Ifo-Studie

Wandel zur E-Mobilität kostet 215 000 Stellen

VDA-Präsidentin Hildegard Müller nutzt die Präsentation der Prognose für scharfe Kritik an der Klimapolitik der Bundesregierung: „Gute Gesetzgebung sieht anders aus.“

Wandel zur E-Mobilität kostet 215 000 Stellen

Der Wandel der deutschen Autoindustrie zur Elektromobilität kostet bis zum Jahr 2025 mindestens 178000 Arbeitsplätze. Bis 2030 sind es mindestens 215000 Stellen, die wegfallen werden. Das ergibt eine Studie des Münchner Ifo-Instituts im Auftrags des Verbands der Automobilindustrie (VDA). Jeweils etwa die Hälfte davon sei für die Hersteller und die Zulieferer tätig.

Abzüglich der Beschäftigten, die in Rente gehen, werden laut der Analyse bis 2025 etwa 100000 Mitarbeiter ihre Jobs verlieren. Wie viele davon umgeschult werden könnten oder in anderen Branchen eine Beschäftigung finden könnten, haben die Studienautoren nicht untersucht. Es sei auf jeden Fall eine große Herausforderung, und neue Wege müssten gegangen werden, sagte Hildegard Müller, die Präsidentin des VDA, in einem Pressegespräch. „Der Anpassungsgrad bis 2025 ist sehr hoch.“ Zudem wies sie darauf hin, dass der vor einiger Zeit begonnene parallele Aufbau von Arbeitsplätzen für die Elektromobilität die Produktivität in der Branche verringert habe.

Die Studie unterstellt, dass die Produktion von Autos mit Verbrennungsmotoren so stark zurückgeht, wie es nach den derzeitigen Klimaschutzvorgaben notwendig ist. Müller reagierte mit harscher Kritik auf die Pläne der Bundesregierung, nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts das Reduktionsziel für Kohlendioxidemissionen zu verschärfen. „Es ist unverständlich, dass Klimaziele über Nacht geändert werden sollen“, sagte die VDA-Präsidentin. Es handle sich um einen nationalen Alleingang. „Gute Gesetzgebung sieht anders aus“, fügte sie hinzu. Denn das Gericht habe der Regierung eine Frist bis Ende 2022 gesetzt und verlange eine bessere Planung für die Jahre von 2030 bis 2050.

Clemens Fuest, der Präsident des Ifo-Instituts, sprang Müller bei. Er könne sich das nur mit dem Wahlkampf erklären. Er äußerte sein „Unbehagen über einen Überbietungswettbewerb“ für Klimaziele. Deutschland verschlechtere seine Position in der globalen Klimapolitik, wenn es dauernd Ziele verändere. Wenn die Vorgaben verschärft würden, müsse die Politik einen höheren Preis für CO2 mitliefern. Auch Müller hält marktwirtschaftliche Instrumente für besser geeignet und verlangt von der Politik, den Ausbau der Ladeinfrastruktur voranzutreiben.

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