Zweite Prognoseerhöhung im Geschäftsjahr
„Siemens Healthineers hat in den vergangenen Monaten erneut Herausragendes geleistet“: In einer Telefonpressekonferenz anlässlich der Vorlage der Halbjahreszahlen zeigte sich Vorstandsvorsitzender Bernd Montag sehr zufrieden mit der Performance des Medizintechnikanbieters. Er verwies auf das Closing des Varian-Zukaufs am 15. April und den Rückenwind im bisherigen operativen Geschäft.
Auch Finanzvorstand Jochen Schmitz war hocherfreut über die Ergebnisse: „Es ist wiederum ein sehr starkes Quartal.“ Von Januar bis Ende März erhöhte Siemens Healthineers den Umsatz auf vergleichbarer Basis um 13% auf 4,0 Mrd. Euro. Die starke Nachfrage nach Corona-Antigen-Schnelltests primär in Deutschland sorgte vor allem für den Schub. Der Rückenwind war so ausgeprägt, dass das vergleichbare Umsatzplus in Europa (35%) den Erlösrückgang in den USA (4%) wettmachte.
Die Verkaufserfolge schlugen allerdings nicht auf das operative Ergebnis durch. Das Ebit, das vor allem um Währungs- und Portfolioeffekte bereinigt ist, blieb mit 666 Mill. Euro fast unverändert, so dass die Marge von 18,0% auf 16,8% sank. Montag begründete dies mit erfolgsabhängigen Einkommenskomponenten, die deutlich höher ausfielen als noch im November angesetzt.
Für das Geschäftsjahr traut sich Siemens Healthineers nun mehr zu und erhöht zum zweiten Mal im Turnus, der am 30. September endet, die Prognose. Der Umsatz soll nun auf vergleichbarer Basis um 14% bis 17% zulegen (siehe Grafik). Im ersten Halbjahr betrug das Wachstum 13%. Das hohe Verhältnis von Geräte-Auftragseingang zu -Umsatz von 1,08 im zweiten Quartal deutet auf eine anziehende Dynamik hin.
Schmitz verwies darauf, dass der Auftragseingang in den USA eine Erholung des dortigen – für Healthineers wichtigen – Marktes anzeige. In der Segmentsicht sorgt das Antigen-Geschäft weiter für den Rückenwind. Diagnostics soll den vergleichbaren Umsatz um mehr als 25% nach einem Plus von 26% im Halbjahr steigern, während bisher ein Plus mindestens im mittleren Zehnprozentbereich prognostiziert wurde.
Den Großteil des Diagnostics-Wachstums liefern Antigen-Schnelltest. Nach 320 Mill. Euro im Halbjahr sollen es 750 Mill. Euro werden, während bisher nur 300 bis 350 Mill. Euro im Gesamtjahr anvisiert wurden. Der Preis je Test sei auf 4 Euro leicht gesunken, sagte Schmitz. Montag detaillierte, die Eintrittsbarrieren in diesen Markt seien nicht hoch.
Der neuen Prognose zufolge soll das Segment Imaging rund um Computertomografen um mehr als 8% (bisher mindestens 7%) zulegen nach einem vergleichbaren Anstieg von 8% im Halbjahr. Nachholbedarf hat das Segment Advanced Therapies, denn es wuchs in der ersten Hälfte um 4%, soll aber mehr als 7% (bisher mindestens 6%) erreichen.
Varian, das seit dem 15. April als viertes Segment firmiert, soll in der zweiten Geschäftsjahreshälfte 1,2 bis 1,4 Mrd. Euro erlösen. Diese Summe wird im ersten Jahr nach Abschluss der Akquisition nicht in die vergleichbare Umsatzveränderung hineingerechnet. „Die Integration läuft auf vollen Touren“, sagte Montag. Im Herbst ist ein Kapitalmarkttag geplant. Das Ziel für Kostensynergien wurde auf 150 Mill. Euro erhöht, inklusive der Umsatzsynergien sollen unverändert mindestens 300 Mill. Euro bis 2025 erreicht werden.
Das bereinigte unverwässerte Ergebnis pro Aktie soll der neuen Prognose zufolge bei 1,90 Euro bis 2,05 Euro landen. Zuvor waren 1,63 bis 1,82 Euro anvisiert worden, im Halbjahr erreichte Siemens Healthineers 0,92 Euro. Varian wird Schmitz zufolge nach der Erstkonsolidierung zu diesem Plus nur 0,04 Euro bis 0,07 Euro beisteuern, und zwar auf der Basis einer bereinigten Ebit-Marge von 12% bis 14%.
Spekulationen über einen Verkauf des Ultraschallgeschäfts kommentierte Montag nicht konkret. Er sagte lediglich, Siemens Healthineers optimiere das Set-up der Aktivitäten und gebe ihnen mehr Freiheitsgrade. Er verwies darauf, dass der Ultraschallgeräte-Umsatz nur 7% des Erlöses des Segments Imaging betrage.