Kreditgenossen

AGB-Urteil setzt Sparda-Banken zu

Bei den Sparda-Banken hat das Urteil des Bundesgerichtshofs zu den GebĂŒhren heftig ins Kontor geschlagen. Das Ergebnis wird dadurch sichtbar belastet. Mit der in diesem Monat beginnenden Zinswende der EuropĂ€ischen Zentralbank sollen die Negativzinsen fĂŒr die Kunden wieder abgeschafft werden.

AGB-Urteil setzt Sparda-Banken zu

sto Frankfurt

Die HĂ€lfte vom Gewinn hat es die Sparda-Banken zwar nicht gekostet, wie nach dem Urteil zu GebĂŒhrenĂ€nderungen von Banken durch den Bundesgerichtshof von der BaFin zunĂ€chst befĂŒrchtet worden war. Doch fast ein Viertel des Ergebnisses vor Steuern ging dann doch flöten bei den genossenschaftlichen Instituten. „Wir waren ĂŒberdurchschnittlich betroffen, weil wir gerade bei den im Fokus stehenden Jahren 2018 bis 2020 erstmals GebĂŒhren eingefĂŒhrt haben, so dass diese in GĂ€nze betroffen waren statt nur die Erhöhungen wie bei anderen Banken“, fĂŒhrte Uwe Sterz, Vorstand beim Verband der Sparda-Banken, am Mittwoch anlĂ€sslich der PrĂ€sentation der Jahreszahlen aus. In Summe machte das 40 Mill. aus, so dass das Ergebnis vor Steuern nur 132,4 (i. V. 126,6) Mill. Euro erreichte.

Drei Viertel der Summe waren entgangene ProvisionsertrĂ€ge, das restliche Viertel machte der Aufwand aus, von den Kunden nachtrĂ€glich die explizite Zustimmung zu den neuen GebĂŒhren einzuholen. Das BGH-Urteil im FrĂŒhjahr 2021 hatte mit dem bislang ĂŒblichen Vorgehen der Banken vorerst Schluss gemacht, dass das Schweigen der Kunden nach Änderungen der Allgemeinen GeschĂ€ftsbedingungen (AGB) als Zustimmung zu werten ist. Durch das Urteil konnten Kunden die somit zu Unrecht erhobenen GebĂŒhren zurĂŒckverlangen.

Die elf Sparda-Banken hatten in der Vergangenheit kostenfreie Kontomodelle als zentralen Markenkern und haben erst in jĂŒngster Zeit wegen der EZB-Negativzinsen GebĂŒhren eingefĂŒhrt – mit Ausnahme der Sparda-Bank Hessen. Weitere außerordentliche Belastungen verursachte 2021 auch der Streit um die PrĂ€miensparvertrĂ€ge, fĂŒr die 25 Mill. Euro zurĂŒckgestellt wurden. Die Abschaffung des einstigen Sparda-Kernprodukts kostenloses Girokonto kostete die Institute auch Kunden und Mitglieder. Die Zahl der Kunden fiel um rund 100 auf unter 4 000, die Zahl der Mitglieder in Ă€hnlichem Umfang auf rund 3 300. Zum RĂŒckgang habe auch die EinfĂŒhrung von Negativzinsen beigetragen, die die Sparda-Banken nun wieder abschaffen wollen mit der erwarteten Zinserhöhung der EZB. Im laufenden Jahr blieb die Kundenzahl bislang stabil.

Operativ profitierten die Sparda-Banken vor allem vom Fondsboom. Der ProvisionsĂŒberschuss erhöhte sich vor allem daher um 7,1 % auf 284,2 Mill. Euro. Der ZinsĂŒberschuss stagnierte bei 878,7 Mill. Euro. Die Belastungen durch die Negativzinsen der EZB lag bei 27,7 Mill. Euro, wĂ€hrend durch Verwahrentgelte von Kunden nur 7,5 Mill. Euro eingenommen wurden.

Das Bewertungsergebnis wurde von Auflösungen in der Kreditvorsorge bei gleichzeitigen Belastungen im eigenen Wertpapierbestand aufgrund des gestiegenen Marktzinses geprĂ€gt. Unterm Strich verblieb aber ein positives Bewertungsergebnis von 43,4 (−17,8) Mill. Euro. Hohe Belastungen gab es auch durch die IT-Transformation, die sich im außerordentlichen Ergebnis von −13,7 (−29,7) Mill. Euro zeigen. Ein Teil der Gruppe ist zum zentralen genossenschaftlichen IT-Dienstleister Atruvia gewechselt. Die verbliebenen sieben Adressen tauschen das Kernbankensystem, nachdem der französische IT-Dienstleister Sopra Steria die Sparda-Datenverarbeitung ĂŒbernommen hatte, die heute Sopra Financial Technology heißt.

Eine konkrete Prognose fĂŒr das laufende Jahr gab es nicht. Operativ laufe es gut, versicherte Sterz. FĂŒr das wichtige GeschĂ€ftsfeld Baufinanzierungen gab Michael VoigtlĂ€nder, Leiter des Kompetenzfelds FinanzmĂ€rkte und ImmobilienmĂ€rkte des IW Köln, Hoffnung. Zwar sei der Boom bei Wohnimmobilien wegen fallender Reallöhne und steigender Zinsen erst einmal vorbei. „Auf den Boom folgt aber kein Crash, sondern eher eine Phase mit langsamen oder stagnierenden Mieten und Preisen“, prognostizierte er.

Sparda-Banken
Kennzahlen nach HGB
in Mill. Euro20212020
ZinsĂŒberschuss878,7879,9
ProvisionsĂŒberschuss284,2265,3
Verwaltungsaufwand937,5927,5
Sonstiges betriebliches Ergebnis  −3,3  16,7
Bewertungsergebnis43,4−17,8
Außerordentliches Ergebnis   −13,7  −29,7
Ergebnis vor Steuern132,4126,6
JahresĂŒberschuss55,270,7
Filialen (Anzahl) 310344
Mitarbeiter (Anzahl)46864714
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