Hoher Kostendruck

ZF streicht in Deutschland jede vierte Stelle

In den kommenden vier Jahren werden bei ZF Friedrichshafen viele Stellen wegfallen: Bis zu 14.000 Arbeitsplätze will der Autozulieferer streichen.

ZF streicht in Deutschland jede vierte Stelle

Der Autozulieferer ZF Friedrichshafen will in den nächsten vier Jahren in Deutschland bis zu 14.000 Arbeitsplätze abbauen. Standorte sollen zusammengelegt oder gebündelt werden, teilte das Unternehmen am Freitag in Friedrichshafen mit. Nicht nur in der Produktion, auch in der Verwaltung und der Entwicklung streicht der Konzern Stellen. Bis 2028 sollen zwischen 11.000 und 14.000 der aktuell noch 54.000 Arbeitsplätze in Deutschland wegfallen, das wäre jede vierte Stelle. Der Abbau soll so weit wie möglich über Altersteilzeit und Abfindungen vonstatten gehen.

ZF restrukturiert E-Antriebstechnologie

„Ein besonderer Fokus der Neustrukturierung liegt angesichts des hohen Wettbewerbs- und Kostendrucks und der schwachen Marktentwicklung für E-Autos auf der Division Elektrifizierte Antriebstechnologien“, erklärte der Stiftungskonzern. Ganze Fabriken könnten geschlossen werden, die Gewerkschaft IG Metall befürchtet Verlagerungen ins Ausland.

Vorstandschef Holger Klein sprach von „schwierigen, aber notwendigen Entscheidungen“. Es gehe darum, die deutschen Standorte „nachhaltig wettbewerbsfähig und solide“ zu machen. Weltweit beschäftigt ZF 170.000 Menschen. ZF werde „die Kapazitäten an die weiterhin erwartbar schwächere Marktnachfrage anpassen“, hieß es in der Mitteilung.

In dem Bereich gebe es wegen der schwachen Nachfrage Überkapazitäten. Man stehe zur E-Mobilität, der die Zukunft gehöre, müsse sich aber auch nach Kooperationspartnern umsehen.

Standortverbünde geplant

Der Vorstand erläuterte, die Standortstruktur sei durch die Übernahmen von TRW 2015 und Wabco 2020 kleinteilig geworden. „Wir wollen deshalb die deutschen Standorte konsolidieren und zu mehreren Standortverbünden zusammenführen“, dies solle das Fertigungsnetzwerk leistungsfähiger zu machen, sagte Produktionsvorstand Peter Laier.

„Der Ernst der Lage verlangt nach entschiedenem Handeln, um das Unternehmen an das verschärfte Markt- und Wettbewerbsumfeld anzupassen und dem Stiftungsauftrag der Zukunftssicherung nachzukommen“, sagte Vorstandschef Holger Klein. "Den robusten Kern von ZF wollen wir weiter stärken.

Gewerkschaft fürchtet Verlagerung

Laut IG Metall sollen mehrere neue Produkte für Elektroautos an kostengünstigeren Standorten außerhalb Deutschlands produziert werden. Der ZF-Betriebsrat hatte bereits Anfang des Jahres von Plänen zum Abbau von 12.000 Stellen berichtet. Gewerkschaft und Betriebsrat kündigten Widerstand an.

Am Freitag ging die IG Metall mit der Unternehmensführung hart ins Gericht. „Die Unternehmensspitze hat ZF durch strategische Fehleinschätzungen und missglückte Finanzierungsmodelle bei milliardenschweren Zukäufen in eine schwierige Lage gebracht“, sagte der bayerische Bezirksleiter Horst Ott. Dafür sollten die Beschäftigten jetzt den Kopf hinhalten. „Wir werden uns dagegen zur Wehr setzen“, kündigte Ott an.

Auch der Gesamtbetriebsrat von ZF hat Widerstand gegen den geplanten Stellenabbau angekündigt. „Wir werden um jeden einzelnen Arbeitsplatz kämpfen“, teilte ZF-Betriebsratschef Achim Dietrich in Friedrichshafen mit. Die Ankündigung schüre Ängste, „wo wir eigentlich den vollen Einsatz für die Belieferung der Kunden, der Bewältigung der Rezession und der Transformation brauchen“.

ZF streicht in Deutschland
jede vierte Stelle

Schwache Nachfrage nach E-Autos führt zu Überkapazitäten

Reuters/dpa-afx München