ABN Amro will Trinkaus & Burkhardt kaufen
ABN Amro setzt Einkaufstour in Deutschland fort
Niederländer wollen deutsches Private Banking von HSBC übernehmen und mit Bethmann und Hauck Aufhäuser Lampe zusammenlegen
Klotzen statt Kleckern: Die niederländische Großbank ABN Amro plant nach Informationen der Börsen-Zeitung, nicht nur Hauck Aufhäuser Lampe zu übernehmen, sondern auch das einst als Trinkaus & Burkhardt firmierende deutsche Wealth Management von HSBC. Es steht schon eine Weile im Schaufenster.
lee Frankfurt
Der niederländische Finanzkonzern ABN Amro plant offenbar, im deutschen Private Banking ein ganz großes Rad zu drehen. Nach Informationen der Börsen-Zeitung bereitet die Großbank, die kürzlich erst die Übernahme von Hauck Aufhäuser Lampe angekündigt hat, auch die Übernahme des inzwischen in HSBC aufgegangenen Geschäfts von Trinkaus & Burkhardt vor.
Kein Dementi aus Amsterdam
Die Transaktion könnte bereits in den kommenden zwei bis drei Wochen bekannt gegeben werden. Ein Sprecher von ABN Amro in Amsterdam wollte die Information am Freitag nicht kommentieren.
Hoher Digitalisierungsdruck
Auslöser der Konsolidierungswelle im gehobenen Privatkundensegment ist der zunehmende Digitalisierungsdruck. Die dafür erforderlichen IT-Investitionen können nur von Anbietern aufgebracht werden, die in ausreichendem Maße Skaleneffekte realisieren können.
Im Fall des deutschen Privatkundengeschäfts von HSBC Continental Europe war schon länger bekannt, dass der Mutterkonzern aus strategischen Gründen nicht gewillt war, entsprechende Investitionen in das abseits des eigentlichen Kerngeschäfts liegende Private Banking zu tätigen. Im Geschäftsjahr 2023 erzielte HSBC Deutschland in diesem Geschäftsfeld nach eigenen Angaben vor Steuern ein Ergebnis von 44 Mill. Euro, nach gerade einmal 17 Mill. Euro im Vorjahr.
Gerade noch in der Top 10
Mit einem verwalteten Vermögen von etwa 26 Mrd. Euro rangierte die alte Trinkaus & Burkhardt per Ende 2023 mit M.M. Warburg und Donner & Reuschel gerade noch innerhalb der Top 10 der Branche in Deutschland. Die genaue Rangfolge und die Marktanteile sind allerdings schwer zu ermitteln, weil jede Adresse das Kundensegment anders abgrenzt. Fest steht jedoch, dass die Deutsche Bank und die Commerzbank die beiden Platzhirsche im deutschen Private Banking sind.
HVB rutscht auf Platz 4
Ende Mai hatte ABN Amro angekündigt, Hauck Aufhäuser Lampe für 672 Mill. Euro zu übernehmen und mit der bereits in ihrem Besitz befindlichen Bethmann Bank zusammenzuführen. Durch die Transaktion, die im ersten Quartal 2025 umgesetzt werden soll, würde rechnerisch ein Wealth Manager entstehen, der ein Vermögen von rund 70 Mrd. Euro verwaltet. Das reiche für einen deutlichen Rang 3 auf dem deutschen Markt, hatte Hanegraaf bei der Gelegenheit unterstrichen. Die zum italienischen Unicredit-Konzern gehörende HVB würde somit auf Platz 4 rutschen. Die HVB veröffentlicht die Höhe des von ihr verwalteten Vermögens nicht, Brancheninsidern zufolge lag es per Ende 2023 bei knapp 60 Mrd. Euro.
Chance für unabhängige Vermögensverwalter
Allerdings rechnen Branchenkenner fest damit, dass ein Zusammenschluss der drei Adressen mit Kundenverlusten einherginge. Schließlich hat sich zumindest ein Teil der Privatbankkunden bewusst gegen die Angebote der Großbanken entschieden. Profitieren dürften vor allem die unabhängigen Vermögensverwalter, die derzeit ohnehin schneller wachsen als der Markt. Zudem könnte ABN Amro im Zuge der Integration besonders erfolgreiche Berater an die Konkurrenz verlieren. So bauen die Liechtensteiner Wettbewerber LLB und LGT Bank ihr Geschäft auf dem wachsenden deutschen Markt derzeit deutlich aus. Auch Bethmann musste bereits erfahren, dass sie nicht davor zurückschrecken, ganze Teams abzuwerben. Vermögende Kunden stehen in dem Ruf, eher dem Berater als seinem Arbeitgeber die Treue zu halten.