. Das hat auch mit inzwischen sinkenden Rohstoffpreisen zu tun. Kritik gibt es abermals wegen der hohen Strompreise in Europa.

Wacker Chemie erwartet Rückgang nach Rekordjahr

jh München

Der Vorstand von Wacker Chemie rechnet mit einer Belebung des Geschäfts im Lauf dieses Jahres. „Wir sind zuversichtlich fürs zweite Halbjahr“, sagte Finanzvorstand Tobias Ohler in der Bilanzpressekonferenz. Nach wie vor bestellten die Kunden allerdings sehr kurzfristig. Die Talsohle der Bestandskorrekturen der Kunden wegen relativ hoher Vorräte sei jedoch durchschritten. Im März entwickle sich das Geschäft besser als im Januar und Februar.

Fürs gesamte Jahr erwarten Ohler und der Vorstandsvorsitzende Christian Hartel jedoch einen deutlichen Rückgang von Umsatz und Ergebnis. Im vergangenen Jahr steigerte der Münchner Konzern den Erlös vor allem wegen höherer Verkaufspreise um 32% auf den bisher höchsten Wert von 8,2 Mrd. Euro (siehe Tabelle). Zu dem Wachstum um 2 Mrd. Euro hätten Preiserhöhungen etwa 1,8 Mrd. Euro beigetragen, berichtete Ohler. So sei es gelungen, höhere Ausgaben auszugleichen. Die Kosten für Rohstoffe, Energie und Packmittel hätten 2022 von 2,6 Mrd. auf 3,9 Mrd. Euro angezogen.

Für dieses Jahr rechnet der Vorstand mit sinkenden Kosten für Rohstoffe und Logistik sowie stabilen Energiepreisen, aber auch niedrigeren Verkaufspreisen. Vor allem von Kunden in der Bauindustrie gebe es Druck auf die Preise. „Wir werden in diesem Jahr die Rekordzahlen nicht wiederholen können“, kündigte Hartel an. Für den Umsatz rechnet er mit einem Rückgang auf 7 bis 7,5 Mrd. Euro und für das operative Ergebnis (Ebitda) auf 1,1 bis 1,4 Mrd. Euro. Das ergäbe eine Ebitda-Marge von etwa 16 bis 19 (i.V. 25,4)%.

An dem mit Abstand besten Jahr des Unternehmens sollen die Aktionäre mit rund 50% des Nettogewinns beteiligt werden. Vorgeschlagen wird eine Dividende von 12 (8) Euro je Aktie.

Der Vorstand kritisierte abermals die hohen Strompreise für die Indus­trie in Europa. Besonders die Produktion von Polysilizium für Solarzellen und Halbleiter ist sehr energieintensiv. Wacker Chemie bezeichnet sich als größter Anbieter dieses Grundstoffs in Europa. Die Konkurrenten in den USA und China zahlten deutlich niedrigere Strompreise, moniert Hartel. Den „Green Deal“ der EU hält er für eine gute Sache, aber neue Anlagen in Europa für Polysilizium zu bauen, hätte keinen Sinn, da sie nicht wettbewerbsfähig wären.