Compliance

Am kürzeren Hebel

Autsch! Das hatte man sich in den Doppeltürmen der Deutschen Bank anders vorgestellt. Nachdem die Neuausrichtung Früchte getragen hatte und 2020 die Ergebniswende geglückt war, ging es dem Konzern darum, die aufsichtlichen Bewacher im eigenen...

Am kürzeren Hebel

Autsch! Das hatte man sich in den Doppeltürmen der Deutschen Bank anders vorgestellt. Nachdem die Neuausrichtung Früchte getragen hatte und 2020 die Ergebniswende geglückt war, ging es dem Konzern darum, die aufsichtlichen Bewacher im eigenen Haus loszuwerden, um im Korrespondenzbankengeschäft, das mit üppigen Margen und geringer Kapitalbindung lockt, endlich auf Wachstum umzuschalten. Stattdessen hat erst die BaFin das Mandat des Sonderbeauftragten für die Prävention von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung ausgeweitet, und nun droht auch die US-Notenbank dem Haus mit einer Geldbuße wegen anhaltender Compliance-Mängel.

Diese können in den USA teuer werden, wie 2016 die vom US-Justizministerium­ ventilierte Forderung von anfangs 14 Mrd. Dollar wegen krummer Hypothekengeschäfte zeigte. Doch selbst wenn die Bank eine Buße aus der Portokasse bezahlen könnte, falls es überhaupt dazu kommen sollte: Schwerer wiegt der Effekt für die Reputation. Die Interventionen von BaFin und Fed lassen das Bild einer Deutschen Bank entstehen, die es auch nach Jahren größter Anstrengung nicht vermag, effektive Kontrollen gegen Geldwäsche und Finanzkriminalität zu etablieren. Das muss nicht die ganze Wahrheit sein. Der BaFin etwa geht es, wie von verschiedenen Seiten zu hören, nur mehr um Prozesse zur regelmäßigen Überprüfung von Kunden mit recht niedrigem Risiko – spektakuläre Kriminalfälle hören sich anders an. Ungleich schwerer lässt sich beurteilen, wie die Dinge in den USA liegen. Fest steht: Wenn Anfang Juli Joseph Salama als Geldwäschebeauftragter des Konzerns antritt, ist er der Sechste auf diesem Posten innerhalb von nur acht Jahren.

Vor diesem Hintergrund sollte sich die Bank, die als einzige in Europa sowohl in der Abwicklung von Euro- als auch von Dollarzahlungen Gewicht auf die Waage bringt, fragen, ob es an Personen liegt, wenn die US-Aufseher ihr ein ums andere Mal einen Schuss vor den Bug versetzen, oder an ihren Strukturen – oder ob es nicht doch eher mit Wettbewerbspolitik zu tun hat.

Von einem Markt fernhalten lässt sich ein unliebsamer Spieler schließlich nicht nur mit Bußen, sondern auch mit einer Folge von dessen Beschäftigte lähmenden Direktiven. Setzt sich in den Doppeltürmen der Eindruck durch, dass die Bank in den USA, wie manches europäische Institut zuvor, keinen Fuß auf den Boden bekommen wird, sollte das Management Konsequenzen ziehen. Wer am längeren Hebel sitzt, liegt auf der Hand.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.