Yara drosselt Ammoniak-Produktion
md Frankfurt
Die zu den führenden Düngemittelherstellern gehörende Yara aus Norwegen drosselt wegen des fortgesetzten Anstiegs der ohnehin sehr hohen Gaspreise ihre Ammoniak-Produktion in Europa. Die Auslastung der europäischen Ammoniak-Kapazität werde nach der Umstellung bei 35% liegen, teilte der Konzern mit. Ammoniak – eine Verbindung von Stickstoff und Wasserstoff (NH3) – ist ein Grundstoff in der Düngerherstellung. Yara werde ihr globales Beschaffungs- und Produktionssystem nutzen, um den Betrieb zu optimieren und die Kundennachfrage zu erfüllen, heißt es weiter. Wenn möglich, solle Nitrat unter Verwendung von importiertem Ammoniak produziert werden.
Der Aktienkurs von Yara gab nach Handelsbeginn an der Börse in Oslo kurzzeitig nach. Anleger zeigten sich verstimmt über die angekündigte Produktionssenkung von Ammoniak. Doch dann erklärte Citigroup-Analyst Mubasher Chaudhry, die Kürzungen dürften zwar im dritten Quartal die Gewinnentwicklung beeinträchtigen, doch würden dadurch auch die mit der Produktion verbundenen Kosten sinken. Er fügte hinzu, dass mit der Düngesaison die Preise steigen sollten, und verwies darauf, dass derzeit in einem knappen Markt etwa ein Zehntel der Kapazität fehle. Daraufhin drehten die Kurse europäischer Düngemittelhersteller klar in den positiven Bereich. Die Yara-Aktie kostete im späten Handel 420,10 nkr, ein Plus von 3,4%. Noch deutlicher zog der Kurs des im MDax enthaltenen Papiers des deutschen Branchenrivalen K+S an: Er gewann 7,6% auf 23,75 Euro. Vom Jahreshoch bei 36,47 Euro sind K+S aber trotz des gestrigen Kursgewinns noch weit entfernt. Im Gegensatz zu Yara ist K+S auf Kaliumdünger (u. a. K2O) spezialisiert. Yara ist umgerechnet 11,1 Mrd. Euro schwer, K+S bringt es auf 4,55 Mrd. Euro.
Neben Yara haben in Deutschland bereits BASF und SKW Piesteritz wegen der Gaspreise ihre Produktion gedrosselt. Für die Herstellung von Düngemitteln werden große Mengen an Energie benötigt. Hersteller wie Yara verwenden Erdgas für den Prozess. Neben der Düngerproduktion, etwa zu Stickstoffdünger, wird Ammoniak perspektivisch auch als Treibstoff in der Schifffahrt wichtiger.
Außerdem kann Ammoniak als „Transportmittel“ für grünen Wasserstoff genutzt werden, der wiederum künftig verstärkt als Alternative zu fossilen Energieträgern genutzt werden soll. Eine entsprechende Absichtserklärung haben die Versorger Eon und Uniper gerade mit einer kanadischen Firma geschlossen (vgl. BZ vom 24. August).