Hohe Kursverluste nach Quartalszahlen

Aktionäre verlieren Geduld mit Deutscher Bank

Bei der Deutschen Bank macht die Postbank-Abschreibung ein weiteres Aktienrückkaufprogramm unwahrscheinlich. Die Aktionäre der Großbank haben genug und verkaufen. Folge ist ein Kurssturz.

Aktionäre verlieren Geduld mit Deutscher Bank

Aktionäre verlieren Geduld mit Deutscher Bank

Eigenkapitalrendite fällt nach Abschreibung hinter internationale Konkurrenz zurück

phh Frankfurt

Die Deutsche Bank hat im zweiten Quartal ihre Erträge gesteigert, ihre Kosten im Griff und konnte im operativen Geschäft abliefern. Zwar kam die Unternehmensbank ertragsseitig kaum vom Fleck und die Privatbank musste rückläufige Erträge verkraften. Doch vor allem die Investmentbank sendete nach vielen schwierigen Quartalen im Emissions- und Beratungsgeschäft positive Signale und konnte ihre Erträge steigern – wie auch das Assetmanagement.

Trotzdem haben Aktionäre am Mittwoch nach Vorlage der Geschäftszahlen für das zweite Quartal ihre Deutsche-Bank-Aktien im großen Stil auf den Markt geworfen. In der Spitze ging es für den Aktienkurs um über 8% nach unten. Zum Vergleich: Die Papiere der italienischen Unicredit und der französischen BNP Paribas, die am selben Tag ihre Quartalszahlen veröffentlichten, gaben nur minimal nach.

Deutsche Bank hat wohl keinen Spielraum für weiteres Aktienrückkaufprogramm

Deren Aktionäre mussten aber auch keine 1,3 Mrd. Euro schwere Rückstellung für einen uralten Rechtsstreit im Zuge der Postbank-Übernahme verdauen, der im zweiten Quartal zu einer negativen Rendite auf das den Aktionären zurechenbare Eigenkapital (RoTE) von minus 1% führte. Es war zwar bekannt, dass die Rückstellung anfällt, und Analysten hatten im Vorfeld prognostiziert, dass er möglicherweise zu einem Quartalsverlust führen wird.

Finanzchef James von Moltke deutete in einer Telefonschalte am Mittwoch aber an, dass in diesem Jahr wohl kein weiteres Aktienrückkaufprogramm erfolgen wird. Angesichts der verlorenen 1,3 Mrd. Euro dürfte es die Bank schwer haben, den Rückkauf von der EZB genehmigt zu bekommen. Es sei denn, die Richter entscheiden in dem Urteil wider Erwarten doch noch zugunsten der Bank.

Peergroup schlägt Deutsche Bank bei Eigenkapitalrendite klar

Negative Überraschungen wie die unerwartete Postbank-Abschreibung erschweren es der Deutschen Bank, an der Börse gegenüber ihren Wettbewerbern verlorenen Boden gutzumachen. Auch ohne die Abschreibung schneidet die Deutsche Bank im zweiten Quartal mit einer bereinigten Eigenkapitalrendite von dann 6,9% deutlich schlechter ab als ihre europäische und amerikanische Peergroup.

Die BNP Paribas weist zum Halbjahr einen RoTE von 12,5% aus, die Unicredit sogar 19,8%. Die britische Barclays legt ihre Zahlen zwar erst am 1. August vor, erzielte im ersten Quartal aber 12,3%. Und auch die großen US-Wettbewerber sind der Deutschen Bank mit Blick auf die Eigenkapitalrendite um Längen voraus. Goldman Sachs kam im zweiten Quartal auf 11,6%, Morgan Stanley auf 17,5%, und Aktionäre des Branchenprimus J.P. Morgan erreichten auf ihr Eigenkapital gar eine Rendite von 28%.

Nebenstehender Kommentar Berichte Seiten 7 und 8
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