Washington verbannt China Telecom
nh Schanghai
Im zunehmend gereizten Klima sicherheits- und industriepolitischer Spannungen zwischen China und den USA verpasst der amerikanische Telekomregulator dem staatskontrollierten chinesischen Festnetz- und Mobilfunkanbieter China Telecom eine neue Breitseite. Laut einem Beschluss der US Federal Communications Commission (FCC) wird China Telecom die seit über 20 Jahren bestehende operative Lizenz für das Angebot von Telekomdiensten in den USA entzogen. Damit muss der chinesische Staatskonzern seine US-Aktivitäten binnen 60 Tagen komplett einstellen. Die Behörde begründet die Entscheidung mit nationalen Sicherheitserwägungen, um das Risiko zu minimieren, dass China Telecom im Dienste der Pekinger Regierung schädliche oder „disruptive“ Aktivitäten im amerikanischen Telekomumfeld ausübt.
Das US-Geschäft von China Telecom beschränkt sich weitgehend auf sogenannte virtuelle Mobilnetzdienste für rund 4 Millionen in den USA lebenden Chinesen sowie Touristen und Studenten aus China, die günstige Verbindungen zum chinesischen Festland erlauben. Darüber hinaus betreibt China Telecom allerdings auch firmenkundenbezogenes Geschäft mit Telekomlösungen für rund 1500 in den USA tätige chinesische Unternehmen. Angesichts des riesigen Kundenstamms im Heimatmarkt bedeutet der nicht sonderlich überraschend gekommene Entzug der US-Lizenz keine signifikante Beeinträchtigung des Umsatz- oder Ertragspotenzials. Am Mittwoch gab die China-Telecom-Aktie in Hongkong denn auch nur leicht um 0,7% nach.
Delisting in New York
China Telecom war zur Verärgerung der chinesischen Regierung zusammen mit den beiden anderen staatlichen Telekomkonzernen China Mobile und China Unicom im Mai im Rahmen eines Delisting-Verfahrens vom Kurszettel an der New York Stock Exchange (Nyse) entfernt worden. Hintergrund für die Verbannung von der Wall Street war eine Exekutivanweisung des Ex-Präsidenten Donald Trump, mit der verfügt wurde, dass US-Anleger keine Engagements bei chinesischen Unternehmen tätigen dürfen, denen enge Verbindungen zum chinesischen Militär nachgesagt werden oder die anderweitig als Sicherheitsrisiko gelten.
Die an der Hongkonger Börse primär gelistete China Telecom hat den Rauswurf von US-Börsen zum Anlass genommen, sich zusätzlich an die Börse Schanghai zu begeben und mit dem Zweitlisting eine gewaltige Kapitalaufnahme von umgerechnet 6,2 Mrd. Euro tätigen können. Auch China Mobile und China Unicom hegen entsprechende Pläne, nach ihrem Delisting in den USA nun ihre Heimatbörsen anzuzapfen.