Studie

Wenn sich Inflation ins Ergebnis frisst

Bislang sind die meisten Firmen gut mit den gestiegenen Inputkosten zurechtgekommen. Was passiert, wenn Rohstoffpreise oder Löhne aus dem Ruder laufen, hat Allianz Research untersucht.

Wenn sich Inflation ins Ergebnis frisst

ab Köln

Die meisten Firmen in den USA und Europa haben die gestiegenen Inputkosten bislang gut weggesteckt. Offen ist allerdings, ob die Unternehmen auch künftig in der Lage sind, mit steigenden Ölpreisen, höheren Löhnen und Zinsen zurechtzukommen. Dieser Frage ist der zur Allianz gehörende Kreditversicherer Euler Hermes nachgegangen. Die gute Nachricht: Die meisten Branchen haben ausreichend Spielraum, um auch mit moderaten Zinserhöhungen zu leben.

Schlüssel für die Resilienz sind nach der Studie die hohen Cash-Reserven der Firmen, die in Europa mit über 690 Mrd. Euro und in den USA mit mehr als 765 Mrd. Dollar über dem Vorkrisenniveau liegen. Zudem haben die Unternehmen im Angesicht der wachsenden Lieferkettenprobleme 2021 mit dem Lageraufbau begonnen und dank der wiederbelebten Nachfrage ihre Margen ausgebaut. Im Basisszenario sei da­her davon auszugehen, dass die meisten Unternehmen ihre Profitabilität im laufenden Turnus weiter verbesserten.

Die erwarteten Umsatzsteigerungen sollten es den Firmen zudem ermöglichen, Lohnsteigerungen (er­wartet werden 4,7 % in den USA und 2,5 % in Europa), Zinserhöhungen (75 Basispunkte in den USA und 25 Basispunkte in Europa) sowie höhere Ölpreise – der Preis für ein Fass der Sorte Brent wird im Schnitt mit 81 Dollar veranschlagt – wegzustecken. Unter diesen Rahmenbedingungen sei vor allem in der US-Bauindustrie, im Maschinen- und Anlagenbau sowie bei Haushaltsgeräten mit hohen Profitabilitätszuwächsen zu rechnen (siehe Grafik). Allenfalls die metallverarbeitende Industrie in der Eurozone könnte 2022 mit einem Margenrückgang konfrontiert sein.

Allerdings gebe es drei Szenarien, welche die Widerstandsfähigkeit der Firmen ins Wanken bringen könnten: starke Rohstoffpreissteigerungen im Gefolge wachsender geopolitischer Spannungen, Lohnzuwächse in einer Größenordnung von 10 % und/oder drastische Zinserhöhungen. Dabei seien die verschiedenen Branchen in unterschiedlichem Umfang vom jeweiligen Preistreiber getroffen.

So schlage ein Rohstoffpreisschock vor allem bei den Stromversorgern und in der metallverarbeitenden Industrie auf die Profitabilität durch. Ein Rohölpreis von 100 Dollar je Barrel könne beispielsweise zu einem Margenrückgang im Stromsektor um mehr als 2 Prozentpunkte führen. Umgekehrt sind Logistik­kosten die größte Gefahr für den Einzelhandel­, während die Öl- und Gasindustrie eine große Abhän­gigkeit vom Dienstleistungssektor habe.

Hohe Lohnzuwächse brächten dagegen den Transportsektor, die Software- und IT-Industrie in Europa sowie die Elektronikindustrie in den USA in die Bredouille. Im Basisszenario rechnen die Analysten mit Lohnsteigerungen von 4,7 % in den USA, 2,5 % in Frankreich und 2,6 % in Deutschland. Darüber hinaus dürfte der Druck für steigende Löhne jedoch begrenzt sein, da sich der Inflationsanstieg in der zweiten Jahreshälfte verringern sollte, heißt es.

Von stark anziehenden Zinsen wären in den USA vor allem der Energie- und der Transportsektor betroffen, unabhängig davon, dass steigende Zinsen für alle Firmen zu höheren Finanzierungskosten führten. Die größte Sensitivität gegenüber steigenden Zinsen zeigten in der Vergangenheit die USA, Großbritannien und Italien. Dabei dauere es in der Regel vier Monate, bis ein Großteil der Zinserhöhungen auch in der Realwirtschaft ankomme. Aufgrund der hohen Cash-Polster der Firmen könnte die Transmission diesmal aber länger dauern.

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