Genossenschaftsbank

Apobank muss an die Kosten ran

Der neue Chef der Apobank hat eine Mammutaufgabe vor sich. Es gilt Vertrauen in Kundschaft und Belegschaft zurückzugewinnen und zugleich auf der Kostenseite Hand anzulegen.

Apobank muss an die Kosten ran

ab Köln – Die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (Apobank) hat allen Personalturbulenzen zum Trotz das abgelaufene Geschäftsjahr mit einem eigenen Angaben zufolge „befriedigenden“ Ergebnis abgeschlossen. Wenngleich sich der seit März amtierende Vorstandschef Matthias Schellenberg bei der Bilanzvorlage noch nicht ins strategische Konzept blicken ließ, steht fest, dass der ein­geschlagene Transformationspfad überarbeitet und beschleunigt wird. Das Ergebnis soll nach dem Sommer vorliegen. Dass das größte genossenschaftliche Primärinstitut vor allem ein Kostenproblem hat, ist bekannt. Zwar konnte der Verwaltungsaufwand im abgelaufenen Turnus stabilisiert werden, die Kosten-Ertrag-Relation von 79,4% (i.V. 81,2%)  ist dauerhaft jedoch nicht tragfähig. „Es ist offensichtlich, dass wir hier noch besser werden müssen“, räumte Finanz- und IT-Vorstand Holger Wessling ein. Mittelfristig strebt die Apobank eine Cost-Income-Ration von weniger als 70% an. Gemäß der bestehenden Planung sollte das Ziel 2025 erreicht werden. Konkreter will die Bank im Herbst werden.

Im laufenden Turnus soll der Verwaltungsaufwand allerdings nur stabil gehalten werden. Zur Begründung verwies Wessling darauf, dass durch die missglückte IT-Migration vor zwei Jahren zahlreiche andere IT-Themen – Stichwort: Prozessoptimierung – auf der Strecke geblieben sind. Im abgelaufenen Geschäftsjahr war die Apobank im Zusammenhang mit dem Wechsel auf das neue Kernbankensystem noch einmal mit Nachlaufkosten von 10 Mill. Euro konfrontiert gewesen.

Zugleich gilt es, das Vertrauen von Mitgliedern und Kunden nach der verpatzten IT-Migration zurückzugewinnen. Entsprechend winkt den Mitgliedern in diesem Jahr eine Dividende von 7%. Darin enthalten ist auch die im Vorjahr angekündigte, aber aus regulatorischen Gründen nicht ausgeschüttete Dividende für 2020 von 4%. Der Betrag war als Gewinnvortrag in das Geschäftsjahr 2021 mitgenommen worden. Mithin werden für den abgelaufenen Turnus 3% ausgekehrt. Ob das reichen wird, um den sich abzeichnenden Mitgliederschwund abzubremsen, muss sich erst noch zeigen. Per Ende 2021 wurden 115239 Mitglieder gezählt, ein Minus von 0,7%. Es war der erste Rückgang seit zehn Jahren.

Ob die Kundenzahl eine ähnliche Entwicklung nahm, ist nicht be­kannt. Hier gebe es erst im Sommer aktuelle Zahlen, da die Systematik im neuen Kernbankensystem noch nicht abschließend festgelegt sei, sagte Wessling, fügte aber an: „Wir nehmen keine massive Kundenabwanderung wahr.“

Nachdem die Bank im Vorjahr noch einen satten Zuwachs im Zinsüberschuss verzeichnet hatte – nicht zuletzt aufgrund von Ausschüttungen aus Spezialfonds, die zur Finanzierung der IT-Migration genutzt wurden –, gab dieser 2021 um fast 9% nach. Dafür gab es eine Reihe von Gründen, allen voran das Niedrigzinsniveau in Kombination mit der anhaltenden Einlagenflut (siehe Grafik). Um der Einlagenflut Herr zu werden, wird die Apobank künftig Strafzinsen auf private Einlagen erheben, der Freibetrag liegt bei 100000 Euro. Zugleich hat die Apobank nach den Angaben auf nicht profitables privates Baufinanzierungsgeschäft verzichtet, so dass das Kreditneugeschäft um 0,6 auf 5,2 Mrd. Euro zurückging.

Letztlich verbesserte sich das Teilbetriebsergebnis vor Risikovorsorge um knapp 2%. Dank geringerer Risikovorsorge legte das Betriebsergebnis vor Steuern um 12 % zu. Ein höherer Steueraufwand vereitelte einen Zuwachs im Jahresüberschuss. In diesem Jahr sollen Zins- und Provisionsüberschuss ausgebaut werden, so dass der Gewinn wächst.

Apobank
Kennzahlen nach HGB
in Mill. Euro20212020
Zinsüberschuss685750
Provisionsüberschuss193184
Verwaltungsaufwand715721
Sonst. betriebl. Aufwand und Ertrag       25      −29
Teilbetriebsergebnis vor Risikovorsorge      188      185
Risikovorsorge (operativ)1440
Risikovorsorge (Reserve)5033
Betriebserg. vor Steuern124111
Jahresüberschuss6565
Cost-Income-Ratio (%)79,881,2
Kernkapitalquote (%)15,916,3
Bilanzsumme (Mrd.)67,459,4
Kundeneinlagen (Mrd.)37,133,2
Kundenkredite (Mrd.)37,838,2
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