Assekuranz

Versicherer kappen Wachstumsziele

Schon früh im Jahr müssen die Versicherer ihre Wachstumserwartungen revidieren. Die allgemeine Teuerung drückt auf die Nachfrage. Eine Sparte steht besonders unter Druck.

Versicherer kappen Wachstumsziele

Die deutschen Versicherer sind nach nur drei Monaten mit ihrer Prognose für das laufende Jahr deutlich zurückgerudert. Die Branche rechnet jetzt noch mit einem kleinen Beitragsplus von 0,4%. „Mit Blick auf die hohe Inflation und die anhaltenden geopolitischen Unsicherheiten wäre das ein achtbares Ergebnis“, kommentierte der Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), Jörg Asmussen. Im Januar allerdings war die Assekuranz noch von einem Wachstum von 3% ausgegangen. Für den Dämpfer der Erwartungen ist vor allem eine Sparte verantwortlich: „Hintergrund des nun schwächeren Ausblicks ist die Entwicklung in der Lebensversicherung“, erläuterte Asmussen. Die größte Sparte im deutschen Markt dürfte im zweiten Jahr in Folge signifikant schrumpfen. Nach einem Beitragsrückgang von 6% im vergangenen Jahr prognostiziert der GDV jetzt ein Minus von 5,5%. Asmussen führt das auf die realen Einkommensrückgänge und die ungewöhnlich hohe allgemeine Unsicherheit zurück. Ähnlich wie 2022 wird auch im laufenden Turnus eine deutlich schwächere Entwicklung bei den Einmalbeiträgen erwartet.

Versicherer kappen Wachstumsziele

Lebensversicherung unter Druck – Unsicherheit belastet Nachfrage – Marktführer verlieren

ak Düsseldorf

Schwache Autoversicherer

Auch die Schaden- und Unfallversicherer blicken etwas pessimistischer auf 2023 – allerdings fällt bei ihnen die Prognosekürzung erheblich geringer aus. Sie rechnen jetzt mit eine Steigerung der Beitragseinnahmen von 5,7%, zuvor lag die Prognose bei rund 6%. Der revidierte Ausblick im Vergleich zum Jahresstart geht auf die Entwicklung bei den Kfz-Versicherern zurück, die laut GDV einen unerwartet schwachen Start ins Jahr 2023 verzeichneten. Sie vereinen mehr als Drittel der Beitragseinnahmen in der Schaden- und Unfallversicherung auf sich und sind damit die mit Abstand größte Sparte in diesem Bereich. Im vergangenen Jahr sammelten sie gut 29 Mrd. Euro ein.

Der Grund für das dennoch erwartete Beitragsplus in der gesamten Schaden- und Unfallversicherung sind weniger steigende Vertragszahlen, sondern vor allem inflationsbedingte Summenerhöhungen in der Sachversicherung. So machen sich zum Beispiel in der Wohngebäudeversicherung die Preissteigerungen besonders bemerkbar, da die Versicherungsbeiträge hier an den Baupreisindex gekoppelt sind. Im Januar hatte der GDV für die Wohngebäudeversicherung ein Beitragsplus von 16% vorausgesagt. In der privaten Krankenversicherung bleibt der Verband bei seiner bisherigen Prognose von 3,5% Beitragswachstum für 2023.

Sollte der GDV Recht behalten mit seiner Prognose, schafft die Branche insgesamt die Trendwende knapp. Denn im vergangenen Jahr waren die Einnahmen der Versicherer erstmals seit vielen Jahren um 0,6% gesunken. Die Branche verzeichnete 224 Mrd. Euro Beitragseinnahmen. Die Lebensversicherer als größte Sparte waren 2022 wieder unter die Marke von 100 Mrd. Euro gerutscht. Von rund 97 Mrd. Euro entfielen knapp 31 Mrd. Euro auf die seit Jahren rückläufigen Einmalbeiträge.

Die beiden Marktführer in der deutschen Assekuranz hatten Marktanteile verloren. Allianz und R+V büßten beide über alle Sparten hinweg jeweils gut 3% ein. Die Allianz bleibt mit Beitragseinnahmen von 37,4 Mrd. Euro in ihrem Heimatmarkt jedoch uneinholbar vorne. Sie kommt damit auf einen Marktanteil von knapp 17%. Die R+V schafft gerade einmal 7% im nach wie vor zersplitterten deutschen Versicherungsmarkt.

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