Sentiment-Index

Abseits des globalen Trends

Das Sentiment an Deutschlands Gewerbeimmobilienmarkt hat sich im Startquartal eingetrübt – entgegen dem globalen Trend, wie der Berufsverband RICS herausstreicht.

Abseits des globalen Trends

bn Frankfurt – Deutschlands Gewerbeimmobilienmarkt zeigt Bremsspuren. Im Startquartal ist der vom weltweiten Berufsverband der Immobilienfachleute RICS berechnete Stimmungsindex abermals ins Minus gedreht, nachdem die Erholung von der Pandemie ihn erst im dritten Quartal 2021 wieder über die Nulllinie hatte lugen lassen. Das globale Barometer legte derweil auf den höchsten Stand seit Ende 2019 zu. „Im Gegensatz zum globalen Trend“ hat sich bundesweit sowohl die Investoren- als auch die Nutzerstimmung abgeschwächt, wie RICS am Montag berichtete. So bildete sich der für Deutschland erhobene Investment-Sentiment-Index von 9 auf 5 zurück und das Occupier-Sentiment-Barometer von minus 5 auf minus 9.

Die Daten deuten darauf hin, dass am Markt in Deutschland das Ende der Fahnenstange erreicht sein könnte. Im Schlussquartal hatten die Preise für Gewerbeimmobilien laut des Verbands deutscher Pfandbriefbanken (VDP) erstmals seit einem Jahr binnen Jahresfrist noch angezogen, und zwar um 0,3%, waren damit allerdings dem Anstieg der sich um 10,7% verteuernden Wohnimmobilien stark hinterhergehinkt. Den jüngsten RICS-Erhebungen zufolge hat der Anteil der Befragten, die den Immobilienzyklus bundesweit in einer frühen Abschwungphase wähnen, gegenüber dem Schlussquartal um acht Prozentpunkte auf 23% zugenommen; mehr als vier von fünf der weltweit knapp 1900 Teilnehmenden halten deutsche Gewerbeimmobilien für teuer (siehe Grafik). Wird etwa für Märkte wie die Vereinigten Staaten, Großbritannien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Singapur und Australien zwei Jahre nach Beginn der Pandemie eine wieder anziehende Nachfrage nach Büroimmobilien ermittelt, meldet RICS für Deutschland, wie für China und Hongkong, einen Rückgang. Inflation, nach unten revidierte Wachstumsaussichten, steigende Zinsen, die Pandemie, der Ukraine-Krieg sowie Probleme in den Lieferketten – in der Bundesrepublik scheinen sie stärker ins Kontor zu schlagen als andernorts. Gefragt nach Ursachen der Entwicklung nannte RICS-Deutschland-Chefin Susanne Eickermann-Riepe am Montag unter anderem ESG-Due-Diligence sowie unklare ESG-Regulierung. So stünden in der Bundesrepublik Mindeststandards für die Energieeffizienz bestehender Gebäude noch aus, welche in Großbritannien, Frankreich oder den Niederlanden bereits eingeführt worden seien.

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