Im Gespräch: Matthias Kampshoff und Jens Ortmanns, Kanzlei McDermott Will & Emery

„Wir haben eine starke eigene Mandantenbasis aufgebaut“

Die Wirtschaftskanzlei McDermott sieht sich im deutschen Mittelstand fest verankert. Das M&A-Geschäft boomt. Die Anwälte zielen aber auch auf Beratung von Private Equity in Distressed-Themen sowie auf Private Investment und Private Debt.

„Wir haben eine starke eigene Mandantenbasis aufgebaut“

Im Gespräch: Matthias Kampshoff und Jens Ortmanns

„Wir haben eine starke eigene Mandantenbasis aufgebaut“

Deutsche Praxis der US-Kanzlei McDermott mit Full-Service-Ansatz im Mittelstand verwurzelt − M&A-Geschäft läuft auf Hochtouren

Von Sabine Wadewitz, Frankfurt

Die deutsche Praxis der US-Kanzlei McDermott setzt auf einen Full-Service-Ansatz mit einem breiten Beratungsangebot für Mandanten aus dem Mittelstand. Der neue Managing Partner Matthias Kampshoff und Vorgänger Jens Ortmanns, Mitglied im globalen Management, erläutern die nächste Ausbaustufe.

Die deutsche Praxis der US-Kanzlei McDermott hat sich über Jahrzehnte fest im Markt etabliert. Mit vier Büros in Düsseldorf, München, Frankfurt und Köln gilt die deutsche Einheit als größte Länderpraxis außerhalb der USA. In guter Tradition folgt sie der Sozietät am Stammsitz in Chicago in der strategischen Ausrichtung als Full-Service-Kanzlei auf mittelständische Mandanten.

Nächste Ausbaustufe

Am 1. Juni hat der Restrukturierungsexperte Matthias Kampshoff das Management der Sozietät in Deutschland übernommen. Sein Vorgänger Jens Ortmanns wird sich als Mitglied des weltweiten Executive Committee und Managements neben der Mandatsarbeit künftig verstärkt dem strategischen Wachstum der Sozietät auf europäischer und globaler Ebene widmen.

Jens Ortmanns (Foto: McDermott)

Ortmanns und Kampshoff lassen im Gespräch klar durchblicken, dass sie sehr stolz darauf sind, was die Kanzlei in mehr als 20 Jahren in Deutschland erreicht hat. „Wir haben eine starke eigene Mandantenbasis aufgebaut und sind im deutschen Mittelstand fest verwurzelt“, unterstreicht Kampshoff. Das bringe auch Geschäft in die USA, wenn zum Beispiel deutsche Mandanten in den Vereinigten Staaten aktiv sind.

Im nächsten Entwicklungsschritt will die Kanzlei einen noch stärkeren Fokus auf die internationale Vernetzung legen. Das sei globales Ziel von McDermott für die nächste Ausbaustufe. „Wir wollen die Potenziale, die sich aus Mandatsbeziehungen ergeben, international strategisch intensiver nutzen“, erklärt Ortmanns. „Globale Client-Service-Teams werden Mandanten weltweit in ihren Projekten begleiten.“ 

In Private Equity verstärkt

Dabei soll in Deutschland der eingeschlagene Weg fortgeführt werden. „Wir behalten mit unserem Full-Service-Ansatz den Mittelstand im Blick“, sagt Kampshoff. Der Anspruch einer Full-Service-Kanzlei sei inzwischen erfüllt. Jüngst hat sich McDermott in Deutschland noch im Private-Equity-Bereich und in der Sektorgruppe Energy & Infrastructure verstärkt.

Energierecht sei zuletzt noch eine Lücke gewesen, die man sehr erfolgreich habe schließen können. So konnte McDermott jüngst die beiden renommierten Infrastrukturspezialisten Maximilian Uibeleisen und Benedikt von Schorlemer von Ashurst abwerben. Die Sozietät könne somit ein Komplettpaket anbieten, das auch künftig intern und extern verbreitert werden soll. Bewusst nicht besetzt habe man das Gebiet Wirtschaftsstrafrecht, erläutern die beiden Anwälte.

Schon lange sei die deutsche Sozietät stark gefragt im Immobilien- und Restrukturierungsbereich, zunehmend aufgebaut habe man in den vergangenen Jahren auch die Transaktionsberatung, sowohl klassisch für die Industrie als auch für Private-Equity-Investoren.

Wir sehen wirklich massive Verschiebungen in den Kapitalflüssen und im Investmentverhalten der Mandanten.

Jens Ortmanns

Ortmanns hebt den globalen Trend der Zunahme von Private Investment und Private Debt hervor, was sich auch im deutschen Mandantenkreis widerspiegele. „Wir sehen wirklich massive Verschiebungen in den Kapitalflüssen und im Investmentverhalten der Mandanten – da gehen wir als Kanzlei hin“, sagt er. „Private-Equity-Investoren schauen intensiv auf Distressed-Themen und fragen entsprechend Expertise in Restrukturierung und Insolvenzrecht nach“, so Ortmanns. Auch Infrastrukturinvestments seien an der Tagesordnung, genauso wie Transaktionen in Healthcare und Life Science.

Hedging im System

„Wir stellen uns den Aufgaben, die sich unsere Mandanten stellen“, gibt Ortmanns die strategische Stoßrichtung vor. „Das sind Themen wie Digitalisierung, Regulierung, Globalisierung oder auch Nachhaltigkeit. Hier kommt unsere Full-Service-Strategie zum Tragen: Wir können für jedes Projekt interdisziplinäre Teams zusammenstellen, die umfassend beraten und ganzheitliche Lösungen anbieten.“

Die gegenwärtig schwierige konjunkturelle Lage in Deutschland bekomme die Kanzlei mit „Verschiebungen“ zu spüren. „Wir korrelieren nicht direkt mit dem Wirtschaftszyklus“, stellt Ortmanns klar. „Mit dem Full-Service-Ansatz haben wir ein Hedging im System“, ergänzt Kampshoff. So profitiere McDermott gegenwärtig etwa von einer Sonderkonjunktur beim Thema Restrukturierungen. Auch Rechtsstreitigkeiten nähmen in der Regel in Krisenzeiten zu.

Das M&A-Geschäft läuft auf Hochtouren.

Matthias Kampshoff

In der Transaktionsberatung kann die Kanzlei in Deutschland entgegen aller Statistik ebenfalls keinen Rückgang spüren, „ganz im Gegenteil, das M&A-Geschäft läuft auf Hochtouren“, so Kampshoff. Hier kämen der Sozietät die internationale Vernetzung und der Mittelstandsfokus zugute. „Das ist nicht Big-Ticket-M&A, aber der Mittelstand ist aktiv mit Transaktionen unterwegs. Die meisten deutschen Unternehmen sind gesund, und einige zielen darauf ab, aus der Krise von Wettbewerbern Nutzen zu ziehen.“ Das sei aktuell auch für Private Equity eine interessante Spielwiese. Sie könnten jetzt günstig einsteigen und mit anziehender Konjunktur von Wertsteigerungen profitieren.

Verdichtet und nachgeschärft

Im Umsatz habe McDermott in Deutschland mit 91 Mill. Euro nach zuvor stetigem Wachstum im vergangenen Jahr erstmals „eine Seitwärtsbewegung“ gesehen. Die Sozietät habe dabei in einzelnen Bereichen personelle Veränderungen vorgenommen. „Wir haben nach innen verdichtet und strategisch nachgeschärft, um die Profitabilität zu steigern“, sagt Ortmanns und blickt zuversichtlich in die Zukunft: „Nach der Konsolidierung werden wir im laufenden Turnus den nächsten Schritt nach vorne machen.“

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