Sparkassen-Gruppe

Abstriche bei Regulierung

Die Sparkassen in Deutschland sehen für sich eine wichtige Funktion bei der ökologischen Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft. Im Gegenzug fordern sie ein Ende der Niedrigzinspolitik und Abstriche bei der Regulierung.

Abstriche bei Regulierung

spe Stuttgart

Die Sparkassen-Gruppe schreibt sich eine zentrale Rolle bei der Bekämpfung der Erderwärmung zu. Helmut Schleweis spricht sogar von einer „Mission der Sparkassen im Zeitalter der Nachhaltigkeit“. Anlässlich des 7. Baden-Württembergischen Sparkassentags in Ulm, der unter dem Motto „Verantwortung übernehmen in einer Welt der Umbrüche“ stand, versprach der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), dass seine Finanzgruppe den bevorstehenden gesellschaftlichen Wandel mit ganzer Kraft unterstützen und so ihren Beitrag „für eine gute Zukunft“ leisten werde.

Schleweis machte zunächst klar, dass sowohl die Finanzwirtschaft als auch ihre Kunden angesichts der ökologischen Bedrohung ihre Geschäftspolitik ändern müssten. „Wir müssen den CO2-Ausstoß so weit reduzieren, dass sich die Menschheit nach 2030 noch erfolgreich an die neuen Klimabedingungen anpassen kann, sagte er. Nach seiner Vorstellung gilt es nun, weltweit führend im Angebot klimafreundlicher Technologien zu werden und durch Innovationen in Deutschland den Wohlstand zu sichern. Schleweis mahnte, dass dieser Prozess nur dann erfolgreich sein könne, wenn der Wandel möglichst vielen Menschen neue ökonomische und damit soziale Chancen biete.

„Schließlich betrifft die größte Zukunftsangst den sozialen Klimawandel mit seiner fortschreitenden Polarisierung und dem Auseinanderdriften der Gesellschaft“, so der DSGV-Präsident. Daher sieht er es als zentrale Zukunftsaufgaben an, ökonomische Ängste mit den Notwendigkeiten, die der Klimawandel mit sich bringt, zusammenzuführen. „Ich nenne diese gemeinsamen Zukunftsversprechen nachhaltigen Wohlstand für alle“, sagte Schleweis. Hinzu komme, dass die Finanzinstitute auch Unternehmen finanzierten, die heute noch nicht nachhaltig seien – aber sich nachvollziehbar auf den Weg gemacht hätten.

Kritik an Negativzinsen

In dieselbe Kerbe schlug Peter Schneider, Präsident des Sparkassenverbands Baden-Württemberg (SVBW), mit dem Verweis auf den Ausbau der Kreditvergabe der Sparkassen im Ländle. „Einmal mehr zeigt sich in diesen Tagen: Krisenzeiten sind Sparkassenzeiten“, sagte er. Parallel dazu aber erlebt die Finanzwirtschaft Entwicklungen, die ihr laut Schneider das Leben anhaltend schwer machen. Gemeint ist die herrschende Geldpolitik mit Negativzinsen, die die soliden, risikoarmen Kreditinstitute zunehmend auszehre. Deshalb forderte Schneider für die kommende Sitzung der EZB im Dezember ein Signal für den Ausstieg aus der Niedrigzinspolitik. Verschärfend für die Branche komme der weiter zunehmende „Regulierungswahn“ hinzu. Beispielhaft nannte Schneider die Institutsvergütungsverordnung, die verschärften Vorschriften zu Organkrediten und immer mehr Vorgaben zur Eignungsprüfung von Verwaltungsräten. Er kennzeichnete diese Vorgaben als eine „völlig unnötige Bürokratie“, mit der es den Instituten immer schwerer falle, vor allem auch wirtschaftlich erfahrene Verwaltungsrätinnen und -räte zu gewinnen. Daher rief er die Regulatoren dazu auf, den Mut aufzubringen, auch aus der Erfahrung der Krise heraus, völlig überflüssige Regulierungsvorgaben tatsächlich abzuschaffen.

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