EY-Bankenbarometer

Banken drehen an der Gebührenschraube

Angesichts der steigenden Inflation gepaart mit höheren Zinsen steigen bei vielen Banken die Gebühren, wie aus einer Umfrage von EY hervorgeht. Zugleich werden weiter Filialen abgebaut, um Kosten zu sparen.

Banken drehen an der Gebührenschraube

kb Frankfurt

Die Zinsen steigen und damit auch die Gebühren der Finanzinstitute für alle Kunden, von Privatpersonen über Häuslebauer bis hin zu Unternehmen. 52% der Banken in Deutschland gehen davon aus, in diesem Jahr die Konditionen bei Firmenkrediten nach oben anpassen zu können, bei Immobilienkrediten sollen die Zinsen sogar nach Meinung von 57% der Bankmanager steigen. Dies geht aus dem aktuellen „Bankenbarometer“ der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young) hervor. Für die Studie wurden 120 Finanzinstitute in Deutschland befragt, davon 109 Banken und elf Fintechs.

Auch Privatkunden werden von einer Welle von Gebührenerhöhungen nicht verschont. 15% der Institute haben in diesem Jahr bereits Gebühren für Girokonten erhöht, weitere 34% planen dies derzeit, wie aus der Studie weiter hervorgeht. Überweisungen sind bereits bei 12% der Banken teurer geworden, bei 28% steht dieser Schritt noch bevor. Die Gebühren für Abhebungen sind ebenfalls bei 12% der Banken gestiegen, 21% planen Gebührenerhöhungen für diese Dienstleistung.

Zudem soll die Vergabe von Krediten an Unternehmen insgesamt re­striktiver gehandhabt werden. 30% der Bankmanager erwarten eine restriktivere Kreditvergabe, nur 6% sehen eine gegenteilige Entwicklung. Dennoch bleiben die Aussichten im Geschäft mit Firmenkunden der Umfrage zufolge gut: 86% der Bankmanager bezeichnen die Ge­schäftsperspektiven in diesem Segment als gut oder eher gut.

Die gestiegene Inflation wird das Geschäft der Finanzinstitute auch in anderen Bereichen beeinflussen. So erwarten 73% der befragten Banken inflationsbedingt vor allem eine höhere Nachfrage nach Aktien und Fonds, bei Fintechs sind dies lediglich 20% (siehe Grafik). Parallel dazu rechnen 40% damit, dass weniger Geld auf Tages- und Festgeldkonten angespart wird.

„Es geht auch digital“

Während steigende Zinsen und Provisionen den Ertrag steigern können, drehen Banken weiter an der Kostenschraube. Dabei wird vor allem das Filialnetz ins Visier genommen, wie die EY-Umfrage zeigt. 80% der befragten Bankmanager rechnen damit, dass die Zahl der Bankfilialen in Deutschland bis 2025 um mindestens 20% sinken wird. „Eine Lehre aus der Pandemie ist: Es geht auch digital. Die Kunden sind immer mehr bereit, ihre Bankgeschäfte online zu tätigen“, erklärt Robert Melnyk, Leiter des Bereiches Banken und Kapitalmärkte bei EY.

Der Personalabbau verläuft in der Branche nicht ganz einheitlich. Bei 29 % der befragten Banken wird mit einem Rückgang der Beschäftigtenzahl in den kommenden sechs Monaten gerechnet – dem stehen 25 % mit einer steigenden Anzahl an Beschäftigten gegenüber. „Es gibt keinen generellen Stellenabbau mehr in der Bankenbranche“, konstatiert Thomas Griess, Managing Partner Financial Services Deutschland bei EY. „Für Banken ist die Einhaltung der immer umfangreicheren aufsichtsrechtlichen Vorgaben und der Schutz der IT-Infrastruktur überlebenswichtig – dementsprechend wird hier nicht gespart“, sagt Griess.

Bei der direkten Kundenbetreuung regiert hingegen nach wie vor der Rotstift: 41 % der Befragten erwarten Stellenkürzungen im sogenannten Front Office – nur 18 % der Bankmanager rechnen in diesem Bereich mit Neueinstellungen. Einer der Bereiche, in denen die Banken mehr Expertise benötigen und voraussichtlich verstärkt investieren würden, sei ESG – also die Berücksichtigung von Kriterien aus den Bereich Umwelt (Environmental), Soziales (Social) und verantwortungsvolle Unternehmensführung (Governance).

Eine Herausforderung für Finanzinstitute ist die Vielzahl von Risiken, von denen Cyberangriffe offenbar als ganz besonders gefährlich eingeschätzt werden. 65% der Bankmanager sagen, dass Cyberrisiken eine große Bedeutung für ihr Institut haben. Noch relevanter sind aus Sicht der Branche nur die Mindestanforderungen an das Risikomanagement, abgekürzt MaRisk. Dieses Thema spielt bei 83% der Banken derzeit eine große Rolle. Gerade in geopolitisch schwierigen Zeiten sei die Finanzbranche ein beliebtes Ziel, so Melnyk. „Umso wichtiger ist es, dass Banken sich als Teil der kritischen Infrastruktur begreifen und sich bestmöglich vorbereiten und ihre Daten und ihre IT-Infrastruktur gegen Attacken absichern.“

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