Im DatenraumChemieindustrie

Wettbewerbsfähigkeit in Gefahr

Die Chemieindustrie in Europa hat schleichend an Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt. Die Musik spielt in Asien.

Wettbewerbsfähigkeit in Gefahr

CHEMIEINDUSTRIE

Europa droht den Anschluss zu verlieren

ab Düsseldorf

Die Bilanz 2023 fällt für die europäische Chemieindustrie ernüchternd aus: Es wurde weniger produziert, weniger exportiert und auch weniger eingeführt. Deutschland traf es dabei härter als die übrigen Länder der EU. Schuld daran ist nicht nur die weltweite Nachfrageschwäche. Auch die im Vergleich hohen Energie- und Rohstoffpreise nagen an der Wettbewerbsfähigkeit der Branche. Zahlreiche Unternehmen verlagern die Produktion nach Übersee oder legen Anlagen still. Dabei ist Deutschland am deutlichsten exponiert, mit einem Umsatzanteil von 30% (2022) handelt es sich um den mit Abstand größte Chemie-Einzelmarkt in Europa. Die Frage ist nur: Wie lange noch?

Nach Daten des europäischen Branchenverbands Cefic verringerte sich die Produktion 2023 hierzulande erneut um 10,4%, nachdem im Vorjahr schon ein Einbruch um 12,1% zu verkraften war. In den 27 Mitgliedstaaten der EU schrumpfte die Produktion dagegen „nur“ um 8% (2023) bzw. 6,3% (2022). Im internationalen Vergleich fiel Europa damit weiter zurück. Einzig in Südkorea fiel der Rückgang im vorigen Jahr noch schärfer aus. In China wuchs die chemische Produktion 2023 dagegen so schnell wie seit 2015 nicht mehr, gezeigt wurde ein stolzes Plus von 9,6%. Doch auch die USA präsentierten sich trotz weltweiter Nachfrageschwäche mit einem Produktionsrückgang um lediglich 1% robust.

Signale, dass sich die Situation rasch zum Bessern wendet, gibt es nicht. Auch wenn sich die Chemieproduktion in der EU der 27 im Dezember 2023 gegenüber dem Vorjahr wieder leicht erholt hat, mehr als eine Eintagsfliege ist das vorerst nicht. Zumal die Kapazitätsauslastung im Schlussquartal 2023 mit 74,7% weiterhin unter dem langjährigen Durchschnittswert verharrte. Natürlich ist die Nachfrageschwäche nicht nur hausgemacht, sondern auch konjunkturell bedingt. Das lässt sich sowohl an der Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts als auch an der Entwicklung der Industrieproduktion ablesen. Gleichwohl muss zu denken geben, dass sich die Chemieproduktion seit Anfang 2022 von jener der Industrieproduktion komplett abgekoppelt hat.

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