Aktionäre der Credit Suisse verweigern Entlastung
Reuters/dpa Zürich
Schlappe für die Credit-Suisse-Spitze: Die Aktionäre der krisengeplagten Schweizer Großbank verweigern dem Verwaltungsrat und der Konzernleitung die Entlastung für das Geschäftsjahr 2020. Auf der Generalversammlung vom Freitag sprachen sich fast 60% der Eigner gegen eine Entlastung aus. Mit dem in der Schweiz seltenen Misstrauensvotum folgten die Anleger der Empfehlung der großen Stimmrechtsvertreter Institutional Shareholder Services (ISS) und Glass Lewis und machten ihrem Unmut über eine Reihe von Skandalen und der schlechten Geschäftsentwicklung in den beiden Vorjahren Luft.
Die Entlastung für das Jahr 2020 war vor zwölf Monaten wegen der Debakel um den Hedgefonds Archegos und Finanzdienstleiter Greensill Capital zunächst ausgeklammert worden. Für 2021 erteilten die Aktionäre die Entlastung, wenn auch mit niedrigen 77,5%.
Er nehme den Entscheid mit Bedauern zur Kenntnis, sagte Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann. „Der Verwaltungsrat wird dieses Thema in den kommenden Sitzungen aufnehmen und allfällige weitere Schritte diskutieren.“
Unmittelbare rechtlichen Konsequenzen hat das Votum nicht. Nach Schweizer Recht können nun Aktionäre eine sogenannte Verantwortlichkeitsklage einreichen. Das Votum macht es also tendenziell für Investoren einfacher, im Nachgang noch zu klagen. Der Rivalin UBS hatte die Aktionäre in den letzten Jahren bereits zwei Mal die Entlastung verweigert. 2010 stimmten die Aktionäre rückblickend über die Jahre der Finanzkrise ab – und stimmten für das Jahr 2007 gegen eine Entlastung.
Damals stand die größte Schweizer Bank am Rande des Zusammenbruchs. Die Credit Suisse ist gegenwärtig zwar nicht existenziell bedroht. Aber eine lange Liste von Skandalen und Fehlschlägen im Geschäft haben die Bank ihren Ruf und die Aktionäre viel Geld gekostet. „Was ist falsch gelaufen?“, fragte ein Kleinaktionär auf der Generalversammlung. „Wenn eine schlechte Nachricht vorbei ist, kommt gleich die nächste.“
Lehmann räumte ein, dass das Vertrauen von Kunden, Mitarbeitern, Regulatoren und Investoren gelitten habe. „Ja, die Bank ist in einem Formtief. Und ja, wir brauchen fundamentale Veränderungen“, sagte. Credit Suisse wolle nun alles tun, um aus eigener Kraft dauerhaft zu Stabilität und Erfolg zurückzufinden. Konzernchef Thomas Gottstein sprach Lehmann sein Vertrauen aus.