Amprion setzt für den Netzausbau auf Bonds
ak Dortmund
Der Übertragungsnetzbetreiber Amprion muss für die Energiewende Milliardeninvestitionen stemmen und will dafür regelmäßig den Bondmarkt in Anspruch nehmen. „Wir kommen nächstes Jahr auf jeden Fall wieder an den Markt“, kündigte Finanzvorstand Peter Rüth im CFO-Interview der Börsen-Zeitung an. „Wir wollen eine regelmäßige Emittentin werden.“
Amprion muss vor allem dafür sorgen, dass der Strom aus Offshore- und Onshore-Windkraftanlagen aus Norddeutschland in den Süden gelangt. Allein bis 2026 plant Amprion mit Investitionen von 12,1 Mrd. Euro. Der ehemalige RWE-Manager Rüth – der Energiekonzern ist mit einem Viertel der Anteile Minderheitsaktionär bei Amprion – hat die Finanzierung des Netzbetreibers breit aufgestellt. Im vergangenen Jahr ging der Konzern mit einer Debütanleihe an den Kapitalmarkt, ein zweiter grüner Bond folgte vor drei Monaten. Schuldscheine, Commercial Paper und Kreditlinien ergänzen den Finanzierungs-Baukasten. Sie alle sollen Schritt für Schritt grün werden, Amprion hat sich dafür ein Green Finance Framework verpasst.
Mit zusätzlichem Eigenkapitalbedarf rechnet Rüth im übernächsten Jahr. „Für 2024 führen wir konkrete Gespräche“, sagte der CFO. Die Langfristplanung sei den Eigentümern vorgestellt und einstimmig angenommen worden. Mehrheitsaktionärin von Amprion ist die M31 Beteiligungsgesellschaft, ein Konsortium aus Versicherern wie Munich Re, Swiss Life und Talanx sowie Pensionskassen und Versorgungswerken. Das Interesse von Investoren an Eigenkapitalinvestitionen in Übertragungsnetzbetreiber ist nach Angaben von Rüth hoch. Er zeigte sich zuversichtlich, dass der eigentlich von 2024 an geltende regulierte Eigenkapitalzins von 5,07% noch einmal geändert und angesichts der Zinswende erhöht wird. „Das ist auch nötig, weil die Eigenkapitalrenditen sehr niedrig sind, auch im europäischen Vergleich.“
Der Netzausbau wird nach Angaben von Rüth immer noch durch bürokratische Hürden gehemmt, obwohl die Bundesregierung nach seinen Worten „eine ganze Reihe Themen angefasst“ hat. „Wir spüren auch eine deutliche Beschleunigung, aber wenn man auf die ambitionierten Ziele 2030 guckt, ist das immer noch nicht schnell genug.“
Für die Netzstabilität in diesem Winter gab Rüth zum Teil Entwarnung. Mit einem Blackout, einem unkontrollierten Zusammenbruch von größeren Teilen des Netzes, rechnet die Amprion-Führung nicht. „Es gibt die Möglichkeit eines sogenannten Brownout“, erläuterte Rüth. Das wäre eine kontrollierte, temporäre und regional begrenzte Lastabschaltung. Doch das sei die Ultima Ratio, wenn der große Werkzeugkasten der Systemführung ausgeschöpft sei. So sammelt Amprion unter anderem Kapazitäten freiwilliger Lastabschaltungen bei Großverbrauchern in der Industrie.
Interview Seite 11