Zeiss Meditec trotzt Engpässen in den Lieferketten
hek Frankfurt
Der Medizintechnikkonzern Carl Zeiss Meditec hat seine operative Marge in den ersten sechs Monaten 2021/22 nahezu gehalten. Wie das auf Augenheilkunde und Mikrochirurgie spezialisierte Unternehmen mitteilt, haben sich im Gerätegeschäft die Engpässe bei Zulieferungen in den vergangenen Monaten zugespitzt. Das gehe auf den Krieg in der Ukraine und die regionalen Lockdowns in China zur Eindämmung der Corona-Pandemie zurück. Im laufenden Quartal sei mit weiteren Engpässen zu rechnen.
„Die Beschaffung ist die große Unbekannte“, sagt CEO Markus Weber im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Vor allem elektronische Komponenten seien knapp, aber auch Bauteile für Optik, Sensorik, Mechanik oder Kameras. Programmierbare Chips seien das große Thema. Daher sei der Ausblick extrem unsicher. CFO Justus Felix Wehmer verweist auf Stockungen in der Logistik. So gebe es in Schanghai einen großen Rückstau ungelöschter Containerschiffe.
Die Tochtergesellschaft des Stiftungskonzerns Zeiss versucht mit größeren Eindeckungen gerade bei knappen Produkten gegenzusteuern. Der Verbund mit anderen Zeiss-Gesellschaften helfe ein wenig, weil man Teile austauschen könne: „Das hat Vorteile, aber man darf das nicht überbewerten“, sagt Weber.
Die Bevorratung führte dazu, dass der betriebliche Cashflow im Halbjahr um die Hälfte auf 74,5 Mill. Euro schrumpfte. In der zweiten Hälfte des Geschäftsjahres könne das Working Capital weiter steigen, erwartet CFO Wehmer.
Ein kräftiges Plus zeigen die Bestelleingänge, die im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um gut 30% auf 1,06 Mrd. Euro zulegten. Das Auftragsbuch sei dick wie nie, sagt Weber. Beim Umsatz kam im Halbjahr ein währungsbereinigter Anstieg um 10,7% auf 855,4 Mill. Euro heraus. Die um Sondereinflüsse bereinigte Umsatzrendite vor Zinsen und Steuern (Ebit-Marge) gab leicht von 21,4% im Zeitraum Oktober 2020 bis März 2021 auf 21,2% nach.
Hier schlagen sich zum einen erhöhte Kosten für Forschung und Entwicklung nieder, die 15,2% (im Vorjahreszeitraum 14,5%) der Erlöse absorbierten. Der Fokus liege auf Digitalisierung und Workflow-Lösungen, sagt Weber. Zum anderen kehrten die Vertriebs- und Marketingkosten auf das Vor-Corona-Niveau zurück. Denn Messen, Roadshows und Kundenbesuche fänden wieder statt. Gestützt wurde die Marge durch „starke Umsatzbeiträge“ aus dem wiederkehrenden Verkauf von Verbrauchsmaterialien, Implantaten und Services, die vornehmlich in der Augenheilkunde anfallen.
Unter dem Strich stehen 130,1 Mill. Euro Gewinn, ein Anstieg um 28% zur Vorjahreszeit. Dazu trägt laut Wehmer bei, dass die Earn-out-Komponente der Iantech-Akquisition aus dem Jahr 2018/19 geringer ausfällt als erwartet.
Investoren nahmen den Halbjahresbericht wohlwollend auf. Die im MDax vertretene Aktie legte am Freitag im Handelsverlauf um 5% zu.
Die lockdownbedingten Einschränkungen in China – das Land steht für ein Fünftel des Konzernumsatzes – hätten sich in den vergangenen beiden Wochen entspannt, berichtet Weber: „Jetzt können wir wieder ausliefern.“ Zuvor haben man mehrere Wochen lang die Ware gar nicht zum Kunden bringen können.
Am Jahresausblick hält Zeiss Meditec fest. Demnach soll sich die Ebit-Marge zwischen 19 und 21% der Erlöse bewegen. Der Umsatz soll mindestens in Höhe des Marktwachstums zulegen. Die Prognose setze aber voraus, dass materielle Umsatzausfälle aus Unterbrechungen der Lieferketten weiter ausblieben und sich die Coronalage in China im dritten Geschäftsjahresquartal normalisiere.
Carl Zeiss Meditec | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
6 Monate | ||
in Mill. Euro | 2021/22 | 2020/21 |
Umsatz | 855 | 767 |
Augenheilkunde | 652 | 590 |
Mikrochirurgie | 203 | 177 |
F+E-Kosten | 130 | 112 |
Bereinigtes Ebit | 181 | 164 |
in % des Umsatzes | 21,2 | 21,4 |
Konzernergebnis | 130 | 102 |
Betriebl. Cashflow | 75 | 152 |
Nettoliquidität | 955 | 940 |
Börsen-Zeitung |