Immobilienwirtschaft

Vonovia will stärker auf Indexmieten umschwenken

Vonovia gerät zunehmend unter Druck. Die Kapitalkosten haben sich mehr als verdoppelt, die Inflation schlägt durch. Zudem schaltet sich die Politik ein. Finanzchef Philip Grosse zeigt Auswege auf.

Vonovia will stärker auf Indexmieten umschwenken

ab Bochum

Vonovia hat sich mit der Aussage zu Mietsteigerungen im Gefolge der Inflation in die Nesseln gesetzt. Doch Finanzchef Philip Grosse bleibt dabei, dass die Vermieter die Kostensteigerungen nicht völlig ignorieren können, wie er im Interview der Börsen-Zeitung sagt. „Vonovia unterstützt die Mietspiegel weiterhin“, sagte Grosse. Über diese werden die Mietsteigerungen hierzulande reguliert. Der Nachteil dabei: Die Teuerung schlägt sich erst mit Zeitverzug in den Mietspiegeln und damit den Mieteinnahmen nieder.

Daher plant Vonovia, vermehrt auf Indexmieten umzuschwenken. Bei diesen werden die Mieten jährlich an den Verbraucherpreisindex angepasst, im Gegenzug entfallen andere Formen der Mietanpassung. Gemäß einer Unternehmenspräsentation eignen sich dafür bis zu 140000 Wohnungen aus dem Bestand. „Die Indexmiete ist im Wesentlichen eine Option bei der Neuvermietung“, erklärt Grosse und verweist darauf, dass Indexmieten derzeit weniger als 1% der Mietverträge von Vonovia ausmachten. „Ihr Anteil wird auch künftig überschaubar bleiben“, verspricht der Manager, der im Zuge der Übernahme der Deutsche Wohnen in den Vorstand von Vonovia wechselte. Die Fluktuationsrate von Vonovia bewegt sich zwischen 8 bis 9 %, die Rede ist also von jährlich etwa 12000 Wohnungen.

Neben der Inflation bereiten dem Finanzchef aber auch die gestiegenen Kapitalkosten Sorge. „Unsere Kapitalkosten haben sich innerhalb weniger Monate mehr als verdoppelt“, rechnet Grosse vor. Die Aktie werde derzeit mit einem Abschlag auf den Nettovermögenswert von 40 % gehandelt. „Das impliziert Eigenkapitalkosten von etwa 6 %.“ Andere Investorengruppen seien mit deutlich geringeren Kapitalkosten unterwegs und „zahlen die Preise, die wir bilanziert haben“. Daher will Vonovia nun Minderheitenanteile an ausgewählten Portfolios an Dritte abgeben. „Das ist eine vernünftige Form der Kapitalfreisetzung, indem man die unterschiedlichen Kapitalkosten der verschiedenen Investorengruppen arbitriert“, sagt Grosse.

Interview Seite 8