Auf Kurs zum Jahresziel
mic München
Die Allianz ist auf Kurs zu ihrem Jahresziel eines operativen Gewinns von 13,4 Mrd. Euro plus/minus 1 Mrd. Euro. „Wir sind zuversichtlich, die Mitte des Outlooks zu erreichen“, sagte Finanzvorstand Giulio Terzariol in einer Analystenkonferenz. In den ersten sechs Monaten stieg der operative Gewinn um 1,2% auf 6,7 Mrd. Euro (siehe Tabelle). Von April bis Ende Juni habe man mit 3,5 Mrd. Euro das beste zweite Quartal in der Geschichte des Versicherers erreicht, betonte Terzariol. Preiserhöhungen und operativ verbuchte Kursgewinne auf inflationsgesicherte Anleihen jeweils in der Schaden- und Unfallversicherung sorgten für Rückenwind.
Aus der Invasion in der Ukraine erwarte man aktuell keinen Effekt, der den Ausblick gefährde, heißt es im Halbjahresbericht. Terzariol erklärte, die Kosten des Teilrückzugs aus Russland von rund 400 Mill. Euro – die Allianz gibt die Mehrheit der Anteile an dem Geschäft ab – würden verbucht, wenn die regulatorische Genehmigung vorliege. Vielleicht werde dies im dritten Quartal der Fall sein. Auf die Frage, ob irgendwann wieder die Mehrheit übernommen werden könnte, sagte er: „Nein.“
Während das Geschäft operativ florierte, brach der Nettogewinn im Halbjahr um die Hälfte auf 2,5 Mrd. Euro ein – davon entfallen 2,3 Mrd. Euro auf die Anteilseigner. Die Vergleiche im Verfahren um Structured-Alpha-Fonds hatten im ersten Quartal 1,9 Mrd. Euro gekostet, im zweiten Quartal kamen 140 Mill. Euro für die Abfindungen von rund 200 Beschäftigten im nordamerikanischen AGI-Geschäft hinzu, die vom neuen Eigentümer Voya Investment nicht übernommen werden.
Sammelklage läuft
Laut Halbjahresbericht sind inzwischen alle US-Klagen im Hinblick auf Spezialfonds zurückgenommen worden. Allerdings sei noch eine Sammelklage anhängig, die von einem Investor eines Publikumsfonds eingereicht wurde. „Die Allianz strebt eine zeitnahe Lösung mit den verbleibenden Fondsinvestoren an“, heißt es im Bericht.
Für den Rückgang des Nettogewinns im zweiten Quartal, der mit 23% auf 1,7 Mrd. Euro (auf Anteilseigner entfallend) die Analysten im Schnitt negativ überraschte, sorgten vor allem hohe Belastungen infolge der Turbulenzen an den Kapitalmärkten. Inklusive der gestiegenen Restrukturierungsausgaben verursachten sie im Vergleich zum Vorjahresquartal einen nichtoperativen Negativswing von rund 1 Mrd. Euro. Im zweiten Quartal rutschten realisierte Verluste, Abschreibungen und Zeitwert-Erträge auf Vermögenswerte/Verbindlichkeiten mit −600 Mill. Euro tief in den negativen Bereich (siehe Grafik). Allein die Umstellung auf eine Hyperinflations-Rechnungslegung in der Türkei habe 0,1 Mrd. Euro gekostet, sagte Terzariol.
Deutsche Sach-Sparte floriert
Die Abschreibungen, die mit 282 Mill. Euro den höchsten Wert seit dem ersten Quartal 2020 und damit seit Beginn der Corona-Pandemie erreichten, relativierte Terzariol: „Die Wertberichtigungen im zweiten Quartal werden nicht von einer echten Verschlechterung der Kreditqualität getrieben.“ Sie resultieren vielmehr, wie er Analysten erklärte, zur Hälfte aus Anleihen, die in Investmentfonds lägen. Diese müssten exakt nach den Regeln für Aktien wertberichtigt werden, wie er im Gespräch mit Journalisten erläuterte: wenn die Position neun Monate lang in der Verlustzone sei oder einen Wertverlust von mehr als 20% aufweise. Dies habe angesichts des starken Zinsanstieges auch Bundesanleihen getroffen, die den Wert im Laufe der Zeit aufholen würden.
Im nächsten Jahr würden neue IFRS-Regelungen, die eine Zeitwert-Verbuchung der Wertpapiere festschreiben, zu einer höheren Volatilität in manchen Positionen führen, warnte Terzariol. Um diese Effekte zu eliminieren, werde die Allianz dann einen angepassten Nettogewinn einführen.
Der Umsatz stieg im zweiten Quartal, bereinigt um Wechselkurs- und Konsolidierungseffekte, um 3,6% auf 37,1 Mrd. Euro. In der Sachsparte verdreifachte sich das Wachstum auf 11,1%, getrieben von um 5,8% erhöhten Preisen. Das operative Ergebnis wuchs sogar um 21% und fing die Einbußen der beiden anderen Sparten auf. In der Lebensversicherung sank die Kapitalanlagemarge, die Neugeschäftsmarge war aber mit 4,1% extrem hoch. Das Asset Management litt unter einem seit Ende März um 6% gesunkenen verwalteten Vermögen. Die Nettomittelabflüsse betrugen 34 Mrd. Euro.
In Deutschland legte die Sachsparte im Quartal um 7,4% auf 2,2 Mrd. Euro zu, sie verdoppelte ihr Ergebnis auf 346 Mill. Euro bei einer niedrigen Combined Ratio von 91,3%. Dabei war die Kostenquote mit 22,2% hervorragend (Jahr 2021: 23,7%). Der deutsche Lebensversicherer schrumpfte um 1% auf 5,4 Mrd. Euro, der operative Gewinn sank wegen reduzierter Hedging-Erträge um ein Drittel auf 206 Mill. Euro.
Allianz | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
1. Halbjahr | ||
in Mill. Euro | 2022 | 2021 |
Umsatz (Mrd.) | 81,2 | 75,7 |
Operatives Ergebnis | 6 733 | 6 655 |
Schaden/Unfall | 3 022 | 2 871 |
Leben/Kranken | 2 336 | 2 495 |
Asset Management | 1 601 | 1 572 |
Corporate u. Sonstiges | −233 | −278 |
Ergebnis vor Steuern | 3 359 | 6 614 |
Ertragsteuern | 880 | 1 573 |
Periodenergebnis1 | 2 479 | 5 040 |
Ergebnis je Aktie (Euro) | 5,28 | 11,47 |
Eigenkapital (Mrd.) | 56,4 | 77,7 1, 2 |
Combined Ratio3 (%) | 94,1 | 93,4 |
1) ohne Anteile anderer Gesellschafter 2) zum 31. Dezember; 3) Schaden-Kosten-Quote in der Schaden-/UnfallsparteBörsen-Zeitung |