Thomas Reisten

„Wir suchen große und kleine Partner“

Vantage Towers rechnet aufgrund einer erfolgreichen Neukundenakquise jenseits der Muttergesellschaft Vodafone mit einer wachsenden Umsatzdynamik. Außerdem läuft laut Finanzvorstand Thomas Reisten die Suche nach „kleinen und großen Partnern“.

„Wir suchen große und kleine Partner“

hei Frankfurt

Der Funkturmbe­treiber Vantage Towers, der als größtes IPO des Jahres in Deutschland bisher auf eine Kurssteigerung von rund einem Fünftel blickt, kommt auch operativ gut voran. Finanzvorstand Thomas Reisten verweist im Gespräch mit der Börsen-Zeitung auf die dynamische Umsatzentwicklung im ersten Geschäftshalbjahr, die sich in der zweiten Jahreshälfte noch be­schleunigen soll. „Im ersten Quartal sind die Erlöse um 2 % gestiegen, im zweiten Quartal schon um 3 % und nach vorne hin wollen wir weiter zulegen“, so der Manager. Haupttriebfeder ist dabei die Steigerung der Vermietungsquote an den Makrostandorten, die im Vergleich zur Vorjahresperiode auf 1,42 von zuvor 1,39 geklettert ist.

Dabei sei „insbesondere in Deutschland“, wo der Anstieg auf 1,22 von zuvor 1,21 unterdurchschnittlich ist, „noch viel Potenzial“. Ein großer Sprung wäre indes zu erwarten, wenn es der Vodafone-Tochter gelingen würde, mit dem neuen 5G-Netzbetreiber 1&1Drillisch ins Geschäft zu kommen, der noch in diesem Monat über die Partnerschaft mit einer Towergesellschaft informieren will. Reisten will entsprechende Verhandlungen nicht direkt bestätigen, betonte jedoch die „sehr wettbewerbsfähige Position, die wir aufgrund unserer Standortqualität und Netzdichte bieten können“.

Grundsätzlich treibt Vantage Towers, an der die Mutter noch 81% hält, das Geschäft außerhalb des Konzerns weiter voran. „Von den ursprünglich 2100 zusätzlichen Mietverträgen, die wir insgesamt jenseits von Vodafone brauchten, um auf die mittelfristig angestrebte Vermietungsquote von 1,5 zu kommen, haben wir im ersten Halbjahr nun schon mehr als 1000 gewinnen können“, betonte Reisten. Neue Mietverträge bleiben auf Sicht Motor des Umsatzwachstums, Preiserhöhungen für die eigenen Leistungen dürften dagegen eine untergeordnete Rolle spielen, wie der Finanzvorstand deutlich macht.

Auf der anderen Seite sieht sich Vantage selbst gegen steigende Mieten für die Standorte gut abgesichert. „In der Gesamtbetrachtung rechne ich nicht mit steigenden Mietkosten“, so Reisten. Er verweist auf zahlreiche Verträge mit Inflationsausgleichsklauseln einerseits, aber auch auf den Fortschritt bei dem laufenden Standortoptimierungsprogramm. Dabei geht es darum, die Mieten langfristig neu zu verhandeln oder auch Standorte zu erwerben. „Im zurückliegenden Halbjahr sind die Mietkosten aufgrund eines einmaligen buchhalterischen Effekts gestiegen“, erläutert Reisten. Davon abgesehen sind die Kosten nicht wesentlich gestiegen. „Aufgrund unserer Kostenprogramme sind wir sehr zuversichtlich im Hinblick auf unser Mittelfristziel einer operativen Marge vor Abschreibungen und nach Leasingkosten im höheren 50-Prozent-Bereich.“

Nach der Ausgabe von drei Anleihen im Gesamtvolumen von 2,2 Mrd. Euro mit Laufzeiten zwischen vier, sechs und neun Jahren „ist Vantage Towers refinanziert. Wir haben allerdings die Möglichkeit, unsere Fremdfinanzierung bei Bedarf noch aufzustocken“, unterstreicht der Manager. Die Neuordnung des Fremdkapitals spart zusammen mit einer veränderten Steuerzahlung 15 Mill. Euro beim wiederkehrenden Free Cash-flow, für den Vantage die Prognose anhebt. Er soll im laufenden Geschäftsjahr nun bei 405 bis 415 Mill. Euro landen, anstelle von ursprünglich 390 bis 400 Mill. Euro. „Die Neuordnung der Finanzierung hat allerdings einen nachhaltigen Effekt, der über das aktuelle Jahr hinausgeht.“ An den sonstigen Jahreszielen von bis zu 1 Mrd. Euro Umsatz und einer stabilen operativen Marge (EbitdaAL) hält das Unternehmen fest.

Weil bei der Nettoverschuldung, die derzeit einem Faktor 3,8 des Ebitda (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) entspricht, noch Spielraum ist – bis zum 5,5-Fachen, das Vantage als Grenze gesetzt hat, kann damit auch noch mehr Wachstum finanziert werden, „organisch oder auch anorganisch“, so Reisten.

Vantage Towers will die Konsolidierung der Branche aktiv begleiten, wie der Finanzchef bekräftigt. „Wir suchen große und kleine Partner.“ Indes ist es nach dem Dealflow bei Funktürmen im vergangenen Jahr derzeit ruhiger geworden. Reisten will trotzdem nicht von einem zähen Prozess sprechen. „Für uns kommt es darauf an, dass ein Partner strategisch zu uns passt.“ Dabei gehe es vor allem bei größeren Gesellschaften, mit denen Vantage in einen neuen Markt eintreten würde, etwa um die Qualität der Standorte, aber auch um die finanzielle Situation der Gesellschaft. „Unser Investment-Grade-Rating möchten wir beibehalten.“ Kleinere Transaktionen innerhalb von Präsenzmärkten seien darüber hinaus auch denkbar. Im ersten Halbjahr hat der Funkturmbetreiber die Einnahmen um 2,5 % gesteigert, das Ebitda um 2,8 %, mit Leasingkosten blieb es allerdings nur stabil.

Vantage Towers
Konzernzahlen nach IFRS
1. Halbjahr
in Mill. Euro2020/20212019/2020
Umsatz499161
Ebitda *427416
Ebitda AL *268266
Betriebsergebnis25790
Gewinn vor Steuern21983
Konzernergebnis16858
Operativer Cash-flow44144
Recurring Free Cash-flow284200
*) bereinigtBörsen-Zeitung
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