Argos Wityu zielt mit Mittelstandsfonds auf Dekarbonisierung
Im Podcast
Argos Wityu zielt auf Dekarbonisierung
Bis zu zwölf Investments geplant – Dekarbonisierungsziel beeinflusst Vergütung
Bei Transaktionen ist das Timing oft entscheidend. Der Private-Equity-Investor Argos Wityu hatte den Faktor auf seiner Seite, als er im Januar das Final Closing seines Climate Action Fonds verkündete – noch vor dem stärker werdenden ESG-Backlash. Mit 337 Mill. Euro hat Argos das Zielvolumen um 12% übertroffen. Über das Timing war er „absolut erleichtert“, sagt Partner Fabian Söffge im Podcast „Nachhaltiges Investieren“ der Börsen-Zeitung.
Argos Wityu plant bis zu zwölf Investments
Argos Wityu versteht den Climate Action Fonds nicht als Impact-Fonds, sondern als Buyout-Fonds mit einem Fokus auf Dekarbonisierung und Mittelstand. „Ungefähr zwei Drittel der Emissionen in Europa werden durch mittelständische Unternehmen verursacht“, sagt Söffge. Etwa zehn bis zwölf Investments soll der Fonds tätigen, der „Sweet Spot“ liegt bei 30 bis 40 Mill. Euro Equity und Unternehmenswerten um die 100 Mill. Euro. Die Unternehmen sollen einerseits eine attraktive finanzielle Entwicklung erwarten lassen, zudem soll über Dekarbonisierung zusätzlicher Wert generiert werden. „Wir reden oft über energieintensive Industrien, wo jede Kilowattstunde Gas, die ich einsparen kann, schlichtweg Geld spart, aber natürlich auch Emissionen“, sagt Söffge.
Argos hat 13 Industrien identifiziert, bei denen der Investor die Möglichkeit zur Dekarbonisierung sieht, und mehr als 100 mögliche Ansätze zusammengetragen. Die ersten Investitionen sind breit gestreut: ein französischer Umzugsdienstleister, ein italienisches Logistikunternehmen, ein Sirup-Produzent und ein Wäschedienstleister. Nach Abschluss einer Transaktion entwickelt der Investor mit dem Unternehmen einen 100-Tage-Plan. Die Managementteams seien sich der Chancen durch Dekarbonisierung durchaus bewusst, beobachtet Söffge. „Es fehlt einfach an Zeit, an Ressourcen, an Wissen und nicht zuletzt auch an finanzieller Power, um dann diese Maßnahmen umzusetzen.“
Artikel-9-Fonds mit Transitionsfokus
Der Fonds ist ein Artikel-9-Fonds, auch wenn die Unternehmen darin noch in der Transitionsphase sind. „Unsere Unternehmen werden am Ende der Haltedauer auch keine Enabler sein, sondern sie werden weniger grau sein“, sagt Söffge. Konkret soll die CO2-Intensität der Portfoliounternehmen jedes Jahr um mindestens 7,5% sinken. Das setzt voraus, dass die Unternehmen zum Start der Investitionsphase noch einiges an Emissionen vorweisen.
Etwa 10.000 bis 15.000 Tonnen an Emissionen sollte ein Mittelständler mitbringen, damit der Dekarbonisierungsansatz aufgeht. „Wenn ich weiter runtergehen würde, hat es irgendwann auch einen Greenwashing-Charakter“, sagt Söffge. Das Dekarbonisierungsziel ist auch für die Fondsmanager wichtig: Ein Viertel der Übergewinnansprüche („carried interest“) ist daran gekoppelt, ebenso die Bonus-Elemente in der Vergütung der Unternehmensmanager. „So wollen wir einfach komplett interessensgleich handeln und agieren.“
Gesprächsfäden zu neuen Investorengruppen
Der neue Ansatz hat Argos auch Gesprächsfäden über die bestehende Investorenbasis hinaus eröffnet, berichtet Söffge, beispielsweise zu Investoren in den Nordics. Dort gebe es manche, „die nehmen den Hörer nicht ab, wenn sie nicht Artikel 9 sind, und das waren unsere Produkte vorher nicht.“ Anders sieht dies derzeit auf der anderen Seite des Atlantik aus. „Wir haben auch nur europäische Investoren in dem Fonds“, berichtet Söffge. Dies dürfte bis auf weiteres so bleiben, vermutet er. „Aufgrund des aktuellen Umfelds sehe ich mittelfristig keine Besserung, was den US-Markt betrifft.“
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